Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894
18 und die protestantischen Stände geberden sich unabhängig, so dass Rudolf IT. zur Gegenreformation schreitet. Die traurige Lage des Bauernstandes, der Zustand der Hörigkeit, die vielen Robot- und Frohndienste, Hobe Zehentforderungen, böses Beispiel und gegenseitige Unduldsamkeit beschwören jene Bewegung herauf, welche der erste österreichische Bauernkrieg genannt wird. (1594 — 1597.) In unserem Bezirke erhebt sich der Sierninger-Bund und verzweigt sich im Enns- und Steyrthale aufwärts; seine Anhänger und die Gesinnungsgenossen in entfernteren Orten widersetzen sich den behördlichen Anordnungen, Dechante und Prälaten, welche den protestantischen Predigern entgegengetreten, werden bedroht, und hie und da tvird deren Hab und Gut geschädigt. Rudolf befindet sich in Prag: „Poll Quadranten, Himmelsgloben, prangt im Schloss ein Kämmerlein, mit dem weisen Sternendeuter schloss sich dort der Kaiser ein." (A. Grün.) Seine Regierung ist machtlos, und die aufständischen Bauern verüben die empörendsten Gewaltthaten, „sie zwingen friedliche Unterthanen zur Theilnahme an der Rebellion, brandschatzen Kirchen, Klöster, Psarrhöfe und Schlösser, und rauben Geschütze, Rüstungen und Waffen." Dem Aufstande im Mühlkreise folgt jener im Hausruckviertel und 1590 der im Traunviertel, dessen Schauplatz hauptsächlich die Umgebung Steyrs ist. Die Unterdrückung des Ausstandes gelingt, und es beginnt die praktische Durchführung der Gegenreformation 1598. Rudolf wird durch seinen Bruder Matthias vom Throne verdrängt; letzterer verbindet sich unter Versprechungen auch mit den oberösterreichischen Ständen und erreicht sein Ziel, indem Rudolf im Frieden zu Lieben ihm die Länder Ober- und Niederösterreich, Mähren und Ungarn abtritt. Ru» ist Matthias hier Herrscher, die oberösterreichischen Stünde verlangen die Erfüllung des ihnen gegebenen Versprechens der Religionsfreiheit, und als er zögert, beschließen sie am 30. August 1608, dass die Protestanten mit den Katholiken gleiche bürgerliche Rechte haben sollen. Matthias sieht sich genöthigt, am 19. März 1609 die Capitnlations-Resolution zu unterzeichnen, woraus die Stände ihm huldigen. Die ersehnte Ruhe wird aber wieder gestört, als das Passauer Kriegsvolk unter seinem Oberst Ramee, vom Volke „Rammauf" genannt, plündernd durchs Land und zweimal über ein Gebiet unseres Bezirkes von Wels * nach Kirchdorf und zurück zieht. Rudolf stirbt in Prag und Matthias wird deutscher Kaiser. Am 11. August 1614 eröffnet er in Linz den „ersten österreichischen Reichstag", auf dem 70 ständische Abgeordnete aus Habsburgischen Ländern erschienen sind. Voll Argwohn lehnte die überwiegende Zahl der Vertreter die Forderungen des Kaisers ab, dieser setzt seinen Vetter Ferdinand von Steiermark zum Erben seiner Länder ei»; Ober- mnd Riederösterreicb erhält jedoch des Kaisers Bruder Albrecht, welcher sie später auch an Ferdinand abtritt. Durch den Aufstand der protestantischen Stände Böhmens bricht der dreißigjährige Krieg aus, und als Matthias 1619 stirbt, vollziehen sich in Oberösterreich wichtige Ereignisse. Die oberösterreichischen Stünde erkennen Ferdinand II. nicht als Landesherrn an, verweigern die Huldigung, und lueil sie Nachtheile für den Protestantismus fürchten, verbinden sie sich mit den protestantischen Ständen von Böhmen. Ferdinand ver pfändet unser Land an den Herzog Maxiniilian von Baiern, das Haupt der katholischen Liga, und dieser trifft im Juli 1620 mit 30.000 Mann unter General Tilly an der Grenze Oberösterreichs ein. Der Einmarsch vollzieht sich rasch, Maximilian kommt in Linz an unt> fordert bedingungslose Huldigung, zu der die Stände sich min ge- nöt lügt sehen; dann nimmt er die ständischen Truppen in seine Dienste, verlangt die Ablieferung aller Waffen und setzt den Grafen Adam Herberstorf zum Statthalter in Oberösterreich ein, worauf dieses Land acht Jahre lang unter bairischer Verwaltung bleibt. „Herberstorf ist ein Alaun von ungewöhnlichem Muthe und großer Ent schlossenheit, persönlich tapfer und seinem Kriegsherrn treu ergeben, im übrigen aber ein harter Charakter, der durch sein rücksichtsloses Vorgehen bewirkte, dass die schon
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