Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

255 12. Mied. Am Übergange vom flachen Vorlaube ins Gebiet der Voralpen, ans jenem schmalen Höhenrücken, der nach Süden fortwährend ansteigend das Gebiet der Alm und Krems von einander scheidet und mit den Höhen des Hochsalm und der Krems­ mauer zusammenwächst, dagegen nach Norden und Nordwesten breiter wird, sich verflacht und gegen die Traun und den Unterlauf der Krems allmählich abfällt, in einer Höhe von über 500 m liegt die Gemeinde und das Dorf „Ried."*) Ent­ sprechend dieser verhältnismäßig hohen Lage beherrscht der Blick des Wanderers, der auf der Wels-Steiermärker-Reichsstraße Ried passiert, nach allen Himmels­ gegenden ein weites, abwechselndes Bild unseres Landes. Gegen Süden schweift das entzückte Auge von dem anmuthigen Almthale am Fuße der nahen Alpen ost­ wärts über fruchtbares Hügelland hinüber bis an die Berge der Steyr und Enns und von dort zu den gewaltigen Höhen des „todten Gebirges", zu den breiten Rücken der Warscheneckgruppe über den weiten Bogen des Sengsengebirges und die weit in die Vorlande hineinragende Falkenmauer, über die U'eißen Gemäuer der Prielgruppe und die steilen Wände an der Alm zum imposanten Traunstein zurück. Von diesem mächtigen Alpengürtel, dem natürlichen Grenzwalle gegen Steiermark, nach Westen und Nordwesten wendet sich der Blick zum Eingang in das obere Traungebiet zu den Bergen, die es umsäumen, und reicht dann hinaus zu den waldigen Gehängen des herabsteigenden Hausruck, und jenseits der mittleren Traun über die „Welserheide" hinauf auf die Höhenzüge südlich von der Donau. In der Richtung nach Norden öffnet sich über dem Dunstkreise des Linzerbeckens und des Donauthales ein freundlicher Ausblick auf das gesegnete Hügelland des Mühlkreises, das sich wie eine hohe Wand gegen den Horizont aufbaut und gegen die Niederungen herab an klaren Tagen freundliche Orte wie glänzende Punkte zeigt. Nach Osten dehnt sich die Aussicht dem unteren Kremsthale entlang bis in die fruchtbaren Wei­ zenböden der Donauebene von St. Florian und Enns und darüber hinaus nahe zum Waldgebirge, das sich an der Grenze von Niederösterreich hinzieht, bis die Ge­ gend in blauen Duft verschwimmt. In nächster Nähe erfreut sich das Auge an sanft ansteigenden Hügeln, fruchtbaren Thalmulden, tvogenden Saatfeldern, umkränzt von zahlreichen Obstbüumen und kleinen Wäldchen, die sich zwischen Äcker und Wiesen einschieben. — Ried liegt in einem der glücklichsten Theile Oberösterreichs. Die elf die Gemeinde Ried bildenden Ortschaften sind: Großendorf, Hammers­ dorf, Maidorf, Penzendorf, Pesendors, Ried, Rührendorf, Schachadorf, Voitsdorf, Weigersdorf, Zenndorf, welche die Steuergemeinden Ried, Rührendorf, Voitsdorf und Zenndorf bilden. — Die gesammte Ortsgemeinde hat nach der jüngsten Volkszählung 1857 Einwohner und erstreckt sich über 3387 0453 ha, besitzt eine Pfarrkirche, die dem Stifte Kremsmünster einverleibt ist, die Tochterkirche Weigersdorf, das anmuthig gelegene Wallfahrtskirchlein „Maria-Haslach", eine zweiclassige Volksschule im Dorfe und eine einclassige in Harhagen. Dorf Ried hat 26 Nummern und ist von Krems­ münster eine, von Wels und Kirchdorf je drei Wegstunden entfernt. Die natürliche Ostgrenze der Gemeinde bildet die Krems. Die Nordgrenze gegen die Gemeinden Kremsmünster und Steinhaus läuft von der Stelle, an welcher der Sipbach, nach­ dem er die ganze Gemeinde von Süden nach Norden getheilt hat, diese verlässt, hinüber zum Hart, einer ansehnlichen Waldung, welche die westliche Grenzscheide gegen Steinerkirchen bildet, während der Rest an Eberstallzell grenzt. Im Südwesten gegen das Gebiet von Pettenbach zieht die Grenze am Aiterbach hin, und im Süden scheidet der Felbermairbach die Gemeinde von Wartberg. *) Urkundenbuch von Oberösterreich: I. 501. 507. II. 8. 69. 718. 317. III. 511. IV. 164. VI. 293. vii. 509. — Hagn: 373 — Czerny: Der zweite Bauernaufstand. — Achleutner: Das älteste Urbar von Krems­ münster. — Hartenschneider: 67—73. — Pillwein: II. 35. 37. 366. 368. — Schulchr onik. — Dr. F. Jlwof: -österreichisch-ungarische Revue, 1891, 2. und 3. Heft.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2