Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

12 Böhmen und Ungarn. Das Land ob der Enns wurde auch Schauplatz von kriegerischen Ereignissen; der Baiernherzog drang über den Hausruck, seine Truppen waren überall siegreich und kamen unter steten Verheerungen bis Lambach, >vo sie das Kloster in Brand steckten. Der Anbruch des Winters endigte den Krieg. Friedrich hatte sich 1235 mit König Heinrich, dem Sohne Kaiser Friedrichs II., gegen letzteren verbunden, weshalb er in die Reichsacht erklärt wurde und seine Länder als erledigte Reichslehen eingezogen werden sollten. Das Land ob der Enns am rechten Donauufer fiel in die Hände des Herzogs von Baiern und litt großen Schaden durch die Anwesenheit der feindlichen Truppen. Mit Hilfe des Böhmenkönigs gelangte Friedrich der Streit­ bare 1239 wieder in den Besitz seiner Länder, söhnte sich 1240 mit dem Kaiser vollständig aus und war be­ müht, die Wunden zu heilen, welche der Krieg seinen Län­ dern geschlagen hatte. Aber die Segnungen des Friedens waren ihm nicht beschieden. Bei Wiener - Neustadt musste er gegen die Mongolen kämpfen, welche aus Asien über die rus­ sischen Ebenen nach Ungarn gekommen und unter furcht­ baren Verwüstungen über die Grenze gedrungen waren. In Oberösterreich kämpfte er später 1243 mit Herzog Otto von Baiern, in Niederösterreich 1240 mit Bela IV. von Ungarn; dort fiel er in der Schlacht an der Leitha am 15. Juni; weil er keine Nachkommen hinterließ, so erlosch mit ihm das herrliche Geschlecht der Babenberger, das Österreich aus dem Chaos des Barbarenthums zu einem ge­ schlossenen Ganzen vereinigt, Menschlichkeit und Wissen dort begründet und den Minnesang hochgehalten und gepflegt hat. Stark als Helden, mild als Väter ihrer Länder, weise als Gesetzgeber und Richter, klug als Staatsmänner und Reichsfürsten, beglückten sie ihre Völker, kräftigten und mehrten sie ihre Lande, erfüllten sie die Welt mit ihrem Ruhme. Fromme Stiftungen und Ruhestätten be­ wahren ihr Andenken und ihre ehrwürdigen Überreste. Bei jeder großen That seiner Zeit steht ein Babenberger obenan; Deutschland, Ungarn, Böhmen, Mähren, Wälsch- land, Spanien, Syrien und Ägypten sahen ihre Lorbeern grünen, ihre siegreichen Schwerter blitzen. Der kühn erringenden jugendlichen Gewalt der Babenberger folgte die ordnende und bewahrende männliche Kraft der hohen Habsburger. Herzog Leopold V. der Tapfere. Von F. Knlstrunl. 7. Das Zwischenreich. Nach dem Tode Friedrichs des Streitbaren trat in den von ihm hinterlassenen Ländern und auch in unserem Gebiet eine Zeit der Unordnung und Verwirrung ein; das Faustrecht griff unter dem Adel des Landes immer mehr um sich, die Unsicherheit nahm in bedauerlicher Weise zu. Die Jahrbücher der oberösterreichischen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2