Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

294 ausgestandenes Gefängnis noch ein Quatember lang damit gestraft werden soll. Die Gutsstraf ivirb der löbl. Obrigkeit auf 200 Thaler heimgestellt." In der 9ZaI;e von Saligs niedergebranntem Hause wurde die Erbauung eines anderen bewilligt und dieses am 24. April 1600 vom Kloster Kremsmünster vererbt unter der Bedingung, dass der jeweilige Besitzer mit drei Nachbarn alljährlich am Katharinentage vor der Abtei erscheine und ein bloßes Schwert im Werte von 12 Schilling bringe. Der Hofrichter hielt hiebei eine feierliche Ansprache und nach derselben musste mit einem Fußfalle das Schwert überreicht werden, welches in der Rüstkammer des Stiftes aufbewahrt ivurde. Der Platz des alten Hauses wurde durch ein Merkmal kenntlich gemacht. Weil aber wegen dieses Dienstes niemand mehr dieses Gut „stiften" wollte, so wurde derselbe im Jahre 1650 wieder auf­ gehoben. Der Bauernaufstand 1626 unter Stephan Fadinger fand abermals viele Anhänger hier, ivelche durch vielerlei Gewaltthätigkeiten die übrigen Bewohner in große Furcht versetzten. Deshalb tourbett die Pfarrurkunden nach Kremsmünster geflüchtet; auch wurde nach den alten Taufbüchern, die 1608 beginnen, vom Mai bis zum September 1626 kein Kind zur Taufe gebracht. — Die Kirche in Kematen wurde 1646 abermals renoviert und die Pfarre seit 1662 stets mit Benedictinern aus Kremsmünster besetzt. Für den Jugendunterricht besteht in Kematen eine dreiclassige Schule. Die ältesten Nachrichten über dieselbe datieren aus dem Jahre 1610. Der Schulmeister, zugleich Messner, wohnte damals im sogenannten Kaplanhause (Kematen Nr. 60). Bon da kam die Schule in das Portalhaus (Kematen 9Zr. 64), später noch in andere Häitser und im Jahre 1786 in das am Ende des Dorfes an der Straße nach Neu- hofen gelegene, damals dem Stifte zuständige Schlösschen Weyer; als aber dieses im Jahre 1811 nebst der Herrschaft Piberbach in fremde Hände kam, wurde von Seite des Stiftes das jetzige Schulhaus (Kematen Nr. 2), das schon 1675 als Brandstätte gekauft worden war, erbaut. Seine gegenwärtige Gestalt erhielt es int Jahre 1856. Seit dem Jahre 1875 ist die Schule dreiclassig. Der int Jahre 1892 in den Ruhe­ stand getretene Oberlehrer Peter Katsmayr wurde von Sr. Majestät mit dem silbernen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet. In der Nähe von Achleiten an der Linzer Straße liegt einer der größten Bauernhöfe von Oberösterreich: der Kremszellhof. Derselbe gehörte früher dem Stifte Kremsmünster, tvelches ihn 1390 an Hans von Sinzendorf verpfändete. Der Hos wurde im Jahre 1467 von den Truppen Georgs von Stein, dem Pfandherrn der Herrschaft Steyr, ganz zerstört, wieder aufgerichtet und int Jahre 1618 von Abt Anton Wolfradt abermals neu aufgebaut. Der jetzige Besitzer, Josef ©meiner, demolierte den alten Bau vor ungefähr 40 Jahren und stellte den gegenwärtigen Prachtbau her. 7. Schloss Ach leiten. Am linken Ufer der Krems, auf einem gegen diese ziemlich steil abfallenden Hügel befindet sich in anmuthiger Lage das Schloss Achleiten, das Stamm­ haus der Herren von Achleiten, die Ministerialen des Klosters Kremsmünster waren.

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