Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

292 Die Volkersdorfer hatten hier verschiedene Besitzungen. Ein Zweig dieser mächtigen Familie, der mit Ortolf um 1360 ausstarb, nannte sich nach Kematen. Die Lehen, die er von Kremsmünster besessen hatte, wurden 1379 von Abt Martin II. an Georg von Volkersdorf verliehen, der 1362 dem Stifte die Wiese „Achleiterin" neben dem Schwaighose zu Fischen verkauft hatte. Im letztgenannten Jahre verlieh Abt Heinrich den Hof zu Epping erbrechtlich an Konrad den Pogner auf dem Thurm zu Steyr. Von diesem Hofe waren jährlich 30 Pf. Dienst und 30 Pf. Steuer, sowie ein Vogthuhn zu geben. Die Gerichtsbarkeit behielt sich Kremsmünster. Denselben Hof verkaufte Konrads Tochter Anna 1393 an den Blair in Bach. Zwei Jahre später verkaufte ihn dieser dem Abte Martin, der dessen Einkünfte 1399 zur Stiftung ewiger Messen in der Stiftskirche widmete. Den Hof zu Kremszell ver­ pfändete das Stift 1390 an Hans von Sinzendorf. Das Stift Kremsmünster, welches durch schwere Abgaben, häufige Bequar- tierung und vielfältige Räubereien in eine sehr missliche Lage gerathen war, erhielt 1363 auf Bitte des Abtes Heinrich vom Papste Urban V. die Pfarre Kematen bestätigt, die mit ihren Rechten und Ein­ künften den Tafelgütern des Abtes einver­ leibt ivurde, was Papst Bonifaz IX. 1393 aufs neue bestätigte. Um 1390 war die Pfarre dem Wilhelm von Pechlarn ver­ pfändet, der hier einen Vicar hatte; dieser war mit dem Stifte in Streit gerathen, welcher 1398 durch einen Schiedspruch be­ endet wurde. Gegen eine Entschädigung von 20 Pf. Pfennigen gab Wilhelm von Pechlarn dieKirche heraus, und die Zehente, die der frühere Pfarrer Hans Gruber in Pacht gehabt hatte, wurden dem Stifte überwiesen. Der nachfolgende Pfarrer Konrad Seethaler erregte abermals einen Streit, worauf 1417 dem Pleban die durch mehrere Unfälle verringerte Con­ grua durch Zugabe neuer Zehenten ge­ bessert, die Stiftsgüter aber von allem weiteren Ansprüche befreit wurden. Zu Ende des 14. und zu Anfang des 15. Jahrhundertes fanden wieder Ketzerverfolgnngen statt. So wurde im Jahre 1402 Kunigunde Lederin, Hausfrau des Hans Lederer, Besitzers des Gutes Jedenfeld in der Pfarre Kematen, wegen Ketzerei zum Tode verurtheilt und in Steyr verbrannt. Desgleichen wurde int Jahre 1417 der Bauerngutsbesitzer zu Halbarting, da er im Verdachte stand, ein Ketzer und Adamite zu sein, auf Anordnung des Ketzermeisters von Kremsmünster gefänglich eingezogen, jedoch am 25. November d. I., nachdem er Urfehde geschworen hatte, wieder aus dem Gefängnisse entlassen. In den Jahren 1423 und 1426 schenkte Hans Panhalm von Piberbach der Kirche in Kematen die Zehente von Gerersdorf. Hans der Trauner verkaufte im Jahre 1477 seine Wiese in Kematen dem Siegmund Truent, Bürger zu Steyr. Im Jahre 1490 wurden an der Kirche, in welcher mehrere aus der Familie von Sinzendorf ihre Begräbnisstätte fanden, beträchtliche Veränderungen vorgenommen. Im Jahre 1526 stellte Wolfgang von Losenstein zu Gschwendt seinen Unter­ thanen in der Pfarre Kematen neue Erbbriefe über ihre Güter aus und erließ ihnen

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