Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

201 Dorfes Fischen Theile der öffentlichen Straße (Römerstraße) gewaltsam angeeignet und dort Gebäude aufgeführt. Äbt Ulrich reiste deshalb mit seinem Ministerialen Konrad Rothe an das Hoflager Kaiser Friedrichs I. und führte dort Klage. Dieser entschied nun am 27. Februar 1181 in Nürnberg nach Anhörung seiner Räthe, dass Engel­ schalk von Hauzenbach die widerrechtlich angeeigneten Güter herauszugeben habe, und bestätigte deren Besitz dein Kloster. Es ist nun nicht unwahrscheinlich, dass die erwähnten Gebäude zu einem Gotteshause, zur Kirche in Kematen, umgestaltet wurden, denn in der That verräth der große, ganz aus Quadern erbaute, mit einem Zwickeldache versehene Glockenthurm, sowie die Hauptmauer der Kirche ein sehr altes und zu anderen Zwecken bestimmtes Gebäude, zu ivelchem die Gewölbe über dem Hochaltare, die Seitenkapellen und die Sacristei viel später beigefügt wurden. Das Kloster Kremsmüuster stellte hier zumeist Weltgeistliche an, denen gewisse Zehente verliehen wurden. Andererseits hatten diese bem Stifte auch gewisse Abgaben zu leisten, wodurch letzterem manche Streitigkeiten erlvuchsen. So tvurde 1210 vom Bischof Alanegold zu Passau ein solcher Streit zwischen dem Abte Rudolf und dem Pleban Ortolf wegen einiger diesem auf Lebenszeit verliehenen Stistslehen bei Achleiten zum Vortheile des Klosters entschieden. Papst Jnnocenz IV. bestätigte 1247 und 1249 dem Kloster Kremsmünster den Besitz der Pfarre Kematen. Im Jahre 1292 war ein Tristram Pfarrer in Keniaten. Im Jahre 1300 übergab Bischof Bernhard zu Passau dem Abte Friedrich I. die Vogtei und die vollständigen Besitzrechte der Pfarre Kematen, über welche das Stift bisher nur Patron gewesen war, und wies im Jahre 1304 dem dortigen Vicar Friedrich und seinen Nachfolgern unter Beiziehung des Propstes Ainwich von St. Florian folgende Zehenthäuser und Güter zum Unterhalte an: Im Anger (Angerer Nr. 8, Ortschaft Rath), An dem Hof (Gitzhof Nr. 3, Ortschaft Rath), Epping (Eppingmaur Nr. 28, Ortschaft Rath), Chnütligaern (Gatter- baurnhaus Nr. 8, Kiesenberg), Chaeger (Maurer zu Jagern 91r. 80, Piberbach), Chürsensperg (Kiesenberg), Naeidekk (Neudecker 'Jlr. 10, Ortschaft Schachen), Chün- linsperg, Volantshof tFaletzhofer Nr. 7, 8, Schachen), an dem Veld, am kl. Aigen, an dem Widem (Wimmer Nr. 18, Fischer), Datz dem Hünten (Hundrer Nr. 17, Fischer), Datz dem merarn Aigen, Datz dem Graben (Grabmayr Nr. 15, Fischen), Püchaich (Puchledt 91r. 19, Julianaberg), Stainportz (Nr. 15, Julianaberg), Winteröd (Iß. Edergut, Julianaberg), Datz dem Roten in dem Holz (Rathnergütl Nr. 10, Julianaberg), Datz der nidern Widem (Wimmergut 9ir. 9, Julianaberg), An dem Lehen, In der Grub bei Kematen, Am Wair, Im Chrenn, Prukk (Bruckhof Nr. 17, Winden), Velwaern; ferner den kleinen Zehent von der ganzen Pfarre Kematen, der vorher dem Kloster gehörte. Dieser Vicar Friedrich hatte dem Kloster die damals beträchtliche Summe von 33 Pf. Pfennigen vorgestreckt, die er demselben im Jahre 1305 zum Besten der kranken Brüder schenkte. Im Jahre 1315 verbreitete sich im ganzen Lande die Secte der Lollarden oder Adamiten (Waldenser). Diese Secte hatte in Kematen zahlreiche Anhänger gefunden, welche große Ausschreitungen verübten, denen sich der hiesige Pfarrer mit allem Eifer entgegensetzte, weshalb er 1315 von ihnen grausam ermordet wurde. Im Jahre 1309 verlieh das Stift leibgedingweise dem Ulrich Pazmann das Gut „Sunnleithen", erkaufte 1318 von Peter dem Ponhalm ein Gut zu „Pirchoed", eines zu „Grub" und drei zu „Brunn." Die 3 Güter zu „Brunn" und 2 zu „Jenveld" verlieh das Stift 1328 erbrechtlich dem Herant dem Aigner. Nach dem um 1330 zusammengestellten Zinsregister der zum Kloster Krems­ münster gehörigen Kirchen hatte die Kirche Kematen ein Gut bei der Kirche, eines in Neuhofen und eines bei Achleiten. Als Filialen gehörten dazu die einstige Mutterkirche in Neuhofen, die Kirche zum hl. Leonhard in Achleiten, die von Otto von Achleiten erbaut worden war und 1643 durch Feuer zerstört wurde. Später kam dazu die Kirche in Kremszell, die bis um 1716 bestand. Jetzt gehört dazu die Schloss­ kapelle in Achleiten, nun der Opferung Mariens geweiht. 19*

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