Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

321 welche er am 26. Juni nebst dem Kapellenlehen, dem Haus auf dem Moos, sammt dem Landgerichte und der Vogtei über Schlierbach, Kirchdorf und Wartberg von Georg von Wallsee kaufte, wurde im genannten Jahre wegen seiner Beziehungen zu König Wenzl sammt seiner ganzen Familie in Gmunden verhaftet, auf Burg Pernstein gebracht und musste nach dem Ausspruche der Schiedsrichter 24 Herrschaften — darunter Perustein und Weißenberg — herausgeben. Weißenberg gelangte nach dem um 1420 erfolgten Tode Georgs I. an seinen Sohn Wiguleus, der 1421 seinem Vetter ©eibot II. von Volkersdorf das Gut Obervolkersdorf um 1200 Pfd. Pfennige abkaufte. Wiguleus war vermählt mit Susanua von Wartenfels, die ihm das Schloss Reichersberg zubrachte, starb im Jahre 1460, in welchem Jahre auch sein Bruder Siegmund I., Erzbischof von Salz­ burg, verschied, und hinterließ vier Töchter und zwei Söhne, von welchen Sieqmund, der mit Anna von Alm vermählt war, Weißeuberg hatte. Da sein Vetter Georg III. von Volkersdorf im Dienste des Kaisers dem Georg von Stein, welcher die ihm verpfändete Herrschaft Steyr nicht herausgeben wollte, in Steyr arg zugesetzt hatte, verwüstete dieser im Jahre 1467 mit seinen böhmischen Söldnern die Volkersdorfischen Besitzungen, plünderte ihre Bauernhöfe, nahm viele ihrer Leute gefangen, schleppte dieselben nach Steyr fort und erschlug ihrer viele. 1493 war Weißenberg an die Prueschenken, später Grasen von Hardegg, verpfändet. Nach Siegmund von Volkersdorf besaß Weißenberg sein Sohn Caspar II., der sämmtliche Volkersdorfischen Besitzungen in seiner Hand vereinigte. Er war kaiserlicher Rath, von 1499 bis 1503 Burggraf zu Steyr, dann Pfleger zu Spitz und von 1510 an Landmarschall von Niederösterreich. Er und seine Nachkommen nannten sich „von Volkersdorf auf Weißenberg." Im rechten Fenster der Kirche von Pucking sieht mau sein und seiner Gemahlin Clara von Wißböck gut erhaltenes Wappen. Caspar starb 1525 und hinterließ sechs Töchter und zwei Söhne, von welchen Hans in der Jugend starb, und der andere, Wolfgang II-, der 1552 verblich, mit Apollonia von Eckarzau vermählt war und drei Söhne und drei Töchter hatte. Von seinen Söhnen erhielt Hans Caspar, der in erster Ehe mit Lucretia von Losenstein, in zweiter Ehe mit Magdalena von Prag vermählt war, die Herrschaft Weißenberg. Er baute das Schloss im Jahre 1573 fast ganz neu aus, woran die ain Erker des nörd­ lichen Theiles in Stein gehauene Jahreszahl erinnert. Da jedoch Hans Caspar int Jahre 1596 in Weißenberg, 74 Jahre alt, ohne Leibeserben verschied, so gieng sein Besitz an seinen Neffen Wolf Wilhelm von Volkersdorf über, welcher Herr der Herrschaften Weißenberg, Stein und Reichersberg, Obrister Erb-Panier des Erz­ herzogthums Österreich ob und unter der Enns, kaiserlicher Kümmerer, Rath und Landeshauptmann in Österreich ob der Enns war. Er vermählte sich 1592 mit Katharina von Lichtenstein und Nikolsburg und hatte mit ihr drei Söhne, die sämmtlich vor ihm starben, und vier Töchter. Im Jahre 1616, kurz vor seinem Tode, stiftete er das Spital zu „St. Christein." Wolf Wilhelm von Volkersdorf starb, 49 Jahre alt, am 12. December 1616 auf Schloss Weißenberg, wurde aber erst 1618 in der von ihm dort neu erbauten Familiengruft beigesetzt. Vorher hatten die Volkersdorfer ihre Familiengruft in St. Florian. Mit ihm starb das uralte Geschlecht aus. Die Volkersdorfer waren eifrige Anhänger der lutherischen Lehre gewesen, welche sich unter ihrem mächtigen Schutze allenthalben auf ihren und den umliegenden Besitzungen ausbreitete. Im nördlichen Flügel des Schlosses hängt noch der hölzerne Todtenschild des letzten Volkersdorfers. —Wolf Wilhelm von Volkersdorf hatte wohl in seinem Testa­ mente bestimmt, dass sein Besitz, sein Name und sein Wappen au den ältesten Sohn seiner ältesten Tochter übergehen sollte, welches Testament nach seinem im Jabre 1616 erfolgten Tode im Jahre 1618 auch bestätigt wurde, allein die Herrschaften Bolkersdorf, Weißen­ berg und Stein wurden 1620 confisciert und 1623 dem seiner Tapferkeit und der Er­ oberung Magdeburgs wegen bekannten kaiserlichen General Johann Tserclas Grafen von Tilly übergeben. — Im Schlosse zu Weißenberg hat sich sein Porträt mit der Überschrift „Comes de Tilly, Generalis et Expugnator Magdeburg! A. 1631“ erhalten. 21

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