Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

302 Hochwürdigste, um die Kranken desto geschwinder nnd süglicher mit den Sterbe- Sacramenten versehen zu können, ausbehalten wird." Nach der Pfarrpfründenbeschreibung vom Jahre 1788 hatte St. Marien den Beinamen „am Radberg" und die Kirche ein Vermögen von 30.000 fl. Einer der Pfarrherren — Wolfgang Ebenhöh (1700 — 1723) — kaufte zum Nutzgenuss des jeweiligen Nachfolgers das Bergerhaus in St. Marien mit 18 Joch Grundstücken, wofür ihm jeden Freitag eine Messe gelesen wird. — Der neue Friedhof außerhalb des Ortes wurde im Jahre 1797 angelegt. In der Kirche befinden sich die Grabdenkmäler einiger hier verstorbener Pfarr­ herren, an der rechten Seitenwand das des Johann Michael Pesl (gestorben 1768) nnd des Josef Pöllmann (gest. 1891), und an der linken Seitenwand das des Matthäus Thomas Franul von Weißenthurn (gest. 1752). An der Außenwand der Kirche sind dem Pfarrer Tobias Pachmair (gest. 1791), der Akaria Hagenauer aus dem Granzhof. (gest. 1736) und dem Georg Leeb aus der Samereinermühl (gest. 1742) Denksteine gewidmet. Über die Entstehung und Entwicklung der Schule in St. Marien fehlen alle Belege. Dieselbe dürfte Ende des 17. Jahrhunderts entstanden sein. Im Jahre 1713 stahl der Neuhofner Schneidergeselle Georg Hungerl aus betn der Pest wegen ge­ sperrten Schulhause in St. Marien Betten und andere Sachen, wurde ertappt und vom Landgerichte Gschivendt zu einer Geldstrafe verurtheilt. — Die Reihenfolge der Lehrer ist erst seit diesem Jahrhunderte bekannt. Im Jahre 1808 wirkte hier Lehrer Artberger, ihm folgte Josef Zöger (1809—1857), dann Paul Merzinger (1859—1879) und seit 16. September 1879 dessen Sohn Josef Merzinger mit einer Anzahl von Unterlehrern, da die Schule schon seit Anfang dieses Jahrhunderts zweiclassig ist. Sie tvar im früheren Pfarrhofe für geringen Zins untergebracht. Bor zwei Jahren begann man ein neues Schulhaus zu bauen, das im Jahre 1893 bezogen wurde. Gleichzeitig wurde die Schule zu einer dreiclassigen erweitert und wird gegenwärtig von 246 Schülern besucht. 10. Weichstetten. Weichstetten*) ist eine ausgebreitete Ortschaft, die für sich allein eine-Pfarr- gemeinde bildet. Die 105 Häuser stehen theils einzeln, theils bilden sie Gruppen, welche besondere Namen führen, als: Goldberg, Pesendorf, Wirnsberg, Hausbach, Weichstetten, Grillnberg, Diestling, Hundsedt. Ausgedehnter als die Pfarre ist der Schulsprengel Weichstetten. Er enthält noch Theile der angrenzenden Ortschaften: Thal, Oberschöffering und Ketting, wie ein Theil der nach Losensteinleiten gehörigen Ortschaft Schwarzenthal genannt wird. Weichstetten bildet für sich keine eigene politische Gemeinde, sondern ist ver­ theilt, wie man es wohl selten findet. Ein Großtheil sammt dem Pfarrdorfe liegt im Gemeindegebiete St. Marien, fast die Hälfte der Ortschaft gehört zur Gemeinde Thanstetten und 5 Häuser zur Gemeinde Hofkirchen. Also drei Gemeinden, drei Gerichtsbezirke: Neuhofen, St. Florian und Steyr, und zwei Bezirkshauptmannschaften: Steyr und Linz, theilen die Ortschaft. *) Urkundenbuch von Obervsterreich: 1. 242. III. 419. IV. 262. V. 210. VI. 42. 218. VIII. 707. — Ergänzungen zum Diöcesanblatte: II. 165. 205. 593. III. 113. — Pfarrchronik. — Schulchronik.

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