Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

225 Leonhard n. Achleuthner erbaute Gymnasialgebäude. Ersterer, unstreitig eine der größten Zierden des Stiftes, itmrbe vom Abte Alexander III Firlmüller in den Jahren 1748 — 58 erbaut und ist ein acht Stockwerke hohes Thurmgebäude mit zwei Seitenflügeln von fünf Stockwerken, tvelche wie jenes in je eine Plattform enden. Die Räumlichkeiten sämmtlicher Stockwerke sind mit herrlichen, natnrwissen- schaftlichen Sammlungen ausgestattet. Die Bilderwerke, die früher auch hier ihre Aufstellung gefunden hatten, ivurden wegen Raummangels imKloster selbst untergebracht. Nun einiges über den Markt Krems Münster. Von den frühesten Schicksalen der hiesigen Gegend ist nichts anderes für gewiss anzunehmen, als dass dieselbe schon zur Römerzeit betvohnt und mit dem No­ ricum mediterraneum durch eine Heerstraße verbunden ivar. Das Christenthum mochte schon seit dem vierten Jahrhunderte hier verbreitet gewesen, durch die Ber- tvüstnngender Avaren aber wieder erloschen sein, worauf in der Folge einzelne slavische Familien unter der Botmäßigkeit der bairi­ schen Herzoge das Land wieder bewohnbar machten. Zu dieser Zeit lvar es, als das Stift Kremsmünster durch Thassilo 777 gegründet wurde. Das Kloster mochte nach seiner Erbauung bald von den Wohnungen seiner Dienstleute und Handwerker umgeben gewesen sein, welche so die alte, bald zu einem beträchtlichen Dorfe her- anwachsende Hofmark Krems­ münster bildeten. Schwere Schläge trafen dasselbe im 10. Jahr­ hunderte. Die Magyarenstürme ivaren es, die dasselbe arg mit­ nahmen. Auch der Sieg des Baiernherzogs Berthold, den dieser im Jahre 943 in hie­ siger Gegend über die Ungarn erfocht, konnte nicht verhindern, dass Kremsmünster bald daraus tvieder von räuberischen Magyarenhorden heimgesucht wurde. Im 14. Jahrhunderte, konnte nur die Umsicht der Äbte die Ausbreitung der unheimlichen Lollardensecte in dieser Gegend verhindern. Auf Bertvendtlng des Abtes Wolfgang I. Widmar tvurde Kremsmünster von Kaiser Friedrich IV. 1489 zum Markte erhoben und mit verschiedenen Freiheiten bedacht. Unter allen Getverben blühten zu dieser Zeit besonders die Gülten der Messer- und Klingenschmiede und der Schienenmacher, welche von Maximilian I. einige Privilegien erhielten. (1510.) Bedeutend wurde der Wohlstand der Bürger gefördert, als Abt Gregor Lechner die lateinische Schule und die zur Beförderung nützlicher Schriften errichtete Papier­ mühle erbaute (1548). Wenig berührt von den Stürmen der Reformation, ivurden die Beivohner des Ortes durch die Nachwehen derselben, durch die Einfälle einiger aufständischer Bauern­ horden, schwer getroffen. (1596.) Das verrufene „Paffanervolk" suchte 1610 unter 15 Thassilokelch. Bon K. Langer.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2