Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

290 Die Gemeinde Kematen hat einen Flächenraum von 2141'7005 ha und grenzt im Osten an ©t. Marien, Thanstetten und Sierning, im Süden an Rohr und Kremsmünster, im Westen an Sipbachzell und Egendorf und im Norden an Allhaming und Neuhofen. Zur Gemeinde Kematen gehören 8 Ortschaften mit 423 Häusern und 1586 Einwohnern. Die 8 Ortschaften sind: Achleiten, Burg, Gerersdorf, Halbarting, Kematen, Kiesenberg, Rath, Schachen. Zum Schulsprengel gehört ferner noch die Gemeinde Piberbach mit den Ortschaften: Brandstatt, Pellndorf, Piberbach, Winden und die Ortschaft Fischen von der Gemeinde Neuhofen. Die Bewohner beschäftigen sich mit Ackerbau und Viehzucht. Im Dorfe befinden sich ein Arzt, die für jeden Ort nothwendigen Handwerker, ein Postamt und seit 1884 an der Eisen­ bahn ein Telegraphenamt. Erwähnenswert ist die bedeutende Ausfuhr von Äpfeln und Birnen ins Ausland und von Milch, Butter, Eiern und Schmalz nach Wien, Steyr und Linz. Von geschichtlichen Ereignissen, welche Kematen und die dazu gehörigen Ortschaften betreffen, ist Folgendes bekannt: Gewiss ist, dass diese Gegend den Römern wohl bekannt war, dass sich die Heer- und Verbindnngsstraße von Lorch bis Bruck an der Mur hier durchzog, und dass längs derselben sich mehrere Verschanzungen befanden, von welchen man in dem von hier eine halbe Stunde entfernten Dorfe Buri oder Burg geringe Spuren aufgefunden hat. Dafür spricht auch der an der ehemaligen Friedhofmauer neben dem Pfarrhofe eingemauerte Römerstein aus rothem Marmor, der 32 cm lang, 15 cm breit ist, und in welchem die Zahl DXlIn eingemeißelt ist. Ferner der eben­ falls dort befindliche 1 m hohe, oo cm breite Stein, welcher in halberhabener Arbeit das Bild einer jugendlichen, einen Hasen und Enten tragenden Figur zeigt. Andere Denkmäler haben sich aus jener Zeit nicht erhalten, aber noch heute wird von alten Leuten die am Schulhause in nordwestlicher Richtung vorbeiführende Straße die Römerstraße genannt. Auch erhält sich die Sage, dass im Orte selbst eine Burg gestanden habe, woran noch das Biburgerhäuschen (Kematen Nr. 67) im Süden des Dorfes, wo die Welserstraße und die Biburgerstraße von der Linzerstraße in westlicher Richtung abzweigen, und das Prinzenhaus am Weyer (Kematen Nr. 54) erinnern sollen. Möglich, dass Kematen in alter Zeit unter dem Namen Biburg bekannt war, denn um 901 schenkte ein Graf Günther zu seinem Seelenheile der Passauer Kirche und zu Ehren des hl. Laurentius, dessen Überreste in der Kirche bei der Stadt „Lahoriaha" ruhen, seinen Besitz im Orte, der gewöhnlich „Pipurc" genannt wird, und den sein Vasalle Eigili von ihm zu Lehen hatte, imb um 1125 schenkte der Edle Meginhart zu seinem Seelenheile dem Kloster Garsten ein Gut, welches bei „Biburc" lag. Gewiss ist ferner, dass das Kloster Kremsmünster bei seiner Gründung auch Besitzungen um Kematen erhielt, und dass Kaiser Arnulf dem Abte Burkhard um 885 mehrere Lehen in „Papilindorf" (Pellndorf) verlieh. So hatte es auch Besitzungen bei Gerersdorf, welches Dorf 825 von Gerold, Grafen vom Traungau, angelegt worden sein soll. Diese Besitzungen und die Cotprechstescella, die jetzige Götzelhub, hatte Bischof Christian von Passau an sich gezogen, bis selbe zufolge eines Macht- spruches Kaiser Heinrichs IV. 1099 dem Kloster Kremsmünster zurückgestellt wurden. Im Jahre 1287 verlieh dieses Kloster seinen Hof in Geroltsdorf leibgedingweise dem Heinrich Neuzing. Kematen wird das erstemal erwähnt im Jahre 1179. In diesem Jahre wurde dem Kloster Kremsmünster die Kirche in „Chemnaten" sammt ihrem Zehente und anderem Besitze vom Papst Alexander III. bestätigt. Ob aber diese Kirche an der Stelle der heutigen stand, ist nicht sicher. Man behauptet vom Thurme und einem Theile der Kirche, dass sie Überreste einer römischen Feste oder eines Wartthurmes seien, der an der einst hier vorübergezogenen Römerstraße gestanden habe. Die historische Grundlage dieser Vermuthung dürfte ivohl folgende sein: Engelschalk von Hauzenbach hatte sich wider alles Recht auf den Gütern des Klosters Kremsmünster oberhalb des

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