Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

276 dach), ferner die zur Gemeinde Nussbach gehörige Ortschaft Eitern und einen Theil der Ortschaft Plaschlhof, bann noch die zur Gemeinde Ried gehörigen Theile der Ortschaften Schacherdorf und Penzendorf. Die Gemeinde Wartberg grenzt im Norden an Ried und Kremsmünster, im Osten an Pfarrkirchen, im Süden an Nussbach und Schlierbach, int Westen an Pettenbach und Magdalenaberg. Dieses Gebiet durchzieht die Reichsstraße von Wels nach Kirchdorf, die Bezirksstraße von Kremsmünster nach Kirchdorf und die von Hall nach Kirchdorf. Der wichtigste Verkehrsweg ist seit dem Jahre 1883 die Kremsthalbahn. Die Bewohner Wartbergs sind der Nationalität nach sämmtlich Deutsche, der Consession nach Katholiken, der Beschäftigung nach gehört die Hauptmasse dem Bauernstände an. Der Wartberger ist sehr religiös. Im Dorfe besteht ein k. k. Postamt; auch übt ein Arzt hier seinen Beruf aus. Ferner betreiben hier (i Kauf­ leute, 7 Wirte, 2 Metzger, 1 Müller, 3 Bäcker, 1 Gerber, 3 Schuhmacher, 6 Schneider, 2 Hufschmiede, 2 Schlosser, 3 Tischler, 2 Wagner, 3 Böttcher, 1 Sattler »nd Glaser­ meister ihr Geschäft mit. gutem Erfolge.' Täglich früh morgens schon beleben die verschiedenen Milchfuhrwerke sämmtliche Zufahrtsstraßen und liefern der im Jahre 1884 errichteten Graf Dürkheim'schen Käserei, welche mit Dampf betrieben wird, täglich bei 2000 1 Milch. Genannte Käserei hat zur Hebung des Ortes viel beigetragen. Bedeutend emporgeschwungen hat sich der Ort auch seit Erbauung der Kremsthalbahn im Jahre 1883. Bon geschichtlichen Ereignissen, die unseren Ort betreffen, wäre Folgendes anzuführen: Um 1083 schenkte Arnold Gras von Wels dem Kloster Kremsmünster den Ort „Wartperch" mit 0 Joch von seinen anliegenden Besitzungen unter der Bedingung, dass selbes dort eine Pfarrkirche erbaue und dieser jenen Theil des Gaues Olesburg zuweise, dessen Bewohner von ihrer Mutterkirche zu Otilespurch (Kirchdorf) zu weit entfernt lägen. Die Bewohner sollten der neuen Kirche so zugehören und ihr dieselben Zehente geben, wie früher der Mutterkirche in Otilespurch. Das Gebiet der Kirche erstreckte sich über die Spreugel der jetzigen Pfarren Wartberg und Nussbach und umfasste auch die Gegend bis Voitsdorf. Die Übergabe erfolgte unter Bischof Altmann und Abt Dietrich. Letzterer erbaute die Kirche, und ersterer weihte sie zu Ehren des hl. Kilian. Markgraf Otakar II. von Steyr stiftete zu ihr ein Gut, welches jährlich 60 Pfg. diente. Im Jahre 1150 schloss Abt Albert von Kremsmünster mit dem Propst Manegold von Ranshofen einen Vertrag, demzufolge Abt Albert die Besorgung des Gottesdienstes in der Kapelle zu Rohr übernahm, wofür ihm Propst Manegold von den Gütern seiner Kirche in Wartberg an der Krems den Rutzgennss von einer Hube überließ. Papst Alexander Hl. bestätigte 1179 dem Kloster Kremsmünster den Besitz der Pfarre in Wartberg, und nach einer Randnote zur Urkunde von 1083 im Cod. Fridrie. f. 77 wurde unter dem Abte Ulrich III. von Kremsmünster die Kirche in Wartberg von Diepold, Bischof zu Passau, im Jahre 1185 neu eingeweiht. Um diese Zeit, wenn nicht schon früher, wurden die Kirchen Wartberg und Kirchdorf dem Domcapitel von Passau einverleibt und giengen Kremsmünster verloren. Bischof Wvlfker befreite um 1200 mit Zustimmung seines Kaplanes Heinrich, Pleban in Wartberg, das Spital am Pyhru von der Mutterkirche zu Kirchdorf und Wartberg und verlieh demselben die Zehente von der Steyr bis zum Pyhrn. Zur Entschädigung erhielten die genannten Kirchen Güter in Unter- und Ober-Mühlbach und Steinwend. Im Jahre 1220 wurde von den Prälaten von Kremsmünster und St. Florian in Herzogenhall (Bad Hall) der Streit zwischen dem Äbte Reinbert von Garsten und dem Heinrich von Pettenbach, Archidiacon und Pfarrer in Wartberg, wegen des Zehentes zu Ramsau geschlichtet. Heinrich anerkannte, dass die Leute dort mit ihrem Zehent nach Garsten gehören, erhielt sie jedoch für seine Lebenszeit zugesprochen. Damals war ein Engilbertus Bicar in Wartberg. Um 1230 vermachte Otto von Rohr dem Kloster Kremsmünster zu einem Seelgeräthe für sich und sein Geschlecht den Hof „Liupold" mit allem Zugehör mit

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