Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

310 Petz und Hansitz) durch ihre Gewaltthätigkeiten aus, tvurden häufig verfolgt, aber nie ganz ausgerottet. Sie ermordeten im Jahre 1315 den sich ihren Unternehmungen eifrig widersetzenden Pleban (Weltpriester) von Kematen. Aus dem folgenden Jahrhundert erfahren >vir, dass die ursprüngliche hölzerne Kirche int Jahre 1454 abgebrochen und die heute noch stehende aus Steinen erbaut wurde. Die protestantische Lehre fand auch hier unter dem Schutze der benachbarten Volkersdorfer viele Anhänger; doch konnte sich, trotzdem im Schlosse Weißenberg seit der Mitte des 16. Jahrhunderts lutherisch gepredigt wurde, infolge des Eifers der Pfarrer von Kematen in Neuhosen kein lutherischer Prediger dauernd niederlassen, obwohl es hie und da versucht wurde. Int Jahre 1606 wurde der hiesigen prote­ stantischen Schneiderfamilie Derfflinger, die dann in der Zeit der Gegenreformation auswandern musste, ein Sohn geboren, namens Georg, der später ein berühmter General des Kurfürsten Friedrich wurde und 1605 als Reichsfreiherr von Derss- linger starb. Im Jahre 1658 wurde die Localpfarre Neuhofen errichtet, und die Ortschaft Gries, die bis dorthin nach St. Marien gehört hatte, nach Neuhofen eingepsarrt. Als Filialkirchen gehörten zu jener Zeit nach Neuhofen die Schlosskapelle in Gschwendt und die Kirche am Julianaberg. Da die Kirche in Neuhofen für die Menge der Andächtigen zu klein geworden war, ließ sie Abt Placidus von Krems­ münster 1658 erweitern, mit einem erhöhten Thurme zieren und mit zwei Glocken und einer Uhr versehen. Im Jahre 1603 wurde das damalige Todtengräberhaus Nr. 5 in Neuhofen auf Anordnung des Stiftes Kremsmünster zu einem Pfarrhofe umgebaut; als aber im Jahre 1705 das Haus des P. Joachim Gapp an das Stift Kremsmünster kam, wurde dieses Haus zum Pfarrhof umgestaltet und der alte Pfarrhof verkauft. Im Jahre 1752 ergieng ein Decret der Kaiserin Maria Theresia, demzufolge alle irrgläubigen Bücher vernichtet werden sollten, damit die katholische Religion nicht weiter durch dieselben gefährdet werde. Binnen vier Wochen mussten alle Gebet- und Erbauungsbücher dem Pfarrer Edmund Richter überbracht werden, der die guten mit dem Pfarrsiegel versah und zurückgab, die schlechten hingegen zurück­ behielt. Wer dann noch im Besitze eines anstößigen Buches gefrinden wurde, musste 3 fl. Strafe zahlen, die dein Pfleger, dein Amtmann und dem Angeber zufielen. Unter dem Pfarrer Ignaz Schiermann (1765—1705) wurde der Friedhof außerhalb des Ortes angelegt und die neue Pfarreintheilung vorgenommen. Neuhofen erhielt im Jahre 1785 eine selbständige Pfarre, deren Sprengel die Ortschaften Neuhofen, Gries, Dambach, Guglberg, Julianaberg, ferner Weisersdorf von der Kematner Pfarre und Weißenberg von der Puckinger Pfarre zugewiesen wurden. Zufolge hohen Auftrages vom Jahre 1786 wurde die Kirche am Julianaberge gesperrt, „da sie nahe bei Neuhofen liegt und nur Anlass gibt, dass sich das Volk durch Besuchung derselben von den in der Pfarrkirche an Sonntagen abzuhaltenden Andachten ab­ sondere und einen Deckmantel zu verschiedenen Zusainmenkünften habe." Der Bauer Ignaz Strauß am „Bauerngut in Berg" erstand dieselbe um 300 fl. Sie wurde im Jahre 1780 über Auftrag des Decanates Enns entweiht und hierauf abgebrochen. An der Stelle derselben befindet sich jetzt eine kleine Kapelle, die zum Besitze des „Baue^ am Berge" gehört. In der Nähe liegt ein kleiner mit Gebüsch umsämnter Weiher, in dessen Mitte die hölzerne Statue der hl. Juliana steht. Vor Zeiten soll das Wasser dieses Weihers Blinden heilbringend gewesen sein. Die Sage erzählt nun, dass ein Bauer, der ein blindes Pferd hatte, vermessentlich dachte: „Wenn das Wasser den Menschen hilft, warum soll es nicht auch meinem Pferde helfen?" Er führte es hin und wusch es. Das Pferd wurde sehend, der Bauer aber wurde blind und das Wasser verlor seine Heilkraft. In der neuesten Zeit wurde die Kirche in 'Neuhofen unter dem Pfarrer P. Bruno Kyrle (1871—1887) einer stilgerechten Erneuerung unterzogen. Die Kirche

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