Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

232 bis 1881 Director des Gymnasiums. Im Jahre 1877 ließ er zur 11. Säcularfeier des Stiftes das älteste Urbarium von Kremsmünster v. I. 129!) int Druck erscheinen. Nachdem am 1. September 1881 Cölestin Ganglbauer, der neuernannte Fürst­ erzbischof von Wien, die Würde eines Abtes zurückgelegt hatte, wurde P. Leonhard Achlenthner am 28. September 1881 zum Abte des Stiftes gewählt. Der Bischof von Linz verlieh ihm im Jahre 1885 den Titel eines Consistorialrathes. Se. k. k. Majestät ernannte ihn am 10. September 1884 zum Landeshauptmanne von Ober­ österreich und verlieh ihm am 22. October 1887 das Comthurkreuz des Franz Josef Ordens mit dem Sterne. Am 8. Juli 1888 vollzog Abt Leonhard die Einweihung der neuen Kirche in Bad Hall und am 19. September 1891 die des neuen Gym­ nasialgebäudes in Kremsmünster. Das Jahr der Gründung der Volksschule Krems Münster kann nicht einmal annäherungsweise bestimmt werden. Aus dem Umstande aber, dass im Stifte Kremsmünster immer Lehranstalten bestanden, lässt sich auch auf ein frühes Vor­ handensein einer deutschen Schule für Dorf und Markt schließen, zumal auf den dem Kloster einverleibten Pfarreien bereits im 16. Jahrhunderte überall eigene „Schulhalter" erscheinen. Die älteren der noch bekannten Lehrer (1578) gehörten jener wandernden Zunft au, deren Genossen die Länder durchzogen und um „Condition" anhielten. Hier erhielt ein jeder derselben ein Geschenk aus der Kammerei, und zwar ein lateinischer Schulmeister 8 Kreuzer, ein deutscher 6 Kreuzer. In früherer Zeit erhielt der Marktschulhalter vom Stifte keinen Bezug; erst Abt Spindler lvies ihm im Jahre 1600 einige Metzen Getreide an, damit — wie es in einem Bestellungs­ briefe heißt — von den Kindern armer Unterthanen weder Quartalgeld noch sonst etwas gefordert werde. Abt Anton gab 1621 dazu noch einen Jahressold von 12 fl., dies, eine Reuumeration von 24 fl. von Seite der Bürgerschaft und das unbedeutende Schulgeld bildeten das Einkommen der Schullehrer. Natürlich waren sie genöthigt, auf Nebenerwerb zu denken; sie versahen gelvöhnlich die Stelle eines Marktschreibers, besorgten das Messneramt in der Kirche St. Johann, gaben Unter­ richt in der Musik oder in der lateinischen Sprache für angehende Studierende, beschäftigten sich mit der Abfassung von Conten und verschiedenen Schriften. Die Oberaufsicht über diese Schule führten die Äbte; in welcher Absicht und in welchem Geiste, zeigt sich besonders deutlich aus der vom Abte Johann III. am 22. Februar 1600 erlassenen Schulordnung betitelt „Schulordnung alhie zu Krembsminster" (1600). Die Spindler'sche Schulordnung erneuerten mit zeitgemäßen Abänderungen die Äbte Placidus Buchauer 1659 und Alexander Fixlmüller 1731 und 1732. Die Schule befand sich unsprünglich neben dem Stifte. Im Jahre 1589 stellte aber Abt Johann, als er den Bürgern die Erlaubnis ertheilte, die sogenannte Müller'sche Behausung zu verkaufen und zu einem Rathhause zu bestimmen, unter anderen die Bedingung, dass der Schulmeister in dasselbe aufgenommen werde. Daher wurde das alte Schulmeisterhaus vor dem Eichenthore 1591 verkauft, später aber wieder eingelöst und ganz abgebrochen, und die Schule blieb seit jener Zeit ununterbrochen im Rathhanse des Marktes. Zu höherem Range gelangte die Schule im Jahre 1776. In Bezug auf den Volksunterricht gab sich nämlich seit dem siebenjährigen Kriege ein regeres Leben knnd, und überall wurden hierin große Anstrengungen sichtbar. Die Kaiserin Maria Theresia blieb bekanntlich nicht zurück, und als Mittel zur Hebung des Unterrichtswesens sollten ihr die Normalschulen dienen, deren erste zu Wien im Jahre 1770 unter Leitung des berühmten Ignaz von Felbinger eröffnet wurde. Infolge des am 6. December 1774 ergangenen allerhöchsten Generales und einer speciellen Aufforderung entschloss sich auch Abt Erenbert Meyer, die deutsche Schule des Ortes zu einer normalen Hauptschule umzugestalten, u. z. auf Kosten des Stiftes, von dem allein sie unausgesetzt erhalten lvurde. Er schickte 1775 2 Stiftsgeistliche und 2 Lehrer nach Linz, damit sie die neue Methode sich eigen machten und die Prüfungen ablegten, und nach ihrer Rückkehr lvurde im April des

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