Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

261 Rohr gehören die Ortschaften: Brandstatt, Fierling, Furtberg, Haselberg, Krotten­ dorf, Ober- und Unterrohr. Rohr liegt zum Theil in der fruchtbaren Ebene des schönen Kremsthales, zum Theil aber auf wohlbebauten obstreichen Hügeln zunächst dem oft sehr ungestümen Sulzbache. Im Norden grenzt Rohr an Kematen, im Süden an Bad Hall und Pfarrkirchen, im Osten an Sierning und im Westen an Kilchberg und Krems­ münster. Das Pfarrdorf selbst ist unansehnlich und besteht aus wenigen, meist zer­ streut liegenden Häusern. Die Pfarrkirche liegt auf einem abgerundeten, rings­ herum von einem trockenen Graben umgebenen Hügel. Unfern der Kirche auf einer kleinen Anhöhe liegt der bequeme Pfarrhof sammt der mit ihm unter einem Dache befindlichen Volksschule. Von hier aus genießt man eine liebliche Aussicht über das Kremsthal und auf das nur eine Stunde gegen Abend gelegene Stift Krems­ münster. Als Filiale gehört das eine kleine halbe Stunde westlich an der Com- merzialstraße von Wels nach Steyr gelegene Kirchlein des heiligen Petrus zu Ober­ rohr hierher. Etwas außerhalb des Dorfes an der Linz—Bad Haller Bezirksstraße liegt der Friedhof. Das Flächenmaß des Gemeindegebietes Rohr be­ trägt 1363 3895 ha. In den 110 Häusern der Ge­ meinde nwhnten nach der Volkszählung vom 31. De­ cember 1890 318 männ­ liche und 331 weibliche, zusammen 649 Personen. Sämmtliche Bewohner der Gemeinde Rohr sind Deutsche und dem Glau­ bensbekenntnisse nach 608 Katholiken und 41 Prote­ stanten A. C. — Die Be­ wohner betreiben fast aus­ schließlich Ackerbau und Viehzucht. Von Rohr und seinem Gebiete ist in geschichtlicher Beziehung Nachstehendes bekannt: Friedrich von Rohr schenkte im Jahre 1138 dem Kloster Ranshosen mehrere Besitzungen bei der Burg Rohr, deren Herr er war. Bald darauf scheint auch die Kirche in Ünterrohr, damals Burgkapelle, entstanden zu sein, denn Propst Manegold von Ranshosen schloss mit dem Abte Adalbert von Kremsmünster um das Jahr 1150 einen Vertrag wegen der gottesdienstlichen Verrichtungen in der Kapelle zu Rohr. Er gab dem Kloster Kremsmünster eine Hube in Wartberg, wofür dieses sich verpflichtete, die Seelsorge in Rohr zu übernehmen. Bald darauf erscheint auch die Kirche in Oberrohr, denn im Jahre 1179 bestätigte Papst Alexander 111. dem Kloster Kreistsmünster den Besitz der Kirchen in Ober- und Unterrohr sammt bett dazu gehörigen Gütern. Die andern um Rohr gelegenen Besitzungen des Klosters Ranshosen wurden diesem im Jahre 1195 vom Papste Cölestin III. bestätigt. Sie bildeten ein eigenes Amt, das sogenannte Ranshofner Amt. Im Jahre 1278 verlieh der Abt von Ranshosen das Gut „zu der Linden" dem Leo von Aichberg unter der Bedingung, dass er es bis Maria Geburt in baulichen Zustand setze und jährlich an diesem Tage 60 Pfennige und vier Käse diene, welches Gut zum Gerichte in Rohr gehörte. Im Jahre 1286. verlieh der Ranshofner Abt dem Knechte Walchun des Amtmannes von Rohr das Gut „ans dem Berge" in Oberrohr. Das Ranshofner Amt wtirde im Jahre 1503 vom Abt Georg Spatz Ünterrohr. Bo» F. Kulstruuk.

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