Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

236 Pfarreien zusammen rentierten. Damals gehörten die Kirche zum hl. Petrus iu Oberrohr und die zum hl. Bartholomäus in Unterrohr als Nebenkirchen zu Kirchberg. Abt Martin II. (1376—1396) baute zur sechsten Jubelfeier des Stiftes im Jahre 1377 die Kirche zum hl. Siegmund am Bache und kaufte zur Dotation der­ selben den Hof zur Aichenau und den Aiterbeckhof am oberen Kuhberg. Diese beiden Höfe widmete Abt Martin 1399 zur Stiftung von ewigen Messen in der Stiftskirche. Um 1378 hatte er von Heinrich dem Sulzbäck den Adamhof und die Schäuermühle (Schaferlmühle) gekauft. Die Mühle ivar ein Rechtslehen von Kremsmünster, der Adamhof hingegen ein Lehen der Herzoge von Österreich. Im Jahre 1381 befreite Herzog Albert von Österreich den genannten Hof vom Lehens- verbande und erklärte ihn zum freien Eigen des Stiftes. Das Schneckenlehen bei Kirchberg hatte der Abt bereits 1377 gekauft. Im 15. Jahrhundert, wahrscheinlich unter Abt Adalrich IV. von Schoppenzaun (1454—1484), wurde die Kirche im gothischen Stile erbaut. Abt Wolfgang I. (1488—1500) kaufte 1492 eine Brand­ stätte in Kirchberg, die jetzige Taverne hinter dem Friedhofe, und erwarb in demselben Jahre auch den Edelsitz Sunegg, der jetzt eine Sölde ist. Als Martin Luthers Lehre sich mehr und mehr ausbreitete, hieng auch die hiesige Bevölkerung derselben an. Die Bemühungen der Äbte von Kremsmünster, in der Umgebung den katholischen Glauben aufrecht zu erhalten, ivurden durch die großen Vortheile, welche Maximilians II. milde Regierung den Protestanten gewährte, großtentheils vereitelt. Erst unter Rudolf II. waren die Bemühungen der Äbte von Erfolg gekrönt. Kirchberg wurde auch in den Bauernaufstand des Jahres 1596 hineingezogen und hatte ivährend der Belagerung von Kremsmünster, wo unter dem Befehle von Tasch, Salig und Mair zu Lach an 15000 Aufständische auf den Höhen zwischen Kremsmünster und Kirchberg lagerten, viel auszustehen. Doch gelang es dem Abte Alexander I. von See (1601—1613) schon im zweiten Jahre seiner Thätigkeit den größten Theil der lutherischen Unterthanen wieder für den katholischen Glauben zu gewinnen. Abt Erenbert II. (1644—1669) bestellte an der hiesigen Pfarrkirche zwei eigene Katecheten, die für die Befriedigung der Glaubens­ bedürfnisse und für die Aufrechthaltung eines würdigen Gottesdienstes stets zu sorgen hatten. Unter dessen Nachfolger Abt Placidus wurde die Kirche abermals verschönert. Sie erhielt ein neues Steinpflaster, drei neue Altäre, eine Kanzel und eine Orgel, auch ivurde damals die Kapelle „Maria zu Einsiedeln" an sie angebaut. Ihre gegenwärtige Gestalt verdankt die Kirche dem Abte Alexander Hl. (1731—1759). Er baute an sie 1750 die Kapelle des hl. Johann von Nepomuk an und ließ das Innere unter dem baukundigen Pfarrer Simon Tempelmann mit Stuccatur und Gemälden schmücken. Statt des schönen Zwickelthurmes erhielt sie den gegen­ wärtigen. An der Außenwand der Kirche sind folgende Grabsteine erwähnensivert: 1. Jener der Regina, Gemahlin des Michael Räming, Hofschreibers bei dem Stift Krems­ münster, gest. 1588, und 2. der des Pfarrverwesers Georg Joseph Speplinger, ■eines katholischen Priesters aus der Mark Brandenburg, der hier int Jahre 1613 verschied. In der Kirche befindet sich der Grabstein des Johann Heim von Lobürg, Speise- und Küchenmeisters zu Kremsmünster, gest. 1627. In der rechten Borhalle befindet sich in den Boden eingelassen und als Stufe vertvendet ein rother Marmorstein, der einst das Grab eines Gliedes der alten ausgestorbenen Familie der Rohrer deckte. Da derselbe unter den Anwurf der Kirchenwand hineinragt, so ist die Umschrift nur zum Theil zu lesen: Hier ligt begraben Andre Ror deut got genadt gestorben........... — Der in der Mitte befindliche Schild zeigt jedoch nicht die zwei aufrecht gestellten Mauerzinnen der Rohrer, sondern einen steigenden Fisch. Der Stechhelm trügt als Zier einen Baum, aus dessen Stamm ein mit dem Schild übereinstimmender Fisch überzwerch angeheftet ist. Es ist dies das alte Wappen der Herren Tanpecken zu Tanpöckhof, Prandteck, Windhag und Aich. Der Stein wäre inert, aus dem Boden gehoben und in die Mauer eingelassen zu werden. — Auch die aus der linken Thor­

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