Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

234 40 Jahre Methodik vorgetragen. Bei den jährlich zweimal abgehaltenen Prü­ fungen, die zuerst im Stifte, später im Schulgebäude mit entsprechenden Feier­ lichkeiten stattfanden, erschien in ersterer Zeit außer dem Abte auch ein Kreiscommissär, später der Districts-Schulen-Aufseher. Aus einem 1794 vom Katecheten Nonnos Altwirth begonnenen und lange Zeit hindurch fortgeführten „Conferenz-Protokolle" ist Folgendes erwähnenswert: In den Jahren 1800, 1805, 1809 musste wegen der durch die feindlichen Einfälle herbeigeführten Verwirrung auch diese Schule durch einige Zeit geschlossen werden; ebenso als 1802 ein Theil des Marktes und mit ihm das Rathhaus abbrannten. In demselben Jahre begann der Gehilfe Rizlmayr im Aufträge des Abtes Wolfgang den Schülern wöchentlich zweimal Unterricht im Zeichnen, besonders im Fache der Architektur zu ertheilen, welcher Unterricht bis zur Wirksamkeit des neuen Gesetzes (1870) gegen eine Remuneration, die vom Stifte gegeben wurde, fortgesetzt wurde. Durch die Einnahmen des Dilettanten - Theaters wurde die im Jahre 1812 unter Mitwirkung des Katecheten Stephan Wais gegründete Industrieschule erhalten, in welcher arme Mädchen durch eilf wöchentliche Lehrstunden im Stricken und Nähen Unterricht erhielten. Dem Dilettanten - Theater verdankt auch die 1841 von dem Katecheten Pater Siegmund Fellöcker gegründete Lesebibliothek für Hauptschule intb Gemeinde ihre Entstehung und Erweiterung. Pater Siegmund Fellöcker veranstaltete zwei Kinderspiele und widmete den Ertrag derselben der zu errichtenden Bibliothek, die dann durch die Beiträge der Eltern und der Kinderfreunde fortgeführt und zu einem beträchtlichen Umfange gebracht ivurde. Die für die Volksschulbibliothek passenden Bücher wurden im Jahre 1873 mit Einwilligung des Stiftes in letztere aufgenommen. Im Jahre 1853 verlegte man die Schule in das Stift, nachdem die Localitäten in der Marktschule baufällig geworden waren. Abt Thomas Mit- terndorfer überließ für die Schule den südwestlichen Tract des Stiftes, der adaptiert iverden musste. Die Adaptierungskosten, welche von der Schulgemeinde bestritten ivurden, betrugen 4443 fl. 10 kr. Conventions - Münze. Der Schulsprengel mar früher viel größer; durch die Errichtung der Nebenschulen Krühub und Harhageu entfielen bedeutende Theile der Ortschaften Krift und Sadtledt. Im Jahre 1866 ivurden die Lehrzimmer für die Ausnahme verwundeter Krieger eingerichtet. Durch das Gesetz vvin 14. Mai 1869, welches die Grundsätze des Unterrichts­ wesens bezüglich der Volksschule feststellte, wurde die Hauptschille Kremsmünster eine vierclassige Volksschule. Tie Schulpflichtigkeit wurde laut § 21 dieses Gesetzes vom vollendeten 6. bis zum vollendeten 14. Lebensjahre ausgedehnt. Trotz der Ver­ längerung der Schulpflicht, die in Kremsmünster ohne jeden Widerstand sofort voll durchgeführt wurde, wurden die Fortbildungscurse für der Schule Entwachsene gerne und zahlreich besucht. Die im Jahre 1812 gegründete Arbeitschule für Mädchen, ivelche bis zum Jahre 1823 fortgeführt, dann aufgelassen, im Jahre 1853 aber neu eröffnet wurde, bestand noch, als durch das neue Gesetz der Handarbeitsunterricht obligatorisch und als solcher an der hiesigen Schule eingeführt ivurde. Der k. k. oberösterreichische Landes-Schulrath hat dem Abte des Stiftes Kremsmünster das Patronat über die Volksschule in Kremsmünster zuerkannt. Laut Decret des k. k. Landesschulrathes Linz vom 29. April 1871 ivurde der bisherige Director P. Lucas Assam seines Amtes enthoben, und der weltliche Lehrer Adalbert Proschko im October 1872 zum Leiter der Schule ernannt. Laut Decret des Herrn k. k. Ministers für Cultus und Unterricht vom 2. September 1873, Zahl 12831, wurde demselben in Anerkennung seines verdienstlichen Wirkens der Director-Titel verliehen. Im Jahre 1887 ivurde durch die langjährigen Bemühungen des P. Lucas Assam, der hier Pfarrer und Subprior und ein wahrer Kinderfrennd war, ein Kindergarten in einem unmittelbar neben dem Kloster gelegenen Stiftshause eröffnet, der von den Bewohnern des Ortes und der Umgebung fleißig benützt wird und sich als recht segensreich erweist.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2