Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

247 nicht »ach seinem etwa früheren Tode daS Werk unvollendet bleibe" Die Bild­ bauerarbeiten des Hochaltares sollen von einem Gesellen stammen, der aus der Reise hierher kam und als Probestück das Tabernakelthürchen anfertigte. Kenner ver­ muthen unter diesem Werke einen alten „Schwanthaler." Im Jahre 1760 baute Abt Berthold Vogel den Kaplanstock beim Pfarrhose neu auf imb spendete im Jahre 1765 die große Glocke. Infolge der neuen Pfarreintheilnng wurden im Jahre 1782 in Hall und Adl- wang neue Pfarren gebildet und bereit Sprengel von dem der Pfarre Pfarrkirchen abgetrennt. In dem Jahre 1854 legte man den neuen Friedhof an. Unter dem Pfarrer Florian Wimmer wurden im Jahre 1888 die Gemälde über dem Pres­ byterium vom Maler Anton Stern aufs gelungenste renoviert. Leider brachte der Tod des kunstliebenden Pfarrers eine Pause in die Arbeit. Den Namen Florian Wimmer wird die Geschichte Psarrkirchens stets mit Stolz und Wärme nennen, denn der Träger dieses Namens war nicht nur einer der würdigsten und eifrigsten Priester, sondern auch als Mensch ein liebenswürdiger Charakter. Außerdem war er ein bedeutender Kunstkenner und Kunstliebhaber. Lange wirkte er segensreich als Conservator der christlichen Kuustdenkmäler, war ein oft Ausschlag gebendes Mitglied des Dombaucomit'-s in Linz, wurde in seinen letzten Jahren zum Consistorialrathe ernannt und von Seiner Majestät dem Kaiser Franz Josef I. mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet. Von ihm stammen auch die Kapellenbauten aus dem Calvarienberge. Am 25. August 1890 starb er. Der gegenwärtige Pfarrer P. Alexander Oberneder genießt einen berechtigten Ruf als oberösterreichischer Dialectdichter. — Geboren am 4. März 1859 als Sohn des Arztes Leopold Oberneder in Grünau, absolvierte er das Gymnasium in Krems­ münster und trat am 2. September 1858 in das Kloster ein. Am 26. Juli 1863 zum Priester geweiht, wirkte er als solcher in verschiedenen Pfarreien, war von 1879—1883 Pfarrvicar in Rohr, von 1883—1890 Pfarrer in Bad Hall, und von da ab in gleicher Eigenschaft in Pfarrkirchen. Die Gemeinde Pfarrkirchen besteht als solche seit 16. Februar 1861. Als im Jabre 1849 das Pflegewesen aufgehoben wurde, kam Pfarrkirchen zur Gemeinde Hall. Die Markt- und Landverhältnisse waren aber in ihren Interessen vielfach verschieden, infolge dessen Reibereien entstanden, die den Grund zur Trennuug gaben. In Pfarrkirchen besteht eine öffentliche zweiclassige Volksschule für Knaben und Mädchen, welche von circa 200 Schülern besucht wird. Wann die Schule in Pfarrkirchen errichtet wurde, ist nicht bekannt. Der älteste bekannte.Lehrer ist Joh. Nep. Vogl, der um 1620 hier wirkte. Zu Ende des vorigen Jahrhunderts wurde in der Ortschaft Möderndors in der St. Andreasschule vou einem Weber Unterricht ertheilt. Das Schulhaus dürste an der Stelle gestanden sein, wo jetzt eine Sölde namens „Kindshub" steht. Dort stand auch ehemals eine kleine Andreaskirche, die aufgehoben und dem Verfalle preisgegeben wurde. In einem Lehrplane aus dama­ liger Zeit hieß es: „In der Pfarrschule (Pfarrkirchen) wird gelehrt: Religion, Lesen, Schreiben und Raiten (Rechnen). In der Andreasschule zu Biöderndorf: Religion, Lesen, Schreiben, Raiten nicht, dieweilen der Lehrer dessen nicht kundig ist." — Als Schulhaus im Pfarrdorfe ivurde das zu Feyregg gehörige Beneficianten­ haus verwendet. Das Schulpatronat und die Aufsicht über die Schule hatte an­ fänglich das Stift Kremsmünster, später gieng die letztere aus die Decanate über. Die Schulpflicht und die Dauer der Schuljahre waren ganz willkürlich und völlig regellos. Die Besoldung der Lehrer bestand aus den Erträgnissen des Chor- und Messnerdienstes, der mit einer Sammlung von 11 Bietzen Hafer, 11 Bietzen Korn und 3 Metzen Weizen verbunden war. Im Jahre 1730 brannte das alte Schulhaus ab. Das jetzige Gebäude wurde von Abt Berthold III. Vogl, der 1706 als Sohn des hiesigen Lehrers geboren wurde, im Jahre 1768 erbaut. Bei der Errichtung einer zweiten Classe wurden fast 10 Jahre verhandelt, so schwer war die Einigung zivischeu dem Stifte und den Herrschaften zu erzielen. Nach der damaligen Schul-

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