Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

27«) Am Bauernaufstände von I59f> nahmen auch die Wartberger Antheil. Am 16. November b. I. wurde in der Taverne zu Strienzing lStreinzing) von den auf­ ständischen Bauern eine Versammlung abgehalten. Man beschloss damals, einen öffentlichen Verruf ergehen zu lassen, dass ein jeder Bauer unb Inwohner, der ein Blaun, müßig sei und ein Schwert tragen könne, mit seiner besten Hauswehr am 18. d. M. bei seiner Pfarrkirche zu erscheinen habe, von wo aus dann die von Pettenbach, Viechtwang, Grünau, Kirchdorf, Vorchdorf und Eberstallzell nach Strien­ zing zu kommen hätten. Neben dem Verruf gieng auch die Ansage von Haus zu Haus bei Kopfabschlagen und Häuserabbrennen. Am 18. kamen an 2000 Mann zu Strienzing zusammen, >vo der Wirt Georg Tasch von Pettenbach das große Wort führte. Bon hier aus zogen sie nach Viechtwang und dann zur Belagerung von Wimsbach. Nach Unterdrückung dieses Aufstandes wurde Tasch am 17. September 1599 in Steyr hingerichtet. Im Jahre 1610 wurde Wartberg durch die passauischeu Völker des Wallonen Ramee auf dessen Zuge von Kremsmüuster nach Klaus und zurück nach Sierning arg mitgenommen und waren Blord und Brand auf der Tagesordnung. Die protestantische Lehre fand hier wenig Eingang. Bis 1622 versahen hier Weltpriester, hierauf Cistercienser aus Schlierbach die Pfarre. Der jetzige Pfarrhof wurde 1678 erbaut. — Im Jahre 1657 soll sich eine Rotte berüchtigter Leute auf der zur Kumpfmühle in der Pfarre Kirchham gehörigen Langiviese dem leibhaft gegenwärtigen Satan mit Leib und Seele verschrieben haben. Das Haupt derselben, ein seiner Zauberkunst wegen verrufener Schiveintreiber von Braunau, entkam, die übrigen aber, darunter der Wirt unb Fleischer von Wartberg, Hans Kaperger, mit seinen Söhnen Georg und Wolfgang, fielen dem Gerichte in die Hände und wurden an verschiedenen Orten mit der Todesstrafe belegt. Im Jahre 1713 herrschte auch hier die Pest, so dass viele Häuser vollständig ausstarben. Damals war der Pfarrer Biatthias Sonnleitner aus Schlierbach mit seinem Messner für viele ein rettender Engel und blieben beide in ihrer eigens er­ richteten Holzbaracke stets gesund. — Durch Brände wurde Wartberg in den letzten Jahrzehnten dreimal heimgesucht. 1846 wurden acht, 1862 drei und 1865 vier Häuser ein Raub der Flammen. — Im Jahre 1862 hatten die am rechten Krems­ ufer liegenden Häuser durch eine Überschwemmung viel zu leiden. — Ein schwerer Schlag traf mehrere Bauernhöfe im Jahre 1873 durch die Rinderpest. Ihr fielen int Gasthause zu Strienzing 33 Stück, beim Lehnet nächst der Sinnhub 7, beim Gotthartsleitner 7, beim Haubenlehner 9, beim Demelbauer zu Helpersdorf 12, beim Kochbauer zu Maisdors 6, beim Ortner int Mahlhof 9 und beim Baumboldslehner 4 Stück zum Opfer. Die Schule in Wartberg stammt aus den Zeiten der Reformation. Dieselbe dürfte um 1580 oder noch früher entstanden sein. Im Jahre 1619 beklagte sich der Schulmeister von Kremsmünster über die geringe Anzahl Kinder, welche seine Schule besuchen. Es habe ihm zwar der Hofrichter versprochen, die andern von der lutherischen Schule zu Wartberg zurückzubringen, bisher aber seine Zusage noch nicht erfüllt. Als im Jahre 1678 der jetzige Pfarrhof erbaut ivurde, gestaltete Abt Nivard I. von Schlierbach den früheren zu einem Schulhause um. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts, als die Schule in Schachadors eingieng, war die hiesige Schule schön zweiclassig. Das gegenwärtige Schulhaus wurde in den Jahren 1854 und 1855 erbaut und int fol­ genden Jahre bezogen. Während des Baues war die Schule im Gasthause „Blair- Hofer", jetzt „Holzinger", untergebracht. Seit dem Jahre 1875 ist die Schule drei- classig und wird gegenwärtig von 273 Schülern besucht, welche nach den bestehenden Erleichterungen dieselbe sechs Jahre alltäglich besuchen und in den zwei weiteren Jahren einen wöchentlich 6'/- ständigen Unterricht erhalten. Seit den 50er Jahren wirkten hier die Oberlehrer: Franz Sicher (1857), Friedrich Pable (starb 1873 an der Cholera), Karl Volk (1889) und Vincenz Laus (seit 1889) und neben ihnen eine Reihe von Lehrern und Unterlebrern.

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