Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

278 Kirche in Wartberg dem Eberhard von Wallsee gegen das Lehensrecht der Pfarr­ kirche in Zwettl ab und verleibte die Pfarrkirche Wartberg dem Kloster Schlierbach ein. Im Jahre 1394 verkaufte Georg von Wallsee dem Hans von Lichtenstein mit der Feste Pernstein auch die Vogtei über die Pfarrkirche in Wartberg. Die Kirche in Wartberg ist im gothischen Stile erbaut und wird das sehr schöne Netzgewölbe von einem aus der Mitte des Schiffes aufstrebenden Pfeiler ge­ tragen. Die an der Außenseite angebrachten Jahreszahlen 1689 und 1722 deuten auf bauliche Veränderungen in jenen Jahren hin 'and zwar letztere auf die Erneu­ erung des abgebrannten Thurmes. Auch ist an jener Mauer, die das Presbyterium vom Schiffe abtrennt, ein in Stein gehauener Kopf zu sehen, dessen Bedeutung unbekannt ist. Es dürste der Kopf von einer römischen Statue sein. Im Kirchthurme hängen vier Glocken, welche folgende Inschriften zeigen: 1. ECCE f DNI. Nßl JESV XTI. FVGITE PART : ADVER : VICIT LEO'DE TRIB : IVD. RAD : DAVID. 8. DEVS. 8. FORT: 8. IMORT: MISERE : NORIS f BENEDIXIT CRISTIANVS ABBAS SCHLIERB : ANNO MDCCXXXVII f SILVIVS CREVZ GOSS MICH IN LINZ ANNO MDCCXXXVII. — 2. JOHANN. HOLLEDERER GOSS MICH IN LINZ 1836. P. FLORIAN WOLF PFARRER ALANDS BURCK- HARD, ADMINISTRATOR DECHANT PRIOR V. CONSISTORIALRATH. — 3 DEVS HOMO MATER VIRGO PANIS CARO VINVM SANGVIS PER ISTA MIRABIL. MYSTER : TVEATVR NOS DEVS PATER f ET FILIVS f ET SPIRITVS 8 f AMEN f — 4. A FVLGVRE ET TEMPESTATE LIBERA NOS DOMINE. SILVIVS CREVZ GOSS MICH IN LINZ ANNO MDCCXXXVII. Die Kirche hat einen Haupt- und zwei Nebenaltäre, die im Rennaissancestil gehalten sind. Auf der linken Presbyteriumswand befindet sich ein aus der Zeit der Gothik stammendes geschnitztes Bild, darstellend die Krönung und den Tod Mariens, das früher den Hauptaltar zierte. Gegenüber an der rechten Presbyteriums­ wand befindet sich ein sehr altes achttheiliges Bild, welches in wunderbarer Farben­ pracht die Lebensgeschichte des hl. Kilian, des Patrones der Kirche, darstellt. Je vier dieser Bilder sind um eine lothrechte Achse in Wandnischen drehbar und zeigen auf der anderen Seite von derselben unbekannten Künstlerhand ausgeführt die Leidens­ geschichte Christi. Das Hochaltarbild stellt die Rosenkranzkönigin dar, wie sie mit dem Jesus­ kinde aus Wolken sitzt, welches dem hl. Dominicus, der im Kleide der Dominicaner abgebildet ist, den Rosenkranz reicht. Reben ihm sieht man den aus der Legende bekannten schwarzen Hund mit der brennenden Fackel. Links ist Papst Pius V. und in der Mitte die Schlacht bei Lepanto dargestellt. (Maler Köstler.) Sehr alt und jedenfalls älter als die jetzige Pfarrkirche ist die neben derselben stehende St. Annakapelle. In derselben befindet sich ein Altar mit dem Bilde „Mariä Himmelfahrt." In der unterirdischen Krypta steht auch ein Altar. Das Portal, die Fenster und das Gewölbe der Krypta zeigen uraltes gothisches Maßwerk. Im Innern der Kapelle ist über der Thür und an der Presbyteriumswand die Jahreszahl 1127 zu sehen. Von den schon seit alter Zeit bestehenden Bauernhöfen ist zu erwähnen ein Hof zu „Nusspach", der jetzt zur Pfarre Wartberg gehörige „Heustadlhof" (Ortschaft Auorn Nr. 28), den das Kloster Voralters von einem Adeligen, namens Hugo, er­ halten hatte. Zu Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Hof vererbt. Gundacker der Wildberger verkaufte 1364 einen halben Hof zu Nussbach sammt der Mühle und der Kirche, ein freies rittermäßiges Eigen, in der Pfarre Wartberg gelegen, seinem Oheim Heinrich von Schönau. 1365 wurden der „Repheimhof" und zwei Güter „auf der Leiten bei Nussbach" in der Pfarre Wartberg erwähnt. 1368 stiftete sich die Kellermeisterin des Klosters Schlierbach mit der „Schreiberwiese" und einer Hof­ statt zu „Hofforn" einen Jahrtag. 1370 kaufte das Kloster Schlierbach eine Hube zu Awer (3luern). Die meisten der hiesigen Bauernhöfe gehörten zu den Herrschaften Schlierbach, Dorf, Pernstein, Seisenburg, Almeck, Feyregg, Leonstein und Burg Wels.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2