Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

263 1783. Im geistlichen Pfründenregister von 1788 wird die Kirche in Unterrohr als der heiligen Jungfrau Maria geweiht angeführt. DaS Hochaltarbild, vom Kremser „Schmid" gemalt, stand einst in der Stiftskirche vvn Spital am Pyhrn und kam 1847 als Geschenk des Bischofes Gregorius Thomas Ziegler nach Rohr. Die Schule in Rohr besteht seit 1785. An ihr wirkten bisher folgende Lehrer: Josef Marquat (1789—1823), Franz Böhm (1823—1841), Johann Huemer (1841—1852), Karl Kiniger (1852—1862), Stephan Dechant (1863 bis 1887) und seit 1887 Joses Weiß. Die im Jahre 1881 dem Verkehr übergebene Kremsthalbahn, welche den Ort auf der Strecke Linz — Klaus bei km 32 berührt, hat in Unterrohr eine Station. Von hier zweigt seit 1887 ein Flügel nach Bad Hall ab. Da am 1. December 1891 die Steyrthalbahn den Flügel Pergern—Hall eröffnete, so ist Rohr sowohl mit der Landeshauptstadt Linz als auch mit der zweitgrößten Stadt des Landes, mit der alten Eisen- unb Bezirksstadt Steyr, wie auch mit dem Sitze des Bezirksgerichtes Kremsmünster durch Schienenstränge verbunden. Im Jahre 1893 wurde die Bahn von Wels über Kremsmünster nach Rohr eröffnet und dadurch unserer Gegend neue Vortheile erschlossen. — 16. Kurg Kahr. Auf dem abgerundeten Hügel, auf welchem jetzt die Kirche und das Gasthaus von Unterrohr stehen, stand einst die Burg Rohr,*) die Stammburg des edlen Geschlechtes gleichen Namens. Die Edlen von Rohr hielten sich gewöhnlich am Hose der Herzoge von Baiern auf, hatten reichen Besitz in Ranshofen bei Braunau und gehörten zu den Wohlthätern der Canonie Ranshofen, sowie der Stadt Braunau. Die Burg Rohr war mit einem Wassergraben von allen Seiten umgeben, von dem noch Überreste vorhanden sind. Anfänglich bestand die Burg lvahrscheinlich nur aus einem Thurm als Hauptgebäude. Vor ungefähr 60 Jahren fand man beim Graben eines Kellers die Überreste und Grundfesten des Thurmes und in dem untersten Theile desselben eine Feuerstelle. Das Altarhaus der jetzigen kleinen Pfarrkirche war einstens auch die Schloss- oder Burgkapelle, deren Fußboden jedoch viel tiefer lag, als der der jetzigen Kirche. Als ersten aus dem Geschlechte der Rohrer finden wir von 1090 bis 1140 den Raffold von Rohr urkundlich erwähnt. Neben chm scheinen auf 1110 ein Helmbrecht und von 1110—1141 ein Chadelhoch, endlich der für uns wichtige Friedrich von Rohr. Dieser und seine Gemahlin Perchta schenkten nämlich kn Jahre 1138 dem Kloster Ranshofen, in welchem ihr Sohn Reicher lebte und .lehrere ihrer Familie ihre Grabstätte erwählt hatten, mehrere Besitzungen um Rohr. Sein Bruder Chadelhoch der Lange und andere Verwandte bedachten bei dieser Gelegenheit das Kloster mit Leibeigenen. Friedrichs Sohn Otto I. (1142—1170) hatte drei Söhne: Poppo (1150—1195), Rafsold (1157) und Otto 11. (1170—ca. 1205). Ob der zum Jahre 1150 genannte Heinrich von Rohr ebenfalls sein Sohn war, ist ungewiss. Die Nachkommen Ottos II. besaßen Burg Rohr im Kremsthale, während ein anderer Zweig der Rohrer auf Leonstein saß. *) Urtunbenbudj von Obcröstcrreich: I. 133 — 552. II. 194 — 388. III. 3 — 542. IV. 17—4:>0. VII. 287. 538. 579. — Urbar von Steyr vom Jahre 1424. — Urkunden im Gcmeindcarchiv von Hall. — Mittheilungen der Central-Commission: 1880. XLIIX. — Hagn: 376.

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