Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

329 in Linz. Sein Leichnam wurde nach Steyr gebracht und von hier unter Entfaltung großer Pracht in Anwesenheit vieler Adeligen und der Bürger von Steyr in die Familiengruft in Garsten geführt. Dietmar V. war dreimal vermählt gewesen und hatte eine zahlreiche Nach­ kommenschaft, doch nur sein Sohn Wolf Siegmund aus dritter Ehe pflanzte die Linie weiter fort. Dieser vermählte sich 1592 mit Susanne von Rogendorf und nahm nach deren Ableben als zweite Gemahlin im Jahre 1613 Anna von Stuben­ berg. Er ertheilte 1585 den Müllern, 1599 den Zimmerleuten und 1622 den Schuhmachern von Neuhofen Jnnungsbriefe. Auch leiteten die Bürger von Neuhofen mit seiner Bewilligung im Jahre 1609 das Wasser vom „Diendorfergute" in den Markt. Im Bauernaufstände von 1596 empfand er sehr wohl den Vortheil, den die Lage seines inmitten schirmender Teiche und Gräben liegenden Schlosses Gschwendt bot. Am letzten November klopften die rauhen Bauernfäuste auch an sein Sckfloss- thor. Der Vauernführer Salig kam den ersten Tag der „Belägerung", wie sie es nannten, mit einer Pürstbüchse bewehrt, mit etlichen andern ins Schloss unters Thor und den Tag darauf bis auf die kleine Schlossbrücke, wo sie mit ihm unter­ handelten. Auf seinen Rath und Zulass stellte ihnen sein unterthäniger Markt Neuhofen den Gelübschein aus, worauf dann die Aufständischen abzogen. Wolf Siegmund war Kaiser Rudolfs 11., Kaiser Matthias' und Kaiser Ferdinands II. Rath, Kämmerer, Oberstjägermeister in Oberösterreich und wurde 1624 Obersthofmarschall. Zwei Jahre darauf starb er. Von seinen beiden Söhnen war Georg Dietmar vor ihm gestorben, daher Gschwendt an Georg Achaz II. übergieng. Dieser kam auch in den Besitz der Herrschaften Losenstein und Losensteinleiten, da Georg Christoph II. im Jahre 1622 mit Hinterlassung eines minderjährigen Sohnes ge­ storben war, der 1635 im Alter von 19 Jahren als der letzte der Herren von Losenstein zu Losensteinleiten verblich. Georg Achaz II. war Kaiser Ferdinands III. geheimer Rath, Landmarschall in Österreich unter der Enns, Oberstjägermeister und Oberststallmeister, und ivurde seiner Verdienste wegen in den Grafenstand erhoben. Georg Achaz, Graf zu Losen­ stein und in der Gschwendt, Herr auf Losensteinleiten, St. Peter in der Au und Süßenbrunn, bestätigte im Jahre 1631 den Zimmerleuten von Neuhofen den ihnen von seinem Vater Wolf Siegmund ertheilten Jnnungsbrief, woran er die Bedingung knüpfte, dass dieselben zu ihren gewöhnlichen Jahrtagen anstatt des Predigthörens im Gschwendtnerischen Schlosssaale in der Kirche zu Neuhofen nach altem römisch- katholischen Gebrauche, dem Amt der hl. Messe und der Predigt, als auch an dem hl. Gottsleichnamstag der Procession und anderen angestellten Gottesdiensten andächtig und eifrig beiwohnen, weswegen sie sich auch ehestens mit einer Handwerkszunftfahne zu versehen hätten. Den Brief siegelte sein Nachbar auf Weißenberg, Werner, Reichs­ graf Tserclas von Tilly und Breiteneck, Herr der Herrschaften Weißenberg, Volkers­ dorf, Stein, Brauenfels und Reichersdorf. Im Jahre 1639 gab er dem letzteren die Grund- und Vogtobrigkeit auf dem Puechmayrhof in der Ennser Pfarre, welche an trockenem Pfennigdienst 8 fl. einbrachte, und erhielt von dem Genannten dagegen den Unterthan „Weichermiller" in der Pfarre Wolfern. Georg Achaz war dreimal vermählt und hatte aus seiner zweiten Gemahlin drei und aus seiner dritten Gemahlin sechzehn Kinder. Er starb 1653 auf dem Reichstage von Regensburg. Von seinen 6 Söhnen vermählte sich nur Franz Adam u. zw. mit Maria Theresia Gräfin von Herberstein und erlangte mit ihr eine Tochter Maria Theresia, die nachgehends an Karl Ernst Grafen von Wald­ stein vermählt war; die anderen Söhne starben unverheiratet. Von denselben war Franz Anton anfangs Domherr zu Olmütz und Passau, dann Dompropst daselbst und Titularbischof von Ducia. Auch war er Coadjutor des Olmützer Bischofs'und wurde vom Kaiser in den Fürstenstand erhoben. Mit ihm erlosch im Jahre 1692 die Familie der Losensteiner. In der Losensteiner Kapelle in Garsten haben sich 15 Grabdenkmäler von ihnen erhalten, die eine Sehenswürdigkeit von Garsten

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