Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

318 Ortolf I. hatte drei Söhne, von welchen Otto II. (1223—1239) der Begründer der Linie der Volkersdorfer von Kreuzen, Dietrich I. (1223— 1258) der Be­ gründer der Linie der Volkersdorfer von Neuhofen und Ortolf II. (1223—12UU) jener der Linie der Volkersdorfer von Volkersdors-Weißen- berg war. Ortolf ll. von Volkersdorf-Weißenberg war ein wilder, jähzorniger Mann, der das Kloster St. Florian hart bedrängte. Die Zehente von den Neu- gerenten zu Krenlsau, welche er sich widerrechtlich angeeignet hatte, musste er dem­ selben 1218 zurückstellen. Als er sich im Jahre 1250 mit seinem Bruder Dietrich I. und seinem Neffen Otto von Rohr an der Tafel des Abtes von St. Florian befand, geriet!) er mit Witigo, dem Landschreiber von Enns, in heftigen Wortwechsel, stach mit dem Messer auf ihn und machte dem tödtlich Getroffenen mit seinem Schwerte vollends den Garaus. König Ottokar von Böhmen, dessen Liebling Witigo gewesen, >var über diese Gewaltthat so entrüstet, dass er über alle drei die Strafe der Landes- verweisung, der Einziehung der Güter und der Niederreißung ihrer Burgen verhängte. Einen anderen Grund für diese harte Behandlung der Volkersdorfer ivird man ivohl darin zu suchen haben, dass die Volkersdorfer aus der Seite jener Partei gestanden ivaren, die unter Otto von Haslau und Hadmar von Lichtenberg die Berufung Ottokars nach Österreich im Jahre 1251 bekämpft hatte. Ortolf floh nach Baiern, und sein Schloss Volkersdorf mürbe dem Erdboden gleich gemacht; ein gleiches Schicksal dürste Weißenberg, ivenn dies damals schon int Besitze der Volkersdorfer war, ereilt haben. Im Jahre 1258 quittierte er dem Bischof Otto von Passau über 600 Pfd., die ihm derselbe wegen Einlösung des Schlosses Ebelsberg schuldig geworden war, ivegen welcher Schuld sie sich 1260 verglichen. Ortolf sah seine einstigen Besitzungen nicht mehr wieder, und erst unter Rudolf von Habsbnrg, dessen treueste Anhänger die Volkersdorfer ivurden, finden mir feinen ältesten Sohn Heinrich I. von Volkersdorf wieder im Lande. Dessen Vetter Bern­ hard von Wolfgerstorf und Ulrich von Viehofen erschienen im Jahre 1275 am Reichstage zu Augsburg als Abgesandte aus Österreich vor Kaiser Rudolf von Habsburg und erhoben Klage wider König Ottokar von Böhmen, dass dieser die österreichischen Länder tvider Recht und Billigkeit eingenommen und in tyrannischer Weise unter­ drückt habe, sich viel unbilliger Gewalt über der Unterthanen Leib anmaße und mancherlei Grausamkeit ausübe, viele Herren des Landes hinrichten lasse und ihrer noch etliche im Gefängnis halte, die sich auch nichts besseres als des Todes zu ver­ sehen hätten. Sie baten den Kaiser und die versammelten Reichsfürsten, seiner Tyrannei zu steuern und sich der bedrängten Länder anzunehmen. Bald darauf nahm Ottokars Herrschaft in Österreich ein Ende, und Heinrich I. von Volkersdorf erhielt im Jahre l 282 vom Grafen Albert von Habsburg als Reichs- verweser die Erlaubnis, sein zerstörtes Schloss wieder ausbauen zu dürfen unter der Bedingung, dass er von demselhen weder geistliche noch weltliche Personen bedränge und ihm und König Rudolf feste Treue bewahre. Fünf Jahre später schlossen Heinrich und sein Bruder Hartllid II. mit ihrem Vetter Konrad I von Volkersdorf zu Steyr aus der Reuhofner Linie einen Tanschvertrag, demzufolge sie demselben für ei» ungenanntes Gut ein Drittel von verschiedenen zumeist bei Steyr und Klein­ raming gelegenen Gütern überließen. Es iverden hiebei genannt: der Hof zu „Neunprnnne", der Hof zu „Ehugcloch", zwei Huben zu „Pach", der Hof zu „Ehrain­ mose", vier Huben zu „Hausleiten", drei Lehen zu „Chukching", der Zehent, der von „Otto von Erl" gehalten mürbe, des „Reiters" und des „CöbleinS" Hof, ein Lehen zu „Peheimberg", Rudolfs Lehen am „Raeut", des „Möltlers" Lehen, das Lehen des „Heinrich von Egendorf", eines am „Chiumperg", eines in der „Raubnich", eines zu „Rudwaering", zlvei die der „Frunbergaer" hält, das „Osang" Lehen, eines in der „Maincz", eins zu „Havenperg" und im „Tbal." Im Jahre 1288 gab er im Einverständnisse mit seiner Gattin Margarete StnchS von Trautmannsdorf und seinem Bruder Hartnid II. dem Kloster St. Florian 6'/« Pfd. jäbrliche Einkünfte von den

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