Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

317 mit den ausgestreckten Fingern der Rechten berührend, daneben die Halbfigur einer Frauengestalt, welche einen runden Gegenstand hält. Die untere Hälfte zeigt in einer Nische die Halbfigur einer jugendlichen Gestalt, mit einem Stabe in einer von der Linken gehaltenen Schale rührend. Von der Zeit der Erbauung des Schlosses Weißenberg ist nichts bekannt und wir vermuthen bloß, dass der in einer Urkunde des Bischofs Wolfker von Passau vom Jahre 119G für die Äbtissin des Klosters Erla an hervorragender Stelle als Zeuge angeführte „Wernhardus de Wizenberch" von demselben den Namen geführt habe. Ob und wie lange das Geschlecht der Weißenberger, von welchem zahlreiche Urkunden im oberösterreichischen Urkundenbuche zeugen, Schloss Weißenberg besaß, ist nicht sicher gestellt. Die ersten sicheren Besitzer von Weißenberg sind die Volkersdorfer, ein sehr altes, mächtiges, aber bereits ausgestorbenes Geschlecht, welches wir, da es im Lande und namentlich in unserem Bezirke zahlreiche Besitzungen hatte, an dieser Stelle etwas ausführlicher und vorzüglich in Bezug auf seine Besitzungen behandeln wollen, zumal auch Hohenecks Angaben über dieses Geschlecht bis zum 15. Jahr­ hunderte unverlässlich sind. Der erste aus diesem Geschlechte urkundlich Ge­ nannte ist Arnhalm I-, der 1082 Zeuge war, als Ntark- 'graf Otakar von Steyr die Kirche in Garsten für die in Behamberg eintauschte; des­ gleichen wird er 1100 bei der Schenkung von Hasel­ bach an Garsten genannt. Ein Arnhalm II. d. j. war 1151 Zeuge, als der Bischof Konrad von Passau einen Tauschvertrag zwischen den Klöstern Gleink und Seitenstetten bekräftigte. Im Jahre 1170 wird er und sein Sohn Otto I. unter den Ministerialen des Mark- grafen von Steyr angeführt. Er schenkte 1178 zu seinem Seelenheile und dem seiner im Kloster Gleink begrabenen Tochter Jutta, die mit Eberhard von Altenhofen vermählt gewesen war, dem genannten Kloster 8 bei Gleink befindliche Bamberger Lehen, davon 3 in „Chrebsbach" (Krois- bach), 2 in „Dürrenperg", 1 in „Zaun" und 2 in „Thal" lagen. Seinen Sohn Otto I. finden wir von 1170—1192 in zahlreichen Urkunden des Markgrafen Otakar IV. von Steyr und des Herzogs Leopold für die Klöster Kremsmünster, Traunkirchen, Garsten, Gleink u. s. w. als Zeugen angeführt. Von Ottos Söhnen Ortolf I., Herbort und Hartnid, besaß der erstere, der von 1204 bis um 1220 handelnd auftritt, die Landgerichtsherrlichkeit und war Vogt der Klöster St. Florian und Kremsmünster, was für diese mancherlei Be­ drückungen im Gefolge hatte. Herzog Leopold befreite um 1212 St. Florian und 1217 Kremsmünster mit Zustimmung des Ortolf und seines Bruders Herbort von Volkersdorf von der weltlichen Gerichtsbarkeit. Ortolf erhielt als Entschädigung von 1 St. Florian 350 und von Kremsmünster 400 Pfd. Geldes, nach unserem Gelde beiläufig 15000, beziehungsweise 17000 fl., was für damalige Zeiten sehr beträchtliche Summen waren. Herbort ist der - Stammvater einer Nebenlinie, die sich von „Wolfgerstorf" schreibt. Schloss Weihenbcrg im Jahre HU I. Nach G. Bischer von F. Kulstrunk.

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