Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

259 Harhageu liegt an der westlichen Grenze der Bezirkshauptmauuschaft Steyr, lü Minuten vom Kreuzuugspuukte der Straße» Wels—Kremsmüuster und Wels— Voitsdorf entfernt. Seit 1893 ist Harhageu dem Weltverkehre durch die Eröffnung der Wels-Nohrer Bahn, die in nächster Nähe die Station Sadtledt hat, näher gerückt worden. Zur Schule Harhageu sind eingeschult: aus der Gemeinde Ried die Ortschaft Maidorf und ein Theil von Großendorf, von der Gemeinde Krems­ münster die Ortschaft Sadtledt und Theile vvil Pochendorf und Dirnberg, von der Gemeinde Sipbachzell ein Theil der Ortschaft Girring, von der (Gemeinde Steinhaus, Bezirk Wels, Theile von Ober- und Unterhart, von der Gemeinde Ltci- nerkircheu an der Traun, Bezirk Wels, die Ortschaft Oberanftall nnb ein Theil von Gundersdorf. Der Schulsprengel hat 870 Einwohner. Harhageu gehört zur Pfarre Ried. Die Schule in Harhageu entstand unter Kaiser Josef II. int Jahre 1784. Der Unterricht wurde anfangs in verschiedenen Bauernhöfen der Umgebung ertheilt. Da durch die Unvorsichtigkeit eines Lehrers das Schmiedbauerngut zu Maidorf abbrannte, sah man sich genöthigt, ein eigenes Schulhans zu bauen. Dasselbe tourbe vom Stifte Kremsmünster gebaut und int Jahre 1790 vollendet. Das Schulpatrouat übte das Stift Kreiitsinünster aus. Die Schulpflichtigkeit dauerte sechs Jahre. Wie aber aus dem Schnlprotokolle vom Jahre 1790 ersichtlich ist, war der Schulbesuch nur ein drei-, vier- oder fünfjähriger, denn die Schüler stetigen erst mit vollendetem siebenten oder achten Jahre an, die Schule zu besuchen. Der Unterricht erstreckte sich auf folgende Gegenstände: l. Classe: Katechismus, Buchstabieren, Syllabiere», Lesen, Regeln von der Erkennt- nis der Buchstaben und Buchstabieren, Schreiben und Kopfrechnen. In der II. Classe: Religion, Lesen, Regeln vom tiefen, 11. Theil des Lesebuches, Schreiben, Recht- schreiben und Rechnen. Die Dotation des Lehrers war eine äußerst geringe. Rach einem Faffions- bogen des Lehrers Ferdinand Thier vom Jahre 1838 betrug das Einkommen des­ selben : ans dem Schulfoude 48 fl. E. M., von der Gemeinde 4 fl. 30 kr., an Schulgeld 27 fl., an anderen Zuschüssen 40 fl., mithin 119 fl. 30 kr E. M. Als erster Lehrer war Ignaz Dichler von 1790 bis 1814 angestellt. Bon ihm erzählt die Schulchronik, dass er ant 6. August 1804 mit dem Besitzer des benachbarten Richtergutes einen gerichtlichen Vergleich abgeschlossen hat, laut welchem der jeweilige Lehrer das Recht hat, sich drei Hühner zu halten, dem Besitzer des Richtergutes hingegen das Recht zustehe, die Senkgrube zu leeren. Räch ihm wirkten bis zur Reuorganisiernug der Schule 1809/70 sechs Lehrer und von 1874 bis 1881 größtentheils als Provisoren noch acht Lehrer. Seit 1881 leitet die Schule Franz Stein. Im Jahre 1855 wurde das Schulhans umgebaut und vergrößert. Das Schulhaus ist ein einstöckiges Gebäude; int ersten Stocke befindet sich das Schnl- zimmer; die übrigen Räume gehören zur Wohnung des Lehrers. — Am 10. Au­ gust 1804 hörte das Schulpatronat des Stiftes Kremsmünster auf. Ein Betrag von 400 fl, herrührend aus einem Patronatsbeitrage des Stiftes Kremsmünster zum Schulhausbau, bildet den Schnlsond der Schule Harhageu. Die Schule Har- hagen ist eine getheilte einclassige Volksschule, welche durchschnittlich von 140 Schü­ lern besucht wird. An derselben ist die steiermärkische Schulbesnchserleichternng ein­ geführt. Seit dem Jahre 1890 ist mit der Schule ein landwirtschaftlicher Fortbildnngs- curs verbunden. 17 *

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