Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

308 Fischen und Theile der Ortschaften Gerersdorf und Sipbach am linken Ufer der Krems, welche die Steuergemeinden Dambach, Fischen, Gries, Lining, Neuhofen und Weißenberg bilden. Das Gemeindegebiet ist meist wellenförmiges Hügelland, in der Richtung Süd-Nord von dem Kremsthale und von dem nordöstlich auslaufenden Dambachthale durchschnitten. Die Erhöhungen erreichen nicht mehr als 370 m. Zu nennen sind der Gschwendt- und der Teichlehnerberg. Zwischen diesen liegt ein seichtes, gegen Westen zur Krems auslaufendes, schmales Wiesenthal. Die Thalsohle befeuchtet ein kleines Bächlein, der Jagerbach, der sich nach nur 4 km langem Laufe in die Kreuts ergießt. Auf der linken Seite der Krems erreicht eine Meereshöhe von 370 m nur der Julianaberg. Die Ortschaft Dambach hat den etwas niederen Kremsbergerberg, der ziemlich steil gegen Osten in die Krems abfällt. Zwischen dem Julianaberg und dem Kremsbergerberg zieht sich gegen Nordosten das schmale Wiesenthal des Dambaches bis zur Krems. Außer den genannten Bächen sind noch anzuführen der Krenn- oder Skalla-, auch Wallabach genannt, an der Gemeindegrenze gegen St. Marien fließend und in die Krems mündend, endlich der etwas über 1 ha große Teich zwischen dem Schlosse Gschwendt und dem Bräuhause. Im Jahre 1814 zählte der Markt- und Pfarrort Neuhofen nur 74 Häuser. Gegenwärtig hat derselbe 103 Häuser mit 704 Einwohnern; die ganze Gemeinde 1741 Seelen. Durch den Markt führt die Straße Linz—Kremsmünster parallel zur Krems laufend; die Straßen Steyr—Sierning—Neuhofen und Enns — St. Florian—Neuhofen vereinigen sich vor Neuhofen im Orte Gries und münden auf dem Marktplatze in die Straße Linz—Kremsmünster, beziehungsweise Neuhofen — Wels. Angrenzende Gemeinden sind: im Süden Keniaten, im Westen Allhaming, im Norden Pucking, im Osten St. Marien und Piberbach. Im Gebiete der Gemeinde befinden sich die Schlösser Gschwendt und Weißenberg. Die Bewohner gehören dem deutschen Stamme an; davon sind 1733 Katholiken und 8 Protestanten (Augsburger Confession). Die größte Zahl der Bewohner be­ schäftigt sich mit Ackerbau. Die Getverbe tonten nur handwerksmäßig betrieben. Zu Anfang dieses Jahrhunderts und auch noch später erfreute sich der Markt Neuhofen wegen seiner blühenden Gewerbe großer Wohlhabenheit. Vorzüglich wurde hier die Weberei betrieben. Der „Neuhofner Barchent" hatte einen wohlverdienten Ruf und fand reißenden Absatz, und standen vor 40 Jahren bei 8 Meistern durchschnittlich 20 Gesellen in Arbeit und hatten guten Verdienst; gegenwärtig sind nur mehr 4 Webstühle in regelmäßigem Betriebe, obwohl die Güte der Gewebe gleich vorzüg­ lich geblieben ist. Eingegangen sind schon seit mehreren Jahrzehnten folgende Ge­ werbe : Weißgürber, Gürtler, Seifensieder, Lebzelter, Färber, Ölstampser, die Brauerei und sechs Wirtsgewerbe; endlich eine Kattundruckerei, die 90 Jahre in fabriksmäßigem Betriebe stand und in welcher 30 bis 50 Arbeiter guten Verdienst fanden, bis die­ selbe 1877 aufgelassen wurde. Bis in die letztere Zeit bestanden hier die Zünfte der Bäcker, Müller, Schmiede, Binder, Schneider, Schuhmacher, Weber, Zimmerleute und Maurer. Seit dem Jnslebentreteu beS neuen Gewerbegesetzes ist Neuhofen für den Gerichtsbezirk gleichen Namens der Sitz folgender Genossenschaften: 1. Müller und Bäcker; 2. Schmiede aller Art, Wagner, Riemer und Sattler; 3. Bekleidungs­ genossenschaft ; 4. Wirte und Fleischer; 5. Handelsgenossenschaft; 6. Baugenossenschaft; 7. Cumulativ - Genossenschaft und 8. eine landwirtschaftliche Genossenschaft. Drei­ mal int Jahre werden Jahrmärkte — „Kirchtage" — abgehalten, die ehemals sehr besucht waren, nun aber an Bedeutung sehr verloren haben. Das Gemeindegebiet hat einen Flächeninhalt von 1775'4139 ha. Der Boden ist sehr fruchtbar, meist tiefer, sandiger Lehmboden und wird fleißig bearbeitet. Ange­ schwemmter Geröll-Schotter findet sich in mächtigen Lagern, desgleichen sehr guter Ziegellehm; Bausteine finden sich aber im ganzen Gemeindegebiete nicht. Wo der Kremsbergerberg ganz an die Krems tritt, trifft man Anfänge von Tuffbildtmg. In Neuhofen befinden sich ein k. k. Bezirksgericht und ein k. k. Steueramt, ein katholisches Pfarramt, eine zweiclaflige Volksschule, ein k. k. Notariat, ein k. k. Gen-

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