Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

313 Markt am Hi. Mai 1857. Durch Böswilligkeit entstand in der Mitte desselben Feuer, welches binnen kurzer Zeit 45 Wohngebäude — darunter das Schulhaus — nebst vielen Nebengebäuden einäscherte. Im Jahre 1885 wurden die Ortschaften Schnadt und Zeitlham, die bisher zur Gemeinde Neuhofen gehört hatten, von dieser abgetrennt und der neugebildeten Gemeinde Pucking zugewiesen. Die Herrschaft Gschwendt war mit dem Blutbanne belehnt und wurden im benachbarten Schlosse Gschwendt alle Sachen gerichtet, die an den Hals giengen. Dort befand sich auch die Folterkammer, die 1843 noch vollständig eingerichtet war. Der Wasenmeister, der in der Ortschaft Fischen wohnte, war auch Scharfrichter und Foltermeister; der letzte war Johann Georg Poxrucker, der 1793 starb. Über die Grausamkeit des gerichtlichen Verfahrens in alter Zeit mag Folgendes erwähnt werden. Im Jahre 1660 gebar die Arrestantin Margarete Schöller ein Kind, welches vom Scharfrichter zur Taufe getragen wurde, während die Mutter vom Gerichtsdiener am Pranger, der zwischen der Pestsäule und dem Marktbrunnen stand, mit der Ruthe gezüchtigt wurde. Im Jahre 1661 wurde ein gewisser Matthias Neuhofen. Von F. Kulstrunk. Niederhuber aus unbekannter Ursache am Marktplatze, und zwar durch den Weißen­ berger Scharfrichter enthauptet. Im Jahre 1664 ertrank die alte Weißin in der Julianalake. Dieselbe wurde über Auftrag des hochnothpeinlichen Gerichtes vom Scharfrichter vertilgt, d. h. sie wurde auf einen Karren geworfen und am Schind­ anger verscharrt. Im Jahre 1689 wurde der 14 Jahre alte Anton Bauernschick, der den Mairhof zu Gschwendt in Brand gesteckt hatte, am Marktplatze enthauptet. Ein gleiches Schicksal traf am 10. Februar 1728 ein junges Mädchen, namens Anna Niedermayr, wegen Diebstahl. Dieselbe wurde im langen Zuge vom Kerker in Gschwendt auf den Marktplatz geführt. Den Zug eröffnete hoch zu Ross der Präfect der Herrschaften Gschwendt und Losensteinleiten, Sigismund von Paumgarten. Ihm folgten die Beisitzer der Gerichtes: der Marktrichter Seraphin Gebhard Leopold Gapp und die Rathsbürger Johann Georg Ettinger, Philipp Hörl und Johann Michael Dätscher. Dann kam der Hochwagen mit der Delinquentin. Neben ihr saß der würdige Pfarrer P. Josef Schaffberger und spendete ihr Trost. Hinter der Delinquentin saß in scharlachrothem Gewände der Scharfrichter Johann Georg Poxrucker, das breite Richtschwert unter seinem Mantel bergend, und seine beiden Gehilfen. So bewegte

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