Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

224 als Nebencnllur Mischlingsfutter gebaut. Von Hackfrüchten baut man llinnkclrüben, Erdrüben, Kartoffeln. Auch findet man hie und da Flachs, Hanf, Raps, doch nur in geringer Ausdehnung. Einen großartigen Aufschwung nimmt von Jahr zu Jahr die Obstcultur. In den Nadeliväldern ist die Fichte am meisten vertreten; einen geringeren Theil bilden die Weißtannen und Weißföhren, vereinzelt (int sogenannten Lärchen­ wäldchen) Lärchen. In den Niederungen findet man Eschen, Ahorn, Rüstern, Eichen (mitunter sehr schöne Exemplare), Erlen, Birken. An Sträuchern sind am meisten vertreten: Haselnuss, Hartriegel, Schneeball, Liguster, Kreuzdorit, Sauerdorn, Schlehdorn, Weißdorn, Geißblatt, Spindelbaum, Faulbaum, Alexiuskirsche. Der Markt Kremsmünster verdankt sein Entstehen der Gründung des Benedic- tinerstiftes gleichen Namens. Den Großtheil des Ortes nimmt der ausgebreitete Bau des Klosters mit seinen verschiedenen Tractcn, Kirchen, Höfen und Gürten ein. Die Hauptfront des Stiftes liegt gegen Südost und erhebt sich auf einer felsigen, mit Gebüsch und Obstbüumen besetzten Anhöhe über den Markt. An der Vereinigung der Linzer-, Welser-, Lambacher- und Kirchdorferstraße ist durch das sogenannte Eichenthor die Einfahrt in das Stift. Fußgänger gelangen auch über die „breiten Steine" durch den „Niedergang" in das Innere der Klostergebäude. Das über dem Eichenthore erbaute Stöckchen und die zu beiden Seiten gelegenen Meierböfe bilden den äußeren oder den Einfahrtshof. Unter dem rechts gelegenen Meierhofe befindet sich der große Stiftsweinkeller. Im links gelegenen Meierhofe reihen sich an die Einfahrt die großen Fischbehälter und die Stallungen für den Viebstand an. Ersterer zeugt von der Kunstliebe des Abtes Ehrenbert H. Schrevogel, der diesen in seiner Art einzigen Bau 1691 vollendete. Dem Stifte zu sind an die Meierhofgebäude Bogengänge angefügt, wovon der eine in den Hofgarten, der andere durch das „Riederthor" auf den Tödtenhengst führt. In das eigentliche Stiftsgebäude gelangt man über eine mit Statuen geschmückte steinerne Brücke, die zugleich einen Aquäduct für den durchgeleiteten Mühl­ bach bildet. In einem thurmähnlich vorspringenden Gebäude führt das mit einem Marmorportale geschmückte Einfahrtsthor durch drei stattliche Thorbögen in den inneren Stifts- oder Prälatenhof, der von dem Einfahrtstracte, der gegenüber liegenden Abtei, dem rechtsgelegenen Gasttracte und dem Convictstracte gegenüber eingeschlossen ist. Besonders bemerkenswert ist in der Abtei oder Prälatur die Sommerabtei mit ihrer Reibe von prächtigen Zimmern. Das Ende des Gasttractes bildet der zwei Stockiverke hohe Sommerspeisesaal, auch der Kaisersaal genannt, der durch drei Doppelreihen hoher Fenster erhellt und dessen Marmorverkleidungen und geschmackvolle Stuccaturarbeiten (von Diego Cartone) mit den von einem Münchner Maler, Steuer!, ausgeführten Decken­ gemälden in der Pracht der Ausstattung wetteifern. Außerdem zieren die Wände des Saales die 15 Gemälde sämmtlicher römisch-deutscher Kaiser aus dem Hause Habsburg, angefertigt von der kunstreichen Hand Martin Altomontes. Zwischen den Convictsgebäuden und der Prälatur erhebt sich die in Kreuzesform erbaute Stiftskirche. In ihren Haupttheilen besteht dieselbe seit der letzten Hälfte des 13. Jahrhundertes. Zwei mächtige Glockenthürme geben dem Baue ein ehrwürdiges Aussehen. Zehn massive Säulen, die mit schwerer Stuccaturarbeit gezierten Deckengewölbe und die von den Gebrüdern Grabenberger verfertigten Frescogemälde bilden das Charakteristische der inneren Ausstattung. Nächst der Kirche unterhalb der Prälatur befindet sich der Eingang in den Convent, einen ansehnlichen langgestreckten Bau, dessen oberstes Stockwerk die reiche Stiftsbibliothek enthält, Uber 80000 Bände erfordern drei große Säle und einige Cabinette zu ihrer Aufstellung. Unter den Werken aller Wissenschaften nehmen gegen 2000 zum Theile sebr kostbare Handschriften eine hervorragende Stelle ein. Außer den angeführten Räumlichkeiten sind noch die an die Kirche angebaute Schatzkammer und die Stndentenkapelle bemerkenswert, so auch der an den Convent­ garten stoßende, sogenannte mathematische Thurm und das unter dem jetzigen Abte

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