Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

in welcher beklagte Bürger verwahrt wurden, während andere im Kotter zu ebener Erde gefangen gehalten wurden. Der Marktrichter mit den Rathsbürgern übte die Gerichtsbarkeit in Civil- und Polizeisachen aus und hob das Laudemium und das Mortuarium ein. Georg von Volkersdorf zu Kreuzen starb um 1474, und sein Bruder Hadmar verkaufte 1482 die Herrschaften Kreuzen, Wesen und Neuhofen um 10200 Ducaten den Brüdern Siegmund und Heinrich den Prueschenken, nachgehends Grafen von Hardegg, die 1493 auch die Herrschaft Weißenberg im Pfande hatten. Die Brüder Siegmund und Heinrich Prueschenk gaben im Jahre 1489 Kaiser Friedrich einen Tauschbrief über ihre Güter und Gülten im "Markte Neuhofen, wofür er ihnen den Markt zu Grein bei dem Strudel gab. Doch kam Neuhofen wieder in ihren Besitz; denn Heinrichs Sohn Julius, Graf von Hardegg, verkaufte 1526 den Markt Neuhofen dem Grafen Wolfgang von Losenstein - Gschwendt, bei welcher Familie er dann bis zum Aussterben derselben blieb und hierauf 1701 durch Kauf an die heute noch blühende Familie der Fürsten von Auersperg gelangte. Im Jahre 1524 hatte Graf Julius von Hardegg das Scheckenamt und ein halbes Haus am Berg in Steyr an den angesehenen Bürger Hans Fuxberger in Steyr verkauft, der es bei seinem Tode (19. November 1541) der Stadt Steyr vermachte, damit von dessen Einkünften jährlich zwei Bürgerstöchter ausgestattet und zu gewissen Zeiten etliche „Seelbäder" gehalten iverden. Zum Scheckenamt gehörten mehrere Bauerngüter und hatte es seinen Namen von dem edlen Geschlechte der Herren Schecken, denen es früher gehörte. So hatte es noch 1440 der Ritter Georg Scheck vom Walde, 1469 jedoch Georg und 1471 Ulrich Freiherr von Grafenegg. Das Marktarchiv bewahrt eine Urkunde über den Wasserbezug für den Markt­ brunnen vom Jahre 1609, ausgestellt von Georg Diendorfer zu Diendorf mit Bewilligung seines Herrn, Wolf Siegmund von Losenstein zc., mehrere Geburtsbriefe aus dem 16. und 17. Jahrhundert und eine Verordnung für die Zimmerleut-Jnnung in Neuhofen von Georg Achaz, Grafen und Herrn zu Losenstein, Gschwendt, Losen­ steinleiten 2C., in welcher er ihnen die von seinem Vater Wolf Siegmund, Grafen von Losenstein und Gschwendt, im Jahre 1599 ertheilten Zunftartikel bestätigte. Stuf die Bitte des Grafen Franz Adam zu Losenstein bestätigte Kaiser Leopold im Jahre 1660 die Markturkunde vom Jahre 1449. Im Jahre 1700 entstand die Bäcker-, 1715 die Binder-Innung. Die Innung der Zeugmacher stammt aus dem Jahre 1760. Auch Waffen wurden in Neuhofen gefertigt. Blasius Holzer war 1653 ein gesuchter Waffenschmied und fertigte Harnische, Sturmhauben, Lanzen, Hellebarden und Folterwerkzeuge. Der letzte Waffenschmied von Neuhofen, Johann Frank, starb 1729. Als im Jahre 1660 die Bürgerschaft von Steyr den Huf- und Waffenschmieden von Losenstein, Neuhofen und Reichraming den Besuch der Steyrer Wochenmärkte verwehrte, wandten sich diese Gewerbetreibenden an den Burggrafen von Steyr, der sich hierüber beim Magistrate beschwerte; ob mit Erfolg, ist nicht bekannt. Eine der angesehensten und wohlhabendsten Familien waren die Herren von Ettinger. Diese ließen im Jahre 1700 das Markt- und Bürgerspital vor dem Markte (früher Nr. 29, jetzt Nr. 33) für arme Bürger erbauen und stifteten ein Capital von 200 fl. dazu. Ein anderer angesehener Bürger, Gebhard Leopold Gapp, der durch den Handel mit dem Neuhofner Wollenzeug reich geworden war, ließ zur Erinnerung an die glücklich abgewandte Pestgefahr int Jahre 1713 am Marktplatze die Marien- statue (Pestsäule) errichten und schaffte in die Kirche das Zügenglöcklein. Die letzte Bestätigung der Markturkunde wurde 1783 von Kaiser Josef 11. dem Geheimrathe und Kämmerer Heinrich Reichsfürsten von Auersperg, Herzog zu Münsterberg und Frankenstein in Schlesien, gefürsteten Grafen zu Tengen, Grafen zu Mitterburg, Gottschee und Wels, Herrn zu Schön- und Seisenberg rc., ertheilt. Von großen Brandunglücken wurde Nienhöfen in den Jahren 1620 und 1786 heimgesucht. Im letztgenannten Jahre fielen einem im Hause Nr. 20 ausgebrochenen Brande 17 Häuser zum Opfer. Das bedeutendste Brandunglück traf jedoch den

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