Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

303 Die Fläche des Ortsgebietes beträgt 621 ha 42 a mit über 600 Einwohnern. Die Bewohner sind durchgehends Deutsche. Sie betreiben Ackerbau und Viehzucht. Das Dorf Weichstetten liegt an der Bezirksstraße, welche von St. Florian nach Sierning führt und sich nördlich vom Orte unweit desselben mit der von Neuhofen nach Steyr führenden Straße kreuzt. Der Jpfbach entspringt eine kleine Wegstunde oberhalb Weichstetten in der Nähe der Ortschaft Goldberg und fließt in einer Entfernung von circa 300 m östlich am Orte vorbei, treibt hier im Ortsgebiete 4 Mühlen nebst einer Ölstampfe, nimmt zwischen Niederneukirchen und St. Florian den Samereinerbach, früher ebenfalls Jpf genannt, auf und mündet als „Große Jpf" bei Asten in die Donau. Inmitten der 17 Häuser, welche das Pfarrdorf bilden, steht auf einem Hügel das Pfarrkirchlein. Es hat eine Seehöhe von 362 in und da das Ter­ rain in der Nähe flach ist, hat man von hier eine große Fernsicht. Man erblickt nördlich die Berge des Mühlviertels vom Pöstlingberg bis Kreuzen mit ihren hoch gelegenen Ortschaften und südlich die Alpenkette vom Traunstein bis zum iveißschimmernden Ötscher. Weitere trigo­ nometrisch bestimmte Höhenpunkte in der Nähe des Ortes sind: der Fregelsberg 368m, derWirnsberg 378m undHunds- ebt 377 m. Gegen Norden geht die Ebene in ein welliges Hügelland über. Das Gebiet von Weichstetten gehörte einst dem Kloster Kremsmünster. Herzog Thassilo schenkte demselben bei dessen Gründung im Jahre 777 den Ort, „Jpf" genannt. Er befahl damals, den Ört abzumessen und mit Marksteinen zu be­ grenzen, und bestimmte, dass alles, was zwischen den beiden Jpfen liege, vom Ursprünge derselben bis zu ihrer Ver­ einigung, dem Kloster ohne jede Ver­ hinderung gehören solle. Ferner schenkte er dem Kloster 40 dorthin versetzte Knechte und 10 Slavenfamilien, die dem Kloster jene Frohndienste zu leisten und jene Abgaben zu zahlen hatten, die sie bisher ihm geleistet hatten. Diese Slaven standen unter dem Befehle von „Taliub und Sparuna." Ihnen wurde vom Zupan Physso ein Landstrich angewiesen, den Abt Fater, der Priester Arno, der Richter Chuniprecht und die Grafen Hleodro und Kerprecht ans Befehl Thassilos ausgemessen hatten. Es war dies das Gebiet zwischen der Jpf und dem jetzigen Samereiner- oder Astenbach, der früher ebenfalls Jpf hieß. Der Ort „Jpf" hingegen, welcher früh­ zeitig genannt wird, dürfte wohl Jpfdorf an der Mündung der Jpf in die Donau sein. Diese Gebiete blieben jedoch nicht bei Kremsmünster, sondern kamen, >vie eine Randnote im Cod. Friedr. F. 51 in Krcmsmünster beweist, an die Herren von Volkersdorf und das Kloster St. Florian. Nach dem Orte „Jpf" nannte sich im 12. Jahrhunderte ein adeliges Geschlecht. Im Jahre 1125 finden wir fünf aus diesem Geschlechte in Urkunden für die Klöster St. Florian und Gleink angeführt. So erscheint 1125 Friedrich und sein Sohn „herbo de ypfa“. Letzterer wird noch 1135 erwähnt. Ein anderer Friedrich wird noch 1125—1140 genannt Die 1125 aufscheinenden Wolfger und Berthold dürften Weichstetteil. Bon F. Kulstrunk.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2