Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

268 Abt Ernst dem Ortolf Örhol, Bürger in Wels, das Gut „Hachweydech" in der Pfarre Sipbachzell, von welchem Gute jährlich 60 Psg. unb ein Vogthuhn zu dienen waren. Im Jahre 1303 überantwortete Hans Meuerl von Leombach für die Erlaubnis, in Leombach einen eigenen Kaplan anstellen zu dürfen, dem Pfarrer Georg von Sipbachzell eine Hube zu Rappoltstorf (Rappersdorf). Die Geschwister Fluschart schlossen im Jahre 1395 einen Vertrag über den gemeinschaftlichen Besitz und den Nutzgenuss eines vom Stifte zu Lehen rührenden Hofes zu „Tampach." Vier Jahre später verkauften Hans zu Mairhof, Konrad von Chranstorf und Heinrich Schaben- chaes dem Konrad Muetsuchten ihr Gut „Riderpolan" (Niederpöllach). Beide Güter lagen in der Pfarre Sipbachzell. Im Jahre 1420 wird bei Gelegenheit eines zwischen dem Abte Jakob zu Kremsmünster und dem Plebane Heinrich zu Weißkirchen entstandenen Streites ein Andreas, Pleban in Sipbachzell, als Zeuge mit angeführt. Die jetzige gothische Kirche, ein geräumiges Gebäude von Quadern mit einem Zwickelthurme, stammt aus dem Jahre 1478, bei welcher Gelegenheit Papst Sixtus IV. derselben einen Ablassbrief ertheilte. Im Jahre 1488 fand Ulrich und 1514 Bern­ hard Meurl von Leombach seine Grabstätte in ihr. — Im Jahre 1555 ließ Abt Gregor an der Grenze des Pfarrgebietes die Schacherteiche grabe», um einen großen Theil der sumpfigen Gegend für die Holzcultur jii gewinnen. Sippen oder sipen heißt stinken, nach Fäulnis riechen. Sipbachzell heißt daher eigentlich „Zell am Stinkbach." Am Bauernaufstände im Jahre 1596 nahmen auch die Sipbachzeller theil. Als die Bauern die Waffen abliefern sollten, weigerten sie sich dessen und der Bauer Seillig von Sipbachzell, ein hitziger und gewaltthätiger Rebell, schrie zu Linz laut vor Zetritz und Garzweiler: Eher wollten sie Leib und Leben lassen, als die Wehren hergeben, worüber die Commissäre so in Zorn geriethen, dass sie ihn einen Unflat nannten und wegjagten. Am 4. October besorgten die Rädelsführer Holzhueber von Egendorf und Kasberger von Weißkirchen das Aufgebot in der hiesigen Pfarre. Alles wurde bei Kopfabreißen und Häuserabbrenuen ausgetrieben; ein jeder sollte mit seinen besten Wehren in derselben Nacht und vor Tagesanbruch entweder an der Peitlmühle (Kremsmünster) oder beim großen Bauer in Zellhof (Kematen) erscheinen. Am 14. November stießen die Bauern von Sipbachzell zu deu anderen Haufen bei Sautern, von wo sie dann unter Taschs Anführung gegen das Kloster Schlierbach zogen. Die Taufbücher der Pfarre fangen mit dem Jahre 1630 an. Im folgenden Jahre stiftete der kaiserliche Rath und Vicedom in Oberösterreich, Freiherr Constanti» von Grundermann, für sich und seine Gemahlin Margarete Holzschnh von Neuen­ burg einen ewigen Jahrtag nebst 4 Quatembermessen. Der Hochaltar und die beiden Seitenaltäre wurden 1655 von Abt Placidus errichtet. Von 1650—1776 wurde die Pfarre von Kremsmünster aus versehen. Der frühere Pfarrhof stand aus einer Anhöhe „in der Wim", der dermalige war einst Schulhaus. Im Jahre 1776 erhielt Sipbachzell einen ständigen, im Orte wohnenden Pfarrer, dem 1785 über landessürstliche Verordnung ein Hilfspriester beigegeben wurde. Der Friedhof wurde im Jahre 1836 neu angelegt. Der schöne gothische Hochaltar und die Kanzel, Werke des Meisters Schönlaub in München, wurden 1859, wie auch der Taufstein durch die Mühewaltung des Pfarrers Aemilian Eder und seines damaligen Cooperators Raphael Stingeder hergestellt. Die Seitenaltäre entbehren künstlerischen Schmuckes. Wann die Schule in Sipbachzell den Anfang nahm, ist nicht bekannt, doch bestand dieselbe schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Zum Jahre 1785, als hier ein Cooperator angestellt lvurde, heißt es, dass damals das hiesige Schul­ haus erweitert und besser eingerichtet wurde. Später baute man ein hölzernes Schulgebäude, hart neben der Straße bei dem Pfarrhofe aus. Der Lehrer wohnte aber auch weiterhin im Erdgeschosse des Pfarrhofes. Zum Schulsprengel gehörten 1793 wie heute die Ortschaften: Sipbachzell, Leombach, Giering, Schachermairdorf, Loibingsdorf, Permansberg, Rappersdorf und Schnarrendorf. Damals gab es

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