Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

272 Die erstere ist vielfach, die letztere eigentlich nur von „von der Hagen" in seiner Germania II. ©. 333—346 (1837) beschrieben worden und von Friedrich Keinz, Custos an der $. bair. Hof- und Staatsbibliothek in München, bei der Neuausgabe des Textes des Gedichtes in der II. Auflage seines „Helmbrecht und seine Heimat" «Leipzig, S. Hirzel, 1887) mitbenützt worden. Man hat regelmäßig die jüngere «Wiener) Handschrift zugrunde gelegt, weil sie eine bessere Vorlage zu haben schien und der bessere Text der größeren Gewissenhaftigkeit des Abschreibers Hans Ried, Hauptzollners zu Bozen, zu danken sein bürste. Dian hat daher auch bezüglich der im Gedichte genannten Örtlichkeiten die Angaben der Wiener Handschrift „zwischen Höhensteine und Haldenberc" (V. 192) und „tonn ze Wankhüsen der" (V. 893) jenen der Berliner Handschrift „zwischen Wels und dc Traunb'g" (V. 192) und „dann ze Leubenbach der" (V. 893) vor­ gezogen, ja letztere als ivillkürliche Änderungen des ursprünglichen Textes betrachtet. Als vor 30 Jahren Keinz einen Helmbrechtshof in der Gegend von Hochburg, also von Wanghausen nachweisen konnte, galt der Schauplatz für Baiern als gesichert und das Kloster Ranshofen als Domicil des Verfassers des Gedichtes. Die Sicherheit des Nachweises des Helmbrechtshofes hat Max Schlickinger in seiner literarhistorischen Untersuchung über den Helmbrechtshof und seine Umgebung (51. Bericht des Museums Erancisco Carolinum, Linz, 1893) etwas erschüttert, wenn er auch sonst der geltenden Ansicht folgt. Die Sache ist aber nicht so sicher, als sie den Anschein haben mag. Die Berliner Handschrift ist älter als die Wiener und älter als die Jahres­ zahl 1457, die auf der Rückseite ihres Vorsetzblattes steht, !vie sich aus dem ^Nach­ folgenden ergeben wird. Keinz sagt im Nachtrage zur II. Auflage von Meier Helmbrecht, dass die auf der Vorderseite des Vorsetzblattes der Berliner Handschrift stehenden' Namen der einstigen Besitzer der Handschrift, von welchen er Jo Ho Hauczendörffer, Lienhart Mewrll, Marycz Nerndlinger, jJiotefta Gaßnerin und Hans Mist (....?) anführt, die ihm mit Ausnahme des ersten alle unbekannt sind, identi­ ficiert, einen Schluss auf die Heimat des Gedichtes erlauben könnten. Von dem ersten Namen sagt er, dass es in der Oberpfalz ein solches Geschlecht gegeben und zu Anfang des XV. Jahrhunderts ein Hans Hauczendorfer gelebt habe. (Ver­ handlungen des historischen Vereines der Oberpsalz 1858, Band XVIII. S. 343 ff.) An der richtigen Lesart der angeführten Namen zweifelnd, theilte die k. Bib­ liothek in Berlin auf eine gestellte Anfrage bereitwilligst mit, dass Folgendes auf dem Vorsetzblatte der Handschrift zu finden sei: Mss. Germ. fol. 470. (Vorblatt mit allerlei Gekritzel.) Oberste Zeile (erste Eintragung): Jo IIo Havczendörffer dein vnvergessen die weil ich leb an end. Darunter: Nicht Havczendörffer Ich lienhart mewrll vnv’gessen die weil ich leb an end. Dann folgen verschiedene Eintragungen, ivorunter: Got mein Hoffnung Marycz Nevndlinge; darunter: Dein ewig vnd nymer mer Hebers W von Kelbashardt. Rechts darunter: H Hinstbry, endlich neben einander die untersten beiden: Trutz vnd wer mirs Motessta Gassnerin und rechts davon: Dein alain Wol auff mit frewd’n Dem Erbern Hanns Mist«.... abgebröckelt) las vmb hynn wapln(. ... abgebröckelt). Von den angeführten Namen lassen sich die meisten derselben als der Sippe der Meurl gehörig, die auf dem einst ansehnlichen Schlosse Leombach saß, identi­ ficieren. Abgesehen von dem Hautzendorfer, der nach Keinz in der Oberpfalz lebte, kam der zweite Besitzer der Handschrift, Leonhard Meurl, nach seinem im Jahre 1400 hochbetagt verstorbenen Vater Hans I. Meurl in den Besitz von Leombach (Leuben­ bach, wie es jetzt noch im Volksmunde heißt). Seine Schwester Margarete war vermählt mit Hans Oberhaimer, der schon 1435 starb und eine Tochter Judith hinterließ, die Caspar Neundlinger zu Rotteneck zur Ehe hatte, dessen Bruderssohn Moriz Neundlinger als dritter Besitzer der Handschrift ausscheint. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, um welche Zeit ihr Geschlecht ausstarb, besaßen die Neundlinger den Edelsitz Thann bei Steyr. Der 9tcmte des 4. Besitzers der Hand-

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2