Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

256 Der Name Nied ober nach älterer Schreibweise Rivt, Stint, Stent führt uns unge­ fähr ein Jahrtausend zurück und bedeutet ein „Gereuth", b. h. einen Platz, auf dem Waldbäume ausgereutet oder ausgerodet wurden. Unsere Gegend, die Fremde eine paradiesische nennen, war einst Wald mit Sümpfen und Morästen, voll von Bären und Wölfen, von Säuen zerwühlt, von Hirschen zertreten. Möglich, dass es hier zur Zeit der Siönter eine Culturniederlassung gegeben hat, da ja in der Nähe int Thäte des Aiterbaches nach Pettenbach (Vetonianis) über Magdalenaberg nach Kirch­ dorf und in das alpine Thalbecken von Windischgarsten eine Hauptverbindungsstraße des binnenländischen Noricums von Wels, dem uralten Ovilabis aus, zum Pyhrnpasse zog. Auch deutet darauf ein an der Südwand der Kirche nahe dem Erdboden eingelassener Römerstein, der Stefte von Blattornamenten zeigt, hin. Mit den Römern verschlvand auch die einstige Cultur. Karl der Große kennt die Umgebung von Kremsmünster als bloßes Wald­ gebiet. SJZit der Gründung dieses Klosters ivurde das ganze, nun zur Gemeinde Stieb gehörige Gebiet den eingeführten Benedic- tinern als Grundeigen- thum zur Urbarmachung übergeben. Durch die verheerenden Einfälle der Ungarn lvurde das Stift Kremsmünster im 10. Jahrhundert in Asche gelegt und die Mönche zer­ streuten sich. Die Güter der Abtei wurden dem Bisthume Passan zuge­ wiesen, das nun mit dem Grafen Arnold von Wels und Lambach, der große Landstriche bei Pettenbach, Stieb, Sipbachzell und anderen Orten an sich gerissen hatte, wegen der Zurückgabe derselben lang­ wierige Processe führte, die unter Bischof Christian int Jahre 993 entschieden wurden. Graf Arnold gab den Ort „Rivt", den einst ein Untergebener des Klosters, namens Macilino, urbar gemacht hatte, zurück, entsagte einem Neubruche, auf welchem der Slave Wenco saß, und verzichtete aus die Kirchenäcker, die Weideplätze in bett benachbarten Wäldern und auf den dritten Theil der Heumahd im Walde Oberhart. Ferner stellte er drei Bienengärten zurück und ver­ zichtete auf den Wald zwischen betn Sipbache, dem Felbermairbache und der Krems. — Damals scheint also schon eine Kirche in Ried bestanden zu haben. Stach der Wiedererrichtung des Klosters Kremsmünster wurden nun die Abhänge an der Krems, das heutige Zenndorf, Penzendorf und die Gegend um Weigersdorf von wendischen Colonisten urbar gemacht. Es wurden Wohnungen für die Ackerleute errichtet und dieselben mit bestimmten Grundstücken begabt, wovon Zehente und Dienste zu leisten waren, weshalb auch in diesen Ortschaften bis zur Aufhebung des Unterthanenverbandes nur Unterthanen des Stiftes Kremsmünster bestanden haben. Die Gegenden am Hart und Aiterbache, tvo beute die Ortschaften Maidorf, Großen- dorf und Rührendors liegen, blieben unter den Grafen von Wels und wurden von deren Unterthanen urbar gemacht und besiedelt. Bischof Konrad von Passau entschied im Jahre 1162 einen zwischen dem Abte Martin und Engilger, Diacon und Cleriker des Bischofes, entstandenen Streit,

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