Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

246 und, wenn es in seiner Macht gestanden, allein einen Aufruhr hätte machen wollen, ferner gefährliche Schreiben zu dem Marchgraber, einem Nebellenführer in Rieder- Österreich, neben anderen Rebellen getragen, so soll er mit dem Schwerte enthauptet und Kopf und Leib an der Richtstütte eingegraben werden." Das Urtheil wurde am 24. September 1599 in Gmunden vollzogen. Die Pfarrkinder hingegen mussten einen Revers ausstellen, „vom Ausstande abzustehen, die Prädicanten abzuschaffen und das Kirchengut zurückzustellen. Wer sich beschwert fühle, solle auswandern." Lange Jahre wurde kein katholischer Gottesdienst gehalten, kein Kind getauft. Die alten Stiftungen geriethen in Vergessenheit, so die von 1378, und kamen erst nach langwierigem Processe wieder zurück. Von den neun Gütern, die Wilhelm von Rohr gestiftet hatte, giengen zwei gänzlich verloren; der Ertrag der übrigen aber wurde sehr vermindert, weil die protestantischen Herren von Zelking zu Leonstein sich die Robot und andere Dienste zueigneten, um welcher willen die hiesigen Pfarrer mit ihnen und ihren Nachfolgern, den Grafen Salburg, in einem langen Streite begriffen waren. Die protestantischen Prediger sind nicht namentlich aufgezeichnet, nur eine Bemerkung in einem Taufbuche besagt, dass der von Mühlgrub von allen pro- scribierten Predigern zuletzt das Land verlassen habe. Die Verleihung (Lehenschaft) der Pfarre Pfarrkirchen kam in den ersten sechs Monaten dem Gotteshause Kremsmünster und in den anderen sechs Monaten Sr. kaiserlichen Majestät zu; früher gebürte die Verleihung der päpstlichen Heiligkeit und von altersher wurde jeder Pfarrer durch die Herrschaft Steyr präsentiert und aufgenommen, da diese die Vogtei über die Pfarre hatte. Abt Anton Wolfradt bat Kaiser Ferdinand II., ihm die weltliche Vogtei auf den drei Pfarrhöfen Pfarr­ kirchen, Vorchdorf und Fischlham, aus welche ihm das Patronatsrecht und die geist­ liche Lehenschaft zukam, zu überlassen, ivas dieser nach Anhörung des österreichischen Klosterrathes und des Rathes und Vicedoms ob der Enns nach einem Vidimus vom 18. Juli 1622 bewilligte. Seit jener Zeit gehörte nun die Pfarre Pfarrkirchen vollständig zu Kremsmünster, nur die Urbarsteuer von 3 Gld. 3 Schlg. wurde zur Herrschaft Steyr und seit 1655 in das Landschaftseinnehmeramt erlegt. Die Taufbücher beginnen mit dem Jahre 1645, seit welchem Jahre auch die Reihe der von Kremsmünster hierher bestellten Pfarrer anfängt. Im Jahre 1649 wurde die Psarrurkundensammlung begonnen und von Abt Placidus der Pfarrhof erbaut. Er erneuerte 1658 auch die Kirche. In den Jahren 1744—1747 wurde die Pfarrkirche unter dem Pfarrer Rupert Langparthner unter der Leitung des Cooperators Simon Tempelmann, eines in der Baukunst sehr erfahrenen Mannes, vergrößert. Zuerst wurde das Hauptschiff in seiner jetzigen Gestalt hergestellt, und dann, als sich die Kirche noch zu klein erwies, die beiden Seitenschiffe hinzugebaut. Um dem Stifte größere Auslagen zu ersparen, ließ man die Mauern des Hauptschiffes vorläufig stehen und machte in dieselbe Durchsichten, wodurch aber erstere so geschwächt wurden, dass im Jahre 1746 in der Nacht vor der feierlichen Einweihung das Gewölbe mit fürchterlichem Getöse einstürzte. Nach diesem entmnthigendem Ereignisse wollte Abt Alexander III. Fixlmüller (1731—1759) die Kirche in Pfarrkirchen ganz aufgeben und dafür eine neue Pfarrkirche in Bad Hall ungefähr an der Stelle, wo heute das Cnrhaus steht, bauen. Durch die Umtriebe des damaligen Bürgermeisters von Hall, dessen Tochter Wirtin in Pfarr­ kirchen war, und daher mit Recht eine Abnahme in der Wirtschaft fürchtete, wurde die bedingte Robot, ja sogar das Ablösegeld für dieselbe im Betrage von 40 fl. verweigert. Diese Gesinnung scheint den Abt verletzt zu haben; denn man gieng wieder an den Aufbau der eingestürzten Kirche, die hierauf in ihrer jetzigen Größe und Form ausgeführt wurde. Um die Ausschmückung derselben machte sich der Pfarrer Karl Pruggberger (1746—1764), Sohn des Pflegers von Mühlgrub, sehr ver­ dient und wurde hiebei vom Abte Alexander, der ein Sohn des Pflegers von Hehen- berg war, bestens unterstützt. Er ließ die Kirche vom Maler Adam Heindl mit Fresken schmücken und damit im Gewölbe über dem Musikchore beginnen, „auf dass

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