Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

315 Anfänglich hielten einige Bauern von hier und der Umgebung zu den Aufständischen, die am 26. Juli bei Neuhofen ein neues Lager gebildet hatten, in welches der Anführer Wiellinger am folgenden Tage Verstärkungen schickte. Wenige Tage darauf öeschlossen jedoch mehrere Ortschaften, die dem Kloster Kremsmünster unterthänig waren, nicht mehr mitzuthun, sondern zu ihrer Pflicht zurückzukehren. Wiellinger erließ am 12. August das Aufgebot im Traunviertel ergehen, und nachdem seine „schwarzen Bauern" dadurch um einige Tausend verstärkt worden waren, zog er in das Lager von Neuhofen und suchte von hier aus Ebelsberg zu überfallen. Oberst Freiherr von Löbl, welcher von dieser Absicht unterrichtet worden war, schlug jedoch den Angriff ab. Darauf zog Wiellinger sich wieder nach Neuhofen zurück. Löbl folgte ihm nach und griff am 17. vor Tagesanbruch eine von den Bauern zur Deckung des Neuhofner Lagers bei Kremsdorf errichtete Schanze an. Nachdem er dieselbe genommen, rückte er gegen Neuhofen vor. Er fand hier nur wenige Bauern, welche den Markt, dessen Bewohner nie mit den Aufständischen halten gewollt, plünderten. Als nun aber er und seine Soldaten sorglos das Frühmahl nahmen, rückte plötzlich Wiellinger mit seinem Bauernhaufen, 2000 Mann stark, darunter die Holzknechte von Weyer, heran. Der beabsichtigte Überfall missglückte jedoch; es gelang Löbl, seine Truppen bei dem Schlosse Gschwendt in Schlachtordnung den Anziehenden entgegenzustellen. „In selbigen Felde trafen sie zusammen. Die Bauern setzten mit großer Gewalt männlich an das kaiserliche Volk, aber sie haben sich gleich verschossen, denn es mangelte ihnen an Pulver. Aus einer Seite war die Reiterei, auf der anderen das Fußvolk und die Bauern in der Mitte und um und um waren sie eingeschränkt. Da haben die Kaiserlichen mit ihnen scharmuziert, sie in ein Wäldchen hineingetrieben und alle jämmerlich niedergehaut, so dass an diesem Tage mehr als 1000 Bauern todt geblieben. Hernach ist das Kriegsvolk in den Markt Neuhosen, hat denselben ausgeplündert und darin den Bauernhauptmann Wurm und seinen Lieutenant gefangen bekommen, welche alsbald nach Enns geschickt wurden." Auch viele andere Gefangene wurden gemacht, welche man, um ihrer Bewachung und Verpflegung überhoben zu sein, nach Wien zur Arbeit in die Stadtgruben schickte. Wiellinger aber „ist mit einem in der linken Hand empfangenen Schuss ent­ ronnen und kam auf Steyr; da hat ihm der Stadtbader die Kugel herausgeschnitten." Löbl nützte seinen Sieg mit großer Thatkraft aus. Er ließ in Neuhofen eine Besatzung von 200 Mann zurück und eilte weiter nach Ebelsberg. In Neuhosen zeigt man noch heute das Grab der Bauern, die in dem blutigen Treffen geblieben. Es liegt im Wäldchen auf der Höbe zwischen Gschwendt und St. Michel in der Ortschaft Lining. In Neuhofen lagen dann in der Folge immer größere oder kleinere Truppenabtheilungen, so 1626 zwei Compagnien vom Löblschen Regiments, 1655 eine Compagnie vom Graf Puechhaimschen, 1659 eine Compagnie vom Graf Wozzischen und 1665 eine solche vom Graf Montfortschen Regimente. Als im Jahre 1741 der Traunkreis gegen die Baiern aufgeboten wurde, befand sich in Neuhosen eine Musterungsstation, deren Hauptmann Karl Stanislaus von Trost war. Der ganze Kreis stellte 3 Compagnien zu 319 Mann. Seit jener Zeit hatte Neuhofen auch eine bewaffnete und uniformierte Bürgergarde, die im Jahre 1849, da sie sich in eine Nationalgarde umgebildet hatte, aufgelöst wurde und die Waffen abgeben musste. Als am 14. September 1741 die Bürger von Linz gezwungen wurden, dem Kurfürsten Karl Albert von Baiern zu huldigen, da standen manchem treuen Unter­ thanen Thränen des tiefsten Schmerzes in den Augen, und sind aus jener Zeit viele Beispiele von rührender Treue und Anhänglichkeit an das angestammte Herrscherhaus zu verzeichnen. Leopold Gapp, der reiche Handelsmann und Marktrichter in Neu­ hofen, der eigene Schiffe für seinen Handel mit Neuhofner Zeug ans der Donau hatte, sandte der Kaiserin mit einem Huldigungsschreiben zlvei Fässer Silbergeld zu Kriegszwecken. Diese wurden von den Baiern aufgefangen, ans Leopold Gapp der Tod gesetzt und Soldaten nach Neuhofen gesandt, um ihn zu fangen und nach Linz

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2