Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

271 kaiserlichen Vicedomamtes in Österreich ob der Enns und von 1521 an wirklicher Vicedom. Er stiftete 1516 in der Kapelle zu Leombach eine ewige Stesse, kaufte 1517 von Erasmus Moser den adeligen Sitz Weyer unweit Leombach und nahm denselben von Achaz und Christoph von Losenstein zu Lehen. Er starb nach Hoheneck 1544 (nach Prevenhuber 1553), nachdem er zuvor sich und seinen Eltern auf dem Friedhofe zu Wels ein Grabmal hatte errichten lassen. Nach ihm besaß Leombach sein Sohn Jakob, der ebenfalls kaiserlicher Rath war und 1571 und 1572 nebst anderen Herren zur Berathschlagung und Verfassung einer Landtasel für Oberöster­ reich nach Wien berufen wurde, welche zwar ausgearbeitet ivurde, aber nicht in Kraft trat. Ihm folgte dessen Sohn Josef, der 1591 kaiserlicher Rath und nieder­ österreichischer Regierungsrath wurde und als der letzte seines Stammes im Jahre 1592 abgieng. In seinem letzten Willen hatte er die Herrschaften Leombach und Weyer seinem Verwandten Christoph von Schallenberg vermacht. Christoph von Schallenberg war kaiserlicher Rath und starb schon im Jahre 1597. Rach dem Tode seiner Witwe theilten sich im Jahre 1614 seine drei Söhne in die Verlassenschaft. Nebst anderen Besitzungen erhielt Georg Christoph Leombach und Karl Christoph den Sitz Weyer. Beide wurden nach Beendigung des Altsstandes voni Jahre 1626 verhaftet und eingekerkert. Dem ersten warf man vor, dass er die Sache der Bauern gutgeheißen habe, und dem andern, dass er die von ihm geführten Protokolle der Ständeversaminlungen zu Wels und Steyr und die Kanzlei des Bauernausschusses geflüchtet habe. Georg Christoph, der sich unvorsichtiger Äußerungen schuldig bekannte, wurde zu 1000 Thalern verurtheilt, Karl Christoph hingegen freigesprochen. Letzterer starb 1629 als Abgesandter der Stände an den Kaiser in Prag, und da ihm seine einzige Tochter schon das Jahr vorher vorausgegangen war, so fiel Weyer wieder an seinen Bruder Georg Christoph zurück und wurde mit Leombach vereinigt. Georg Christoph wurde 1629 Verordneter der Stände, dann Oberst-Proviantmeister und Obercommissär in Oberösterreich, luat bei der Einrichtung und Revidierung der Landesordnung thätig und wurde 1636 in den Herrenstand erhoben. Nach seinem Absterben erhielt Leombach und Weyer sein Sohn Christoph Ehrnreich. Dieser war Kaiser Ferdinands 11. Vorschneider, dann Kaiser Ferdinands III. und Leopolds I. Kümmerer, Rath und Landrath, dann der Stände Rechnnngsrath und 1656 Verordneter derselben. Er und sein Bruder Christoph Ernst wurden 1666 in den Grafenstand erhoben. Er besaß auch die Güter Egendorf und Hueb, die er 1667 seiner Tochter Christine Therese bei ihrer Vermählung mit Johann Ludwig Freiherrn von Pol heim als Heiratsgut gab. Nach dessen Tode verkauften seine Erben im Jahre 1702 Leombach und Weyer dem Jakob Friedrich von Eyselsberg, von welchem sie Abt Alexander Straffer von Kremsmünster im Jahre 1710 für das Stift kaufte, bei welchem diese Güter verblieben. — Die Besitzer der Reste des Schlosses waren seit 1769 folgende: Englmayr Katharina, Englmäyr Paul (f. 1796), Englmayr Georg (s. 1807), Uebleis Matthias und Theresia (s. 1810), Klein Matthias und Theresia (s. 1817), Jungdorser Georg (s. 1819), Obernberger Franz und Maria (f. 1835), Lindinger Maria (f. 1847), Daninger Stephan (s. 1876), Gatterbauer Michael (s. 1881) und seit 1893 Thallinger Franz. Wir können diese Stelle nicht vorübergehen lassen, ohne unserer Meinung über Meier Helmbrecht, dieser herrlichen Dichtung, und den Schauplatz derselben Ausdruck zu geben. Bekanntlich gibt es von der altdeutschen Dorfgeschichte „Meier Helmbrecht" nur zwei Handschriften, die Wiener aus dem 16. und die Berliner aus dem 15. Jahrhundert. Die Wiener Handschrift befindet sich in dem Ambraser Heldenbuch auf der Wiener Bibliothek. Die Berliner Handschrift, welche in ihrem ersten Theil den Titurel und im zweiten den Helmbrecht enthält, wurde von ihrem früheren Besitzer „von der Hagen" in Wien durch F. Goldhan gekauft und hat ersterer in einem auf den Vorderdecke! geklebten Blatte bemerkt, dass sie aus Jnner- österreich, der Heimat des Gedichtes, stamme.

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