Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

314 sich der Zug unter dem Geläute des Zügenglöckleins auf den Marktplatz, wo zwischen dem Röhrbrunneil und der Mariensäule das Blutgerüst aufgerichtet tvar und die Hinrichtung stattfand. — Die gewöhnliche Richtstätte der Herrschaft befand sich jedoch eine halbe Stunde von Neuhofen entfernt im sogenannten Dürrlindach; dort stand der Galgen. Bis zum Jahre 1850, in welcher Zeit die neue Gerichtsorganisation erfolgte, war Schloss Gschtvendt immer der Sitz des Pfleggerichtes. Der letzte Pfleger oder Patrimonialrichter tvar Johann Appeltauer (1844—1850). Um Neuhofen auch ferner­ hin als Bezirksort zu erhalten, baute die Markt-Commune ein stattliches Gebäude, welches dann vom k. k. Ärar angekauft wurde, und worin seit 1850 das k. k. Bezirks­ gericht und das k. k. Steueramt untergebracht sind. Bezirksvorstände und dann Bezirksrichter seit jener Zeit waren: Josef Lampl (1850—1805), Johann Melichar (1865—1868), Karl Rizy (1868—1892) und Eduard Sntter seit 1893. Bon kriegerischen Ereignissen, die sich in und um Neuhofen abspielten, ist Folgendes zu bemerken: Im Jahre 1283 lagerten um Wels, Weißkirchen, Puckiug, Neuhofen und Ebelsberg die Neichstruppen Herzog Albrechts I., als er gegen die Baiernherzoge Heinrich und Otto zu Felde zog. — Fünf Jahre später sammelte Herzog Albrecht J. in unserer Gegend Truppen und führte dieselben durch Neuhofen, Kremsmünster, Windischgarsten über den Pyhrn in das Ennsthal, um den Erzbischof Rudolf von Salzburg zu bekriegen, der das Stift Admont und alle seine Unter­ thanen durch Aufbürduug unerschwinglicher Steuern bedrückte. Im Jahre 1394 zog Hans von Liechtenstein gegen das benachbarte Schloss Weißenberg, belagerte es und nahm es ein. Im Jahre 1467 verheerten die Truppen des Georg von Stein, dem die Herr­ schaft Steyr verpfändet war, die Orte Kremsmünster, Kematen, Neuhofen, Sierning und Steyr mit Feuer und Schwert. Namentlich hatte er es ans die Güter des Klosters KremSmünster und die Besitzungen der BolkerSdorfer abgesehen. Im November des Jahres 1595 brach die Rebellion der Bauern im Bezirke Neuhosen aus. Die Rädelsführer waren der Bauer Pekh von Allbaming, der Richter von Gries, Johann Auberger, und der Schulmeister von Neuhofen, Johann Stein­ hauer. Caspar von Volkersdors auf Weißenberg und Wolf Siegmund von Losenstein auf Gschtvendt mahnten von den Zusammenrottungen ab und stellten die traurigen Folgen vor; es ließen sich einige bekehren, erhoben sich aber wieder, liefen wie toll im Lande umher, boten alles auf, überfielen andere mit Gewalt in ihren Wohnungen, stießen ihnen die Thore ein, schätzten sie um Geld und zwangen sie zum Beitritte. Pekh rief öffentlich ans, „dass jetzt die Zeit da sei, wo die Bauern auf keinen Herrn mehr auszulosen tzu hören) brauchen und keinen Zehent und keine Robot.mehr zu leisten hätten." Große Scharen sammelten sich und zogen mit Pekh nach Wels, wo sie sich an die aufständischen Bauern im Hausrucke anschlossen, während Steiuhaner und Auberger nach Niederösterreich giengen und sich mit den im Aufruhre begrif­ fenen Bauern vereinigten. Im folgenden Jahre zog ein Haufen aufständiger Bauern unter Saligs Anführung über Kematen, Neuhofen, Gschwendt und Weißenberg nach Ebelsberg. Am 30. November trafen sie in Neuhosen ein. Der Markt musste ihnen huldigen, den „Gelübscheiu" ausstellen und acht Bürger zn ihren Scharen stoßen lassen. Von hier aus unterhandelten sie mit Wolf Siegmund von Losenstein zu Gschwendt, doch ohne Erfolg. Übrigens gieng es den Bauern hier nicht schlecht. Der Pfarrer von Kematen, zu dessen Sprengel damals Neuhofen gehörte, musste ihnen vollauf Wein und Brot geben, bis sie über Ansfelden nach St. Florian weiter zogen. Als das Bauernheer den Rückzug von Steyr antrat, kam Salig wieder nach Neuhofen. Er ließ hier die Bauern einen Eid mit aufgereckten Fingern schwören, dass sie ihn, wenn er in Gefahr und Gefängnis kommen sollte, befreien wollten, doch blieb es nur beim Schwure. Am Aufstande der Bauern vom Jahre 1626 hatte auch Neuhofen seinen Antheil.

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