Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

248 Ordnung musste nämlich das Stift als Patron der Schule die Materialien herschaffen, die Herrschaften, welche Unterthanen hier hatten, die Handwerker bezahlen und die Gemeinde die Robot leisten. Von dem Unterrichte früherer Epochen ist bekannt, dass nach Peitels „Methodenbuche" vorgegangen wurde. Das Reichsvolksschnlgesetz vom 14. Mai 1869 brachte auch für die Schule in Pfarrkirchen günstige Veränderungen. Im Jahre 1872 wurde, nachdem in Pfarrkirchen bis dahin nur Halbtagsunterricht bestand, der ganztägige Unterricht ge­ setzlich anbefohlen und unter den schwierigsten Verhältnissen, und nachdem der Ortsschulrath wegen Verweigerung der Mithilfe zur Einführung desselben zweimal mit einer Geldstrafe belegt worden war, endlich eingeführt. Das Jahr.1883 brachte wieder einen Umschwung, namentlich in der Dauer des Schulbesuches. Pfarrkirchen machte nämlich von einer der weitgehendsten Schulbesuchserleichterungen Gebrauch. Es wurde vom k. k. Landesschulrathe im Sinne des Ministerialerlaffes vom 17. No­ vember 1883 folgende Erleichterung erwirkt: 1.) Dass die Kinder, welche schon durch volle sechs Jahre die Schule besucht haben, im siebenten Schuljahre nur im Winterhalbjahre die Schule vollständig besuchen, im Sommerhalbjahre aber nur einen Halbtag in der Woche. 2.) Dass die Schüler des achten Schuljahres nur im Winterhalbjahre und zwar wöchentlich an einem halben Tage durch drei Sttinden die Schule besuchen. Im Jahre 1885 wurde für die erste Classe wegen Mangels an Raum durch einen Ministerialerlass vom 17. Februar 1885 der Halbtagsunter­ richt bewilligt. In beiden Classen wird Handarbeitsunterricht ertheilt. Ein des besten Andenkens würdiger Lehrer, der an der Pfarrkirchner Schule durch ein Jahrzehnt wirkte, ist der im Jahre 1890 verstorbene Martin Hubinger. Mit dem goldenen Verdienstkreuze auf der Brust schied er hoch an Jahren von seinem Posten. 9. Schloss Feyregg. Über die Benennung des Schlosses Feyregg*) erzählt die Sage Folgendes: Nach dein Frieden von Osnabrück (1048) ritt ein Dragoner der kaiserlichen Reichs­ armee seiner Heimat Pfarrkirchen zu. Er war den ganzen Tag geritten und sein falber Däne vermochte ihn kaum mehr zu tragen. Aus einer Anhöhe angelangt, schlug er mit dem Feuerstein Funken auf die Lunte seines Gewehres und erblickte beim Aufblitzen derselben den wohlbekannten Kirchthurm. Langsam wand er sich mit seinem Pferde durch die dichten Schneelager gegen das Dorf, wo seiner eine gute Mutter und eine geliebte Braut seit Jahren harrten. Da sah er, dass sich vom Thale ein Lichtlein gegen ihn zu bewegte. Er hielt nun sein Pferd an und ließ es ausruhen. Als er endlich drei Männer in der Tracht der Landleute gewahrte, eilte er freudig auf sie zu, um sich von ihnen den Weg ins Thal zeigen zu lassen. Doch seine Freude entschwand bald, denn es waren Räuber, die schwere Kolben trugen und nach seinem Gut und Leben trachteten. Heldenmüthig vertheidigte er *) Urkundenbuch von Obervsterreich : I. 408. 409. IV. 105 — 570. V.83 —420. VI. 296 —630. VII. 57-732. VIII. 170 — 731. — Hohencck: I. 97—99. II. 391. 421 —459. 479. — Pritz: Geschichte von Oberösterreich: II. 710. — Härtenschneider: 106. — Pillwein: II. 264 — 207. — Weittenhiller: Schloss Feyreqg. — Gloning: Oberösterreichische Bolkssagen. 100.

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