Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

226 seinem „General-Wachtmeister" Laurenz Ramve Kremsmünster auf seinen Plünderungs­ zügen heim, doch retteten die edlen Gebrüder Dietmar und Bernhard von Schifer den Ort vor gänzlicher Zerstörung. 16 Jahre später war es Stephan Fadinger, der Stift und Markt ohne Widerstand einnahm und sich hier aufs beste pflegte. Zahl­ reiche Stiftsunterthanen folgten ihm zu den Kampfplätzen an 'der Donau, doch auf die Zusprache des beliebten Prälaten Anton Wolfradt kehrten viele wieder zurück. Dies hatte zur Folge, dass Wiellinger, darüber höchst erzürnt, aus Rache Krems­ münster mit einer Rotte der ausgelassensten Bauern überschwemmen ließ. Glicht die Noth des Krieges war es, welche die hiesigen Bewohner 1648 bedrückte, sondern die durch Hagel und Gewitterschäden verursachte Theuerung. Abt Placidus Buchauer steuerte derselben, indem er die gesammten Stiftsvorrüthe seinen Unterthanen zur Verfügung stellte. 1680 wurde Kremsmünster von einer ansteckenden Krankheit heimgesucht, zu deren Bekämpfung ein Lazareth in der sogenannten Küh- weide errichtet wurde. 1742 beunruhigten bairische Truppen den Ort, die aber nach einigen Tagen durch zahlreiches österreichisches Militär verscheucht wurden. Der damalige Abt Alexander III. Fixlmüller förderte in hervorragender Weise das Wohl des Marktes durch Vergrößerung des Marktspitales, durch Erbauung einer Tuchfabrik und mehrerer Brücken, insbesondere der steinernen Brücke nächst dem Mühlberge. Bis zum Ausbruche der Franzosenkriege war Kremsmünster durch tiefen Frieden und dessen Segnungen beglückt. Doch der Beginn des 19. Jahrhunderts brachte großes Leid und schwere Geldopfer auch für diesen Ort. Durchmärsche französischer und österrei­ chischer Truppen beängstigten abwechselnd Kremsmünster. Im December 1800 erschreckte das Donnern der am Gusterberge und Calvarienberge aufgestellten Geschütze die friedlichen Bewohner. Auch beim Ausbruche des Krieges 1809 war Kremsmünster der Schauplatz von Recrutierungen und Durchmärschen. Der Umstand, dass das Jahr 1816 noch eine schreckliche Missernte brachte, mochte den Muth der Bürger sinken machen. Doch die folgenden Jahre reicher Ergiebigkeit behoben die allgemeine Roth. 1819 brachte ein Hochwasser dem Markte große Bedrängnis. Die Tage des Krieges 1866 brachten große Aufregung in die Gemüther der Bewohner. Hunderte von Militär-Transportwagen passierten täglich den Ort, beinahe drei Wochen lag das Jägerbataillon Nr. 32, 14 Tage ein sächsisches Regiment in Kremsmünster. Die Lage des Marktes, der sich am Fuße des Stiftsberges, längs der Krems und der Hofwiese ausdehnt, ist zum größeren Theile eben. Die Anzahl der Häuser (96) zeigt, dass sich der Ort nicht auffallend vergrößert, da anno 1830 der Markt Kremsmünster schon 82 Häuser zählte. Zwei Plätze, zwei Hauptgassen und einige Nebengässchen bilden die Verkehrswege. Am kleinen „Fleischhauerplatze" befindet sich das alte, 1591 erbaute Rathhaus. An den Enden des Marktplatzes führen zwei Brücken über die Krems, die eine nach Steyr, die andere nach Wartberg. In der Nähe der letztgenannten Brücke liegt das im 17. Jahrhunderte erbaute Bürger- Spital. An der Straße über den Tödtenhengst ist ein gltes> schlossänlich erbautes Gebäude, in welchem die Vorstellungen der hiesigen Dilettanten-Theatergesellschaft zu Gunsten armer Schulkinder abgehalten werden. Am Fuße des Tödtenhengst- berges erhebt sich rechts vom Schönauerbache ein großes Gebäude, das k. k. Bezirks- Gericht, das früher eine vom Stifte unterhaltene Tuchfabrik gewesen. Von hier gelangt man durch die „Herrengasse" — in den Häusern derselben wohnten früher die meisten Stiftsbeamten — zur steinernen Stiege, welche vom Fuße des Berges bis zum Stifte führt. Ein ehrwürdiges Gebäude ist im Markte die St. Johannis- Kapelle, vom Abte Heinrich II. von Grub 1370 begründet. Eine alte Fabrik erinnert an die Zeiten, in welchen die Kremsmünster - Chocolate noch sehr verbreitet war. Noch ist die am westlichen Ende des Marktes auf einem schönen Hügel gelegene Calvarienkapelle zu erwähnen, zu welcher man über eine steinerne Stiege gelangt.

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