Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

3. Kirchberg. 235 Nordöstlich vom Markte Kremsmünster, 1 km von diesem entfernt, liegt das Dorf Kirchberg*). Die Ortschaft hat ihren Namen von der am gleich­ namigen Berge stehenden alten Kirche zum hl. Stephan, welche gegenwärtig eine Filiale der Stiftspfarrkirche in Kremsmünster ist. Der Ort liegt aus einem ziemlich steil zur Krems abfallenden Berge. Von hier hat man gegen Süden und Osten die herrlichste Aussicht über das Stift und den Markt Kremsmünster, auf die Priel­ gruppe und die ganze Reihe der nördlichen Kalkalpen bis znm Traunstein einer­ und zum Damberge bei Steyr anderseits, dann auf die Schlösser Kremsegg und Achleithen und bis in die jenseits der Donau gelegenen Waldgebirge. Kirchberg gehört zur politischen Gemeinde Kremsmünster (Land). Bewässert wird der Ort von den im Kirchberge in reichlicher Menge vorkommenden Quellen, dann vom Mühlbache und der Krems. Die Bevölkerung Kirchbergs ist ihrer Nationalität nach ausschließlich deutsch. Alle Bewohner Kirchbergs kennzeichnet ein tief religiöser Sinn, und bekennen sich dieselben mit Ausnahme einer protestantischen Familie zur römisch-katholischen Kirche. Das Gebiet von Kirchberg gehörte zu jenen Gütern, die Herzog Thassilo 777, bewogen durch die Bitten der Bischöfe Virgil von Salzburg und Walderik von Passau. dem neugestisteten Kloster Kremsmünster übergeben hatte, und theilte somit die frühesten Schicksale mit Kremsmünster. Unter Abt Alram l. (1093—1121) hatte sich das Stift zu mächtigem Ansehen emporgeschwungen. Er erzog fromme und gelehrte Geistliche, bereicherte das Kloster mit Büchern und ließ sich auch den Unterricht des Volkes im Christenthume sehr angelegen sein. Theils aus diesem Grunde, theils weil die Satzungen von Clugny das Kirchengebet und die kirchlichen Ceremonien sehr vermehrten, fand er eine Absonderung des Volkes von den Kloster­ geistlichen beim Gottesdienste für nothwendig und erbaute zu diesem Zlvecke auf dem Kirchberge eine geräumige Pfarrkirche, welche Bischof Udalrik I. von Passau im Jahre 1098 einweihte. Das Vorschlagsrecht bei dieser Kirche hatte jedoch der Passauer Bischof. Erst im Jahre 1170 verleibte Bischof Diepold von Paffan gelegentlich der Benediction des Abtes Ulrich III. die Kirche in Kirchberg vollständig dem Kloster in Kremsmünster ein, was Papst Alexander III. im Jahre 1179 dem genannten Abte zu Rom persönlich bestätigte. Die vom Abt Alram erbaute Kirche war höchst wahrscheinlich baufällig und zu klein geivorden, daher unter Abt Rudolf I. (1209—1222) eine neue im romanischen Stile erbaut wurde, die Bischof Manegold von Passau 1213 einweihte. Im Jahre 1247 — und 1249 abermals — bestätigte Papst Jnnoncenz IV. dem Kloster Kremsmünster den Besitz der Pfarr­ kirche zum hl. Stephan am Kirchberge. Der Pfarrsprengel war groß und umfasste um das Jahr 1300 das Gebiet der heutigen Gemeinde Kremsmünster und einen Theil der Gemeinde Rohr. Die Grenzen waren durch folgende Punkte bestimmt: Kremsabwärts durch Au nach Schützing, durch die Loderau (bei Achleiten) und Burg Rohr zur Wiese ant Sulzbach (Sulzhof); von dort nach Raeut (Rading), Ort (Kleinortbauer), Pelndorf (Pöllndorfergut), Tzaun (Zaunhos); von hier über die Krems nach Hölnperg (Helmberg), Prahensdorf (Prachersdorf), Haid (in der Haid), Abtay (Abteihöfe), Chrugelndorf (Krügeldorf), Hart (bei Harhagen), Strazze (Straße nach Wels), Lus (?), Windischdorf (Windischbauer), Ernestus (bei Heiligen­ kreuz), Schachen (Schacherwald), Peutenbach (Beutlbach), Prantstatt, Laeiten und zurück zur Krems. Alle Gaben und Zehente von der Pfarre Kirchberg flössen dem Stifte zu und betrugen damals 50 Talente, beinahe ebensoviel als alle anderen *) Czerny: Der zweite Bauernaufstand. 227. — Dannerbauer: Abriss 11. — Hagn: Urkundenbuch von Krcmsmünster. 375. 376. Das Wirken der Benedictinerabtei Äremsmünster. — Hartenschneider: 43-45. — Pill- wein: II. 37. 104 . 345. 346 . 348 -349. — Hoheneck: III 733. — Schul chronik.

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