Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

262 von Kremsmünster vom Propste Blasius von Ranshofen für das Kloster Krems­ münster gekauft. In den Jahren 1247 und 1249 bestätigte Papst Jnnocenz IV. dem Kloster Kremsmünster den Besitz der Kirchen in Ober- und Unterrohr. Aus der zweiten Bestätigung erfahren wir, dass die in Oberrohr dem heiligen Petrus und die in Unterrohr dem heiligen Bartholomäus geweiht war. Bei einer am»Ende des 13. Jahrhunderts vorgenommenen neuerlichen Weihe wurde die letztere irrthümlicher- weise betn heiligen Nikolaus geweiht. Diese neuerliche Weihe mag wohl im Zusam­ menhange mit den Bedrückungen gestanden sein, die das Kloster Kremsmünster von dem gewaltthätigen Hans von Rohr zu erleiden hatte. Zur Sühne für den dem Kloster zugefügten Schaden und aus Reue darüber schenkte dieser im Jahre 1294 betn Kloster den halben Zehent von den beiden in der Nähe der Burg gelegenen Höfen „datz den Stacheln" (die jetzigen Stadlbaurgüter). Um 1330 werden beide Kirchen als Nebenkirchen von Kirchberg aufgeführt. Die Kirche in Oberrohr war mit besonderen Vorrechten ausgestattet und unterlag keinem Interdicte. Beide Kirchen hatten einen ständigen Priester, welcher zu Krems­ münster wohnte und der Ordinarius von Rohr genannt wurde. Die gegenwärtige gothische Kirche des heiligen Petrus in Oberrohr, ein sammt seinem Thürmchen aus Quadern aufgeführtes Bauwerk, wurde zur VII. Säcularfeier des Stiftes Krems­ münster von Abt Ulrich IV. Schoppenzaun im Jahre 1476 aufgerichtet und 1490 mit einer Vorhalle versehen, in welcher ein Stein mit dem Bilde eines Löwen am Eingänge die Jahreszahl 1490 zeigt. Sie gehört zu den zierlichsten und besterhaltenen Kir­ chengebäuden aus der Zeit der Gothik in dieser Gegend. Von besonderer Schönheit ist das Blendmaßwerk an der Brustwand der Empore. In den zierlichen Nischen sind zwar die dahin gehörigen Statuen nicht mehr vorhanden; in der größeren Nische dagegen, die über dem Mittelpfeiler der Empore angebracht ist, sieht man noch die Statue des Kirchenpatrons, nämlich des heiligen Apostels Petrus. Die drei Altäre stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, enthalten jedoch einige Statuen, die den früheren entnommen sind. Noch sind 13 kleinere Statuen, Ehri- stum den Herrn und die 12 Apostel darstellend, vorhanden, welche einst am Mittel­ schreine des Hauptaltares waren, sich aber jetzt in der Pfarrkirche" zu Unterrohr befinden, wo dieselben am Triumphbogen aufgestellt sind. Auch ist das Oberfrontale eines Flügelaltares an der nördlichen Wand der Empore vorhanden. Zunächst dem Portale ist an der Außenseite des Gebäudes nahe dem Erdboden ein Römerslein eingemauert, an dem man jedoch nur ganz schwach die Buchstaben D M und einige römische Zeichen wie XIII erkennen kann. Von außen stellt sich das Gebäude, da es mit keinen Strebepfeilern versehen ist, höchst einfach dar. Abt Placidus Buchauer stellte 1650 den Hochaltar und die Kanzel und 1659 die Seitenaltüre her, die alle im Renaissancestil gehalten sind. Die ursprüngliche romanische Schlosskapelle in Unterrohr ließ derselbe Abt im Jahre 1660 abtragen und die gegenwärtige Kirche erbauen. Sie liegt auf einem abgerundeten, den Namen Burgstall führenden Hügel, auf welchem früher die Burss Rohr stand. Der Glockenthurm wurde 1674 von Abt Erenbert II. erbaut. Bei der von Kaiser Josef II. im Jahre 1782 angeordneten neuen Pfarrein- theilung wurde Rohr eine selbständige Pfarre, deren Sprengel damals die Ort­ schaften Achleiten, Haselberg, Krottendorf, Rath und Rohr zugewiesen wurden. Ach­ leiten und Rath blieben jedoch bei Kematen, so dass der Pfarrsprengel jetzt die Ortschaften Ober- und Unterrohr, Haselberg und Krottendorf umfasst. Der erste Pfarrer war Wisintho Leutner. Bis zur Fertigstellung des Pfarr- und Schulhauses, welche im Jahre 1785 aus den Trümmern des Schlosses Hehenberg erbaut wurden, ivohnte er im Sulzhofe. In demselben Jahre wurde auch der Friedhof angelegt, der 1842 erweitert und mit einer Mauer umfangen wurde, zu welcher man die Steine jener Mauer benützte, die den Kirchengarten in Oberrohr einfriedete. Der gegenwärtige Pfarrer Silvester Schachner ist der 19. in der Reihe derselben seit

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