Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

208 zum Heben des Jodwassers und die Räumlichkeiten zur Füllung der Flaschen sich befinden, da das Wasser auch in iveite Ferne versandt luirb. Die Guntherquelle befindet sich in einer Entfernung von beiläufig 2 km nord­ östlich von der Badeanstalt in unmittelbarer Nähe des Ternbaches und ivurde erst im Jahre 1808 von dem Ingenieur Egger und dem damals in Hall ansässig gewesenen Apotheker Richter entdeckt. Das Wasser der Guntherquelle tritt ebenfalls aus dem Bereiche des Schliers in einem 33 m tiefen Schacht zutage, wird von da mittelst Dampfkraft gehoben und in einer kupfernen Röhrenleitung in die Anstalt gepumpt. Beide Quellen zusammen liefern täglich ungefähr 13 5 hl. Während des Winters wird das Jodwasser in Behälter geleitet, das überschüssige eingedampft und gelangt als Haller Jodsalz in den Handel. Das Haller Wasser enthält nach der Analyse des Chemikers A. Mauer in 10000 gr Wasser 0 390 gr Jod und 0 508 gr Brom, steht somit an Jod und Bromgehalt allen Jodwässern iveit voran. Bad Hall hat in den letzten Jahren einen mächtigen Aufschwung genommen, und suchen hier jährlich über 3000 Leidende Heilung. In Hall befindet sich das unter dem Protectorate Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth von Österreich stehende „Kaiserin Elisabeth-Kinderspital", worin jährlich 80 vier- bis vierzehnjährige Kinder zur Heilung aufgenommen werden. Im Jahre 1878 wurde im Garten dieser Anstalt ein Haus zur Unterbringung jener Kinder erbaut, welche an ansteckenden Krankheiten leiden. Ferner befindet sich in Bad Hall t>a8 unter dem Protectorate Sr. k. und k. Hoheit des Herrn Erzherzogs Karl Ludwig von Österreich stehende, int Jahre 1883 eröffnete „Militär-Curhaus der österreichischen Gesellschaft vom weißen Kreuze." JmJahre 1884 wurde gelegentlich der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers das Militär - Curhaus einer Erweiterung unterzogen. Hauscommandant ist gegenwärtig der k. k. Oberst­ lieutenant Adolf Jpold und Chefarzt der kaiserliche Rath Dr. Karl Körbl. Das bis zum Jahre 1890 in Verwendung gestandene alte Armenbadspitals- Gebäude wurde an das Kaiserin Elisabeth-Kinder-Hospital verkauft, und im selben Jahre vom oberösterreichischeu Landesausschusse ein neues Armenbadspital mit einem Belegraume von 00 Betten erbaut. Die Krankenpflege wird von den barmherzigen Schwestern vom Orden des hl. Vincenz de Paula besorgt. Für die Unterhaltung der Curgüste sind mannigfache Einrichtungen getroffen. Die Curmusikkapelle spielt täglich dreimal an öffentlichen Plätzen; einmal wöchentlich wird im Cursaale eine Tanzunterhaltung veranstaltet, desgleichen Concerte, Spiele, Spazierfahrten und Parkseste. Hin und wieder lässt der Männergesangsverein „Lieder­ kranz" seine Weisen ertönen. Ferner besitzt Hall ein im Jahre 1884 erbautes hübsches Sommertheater, in welchem wöchentlich fünf Vorstellungen gegeben werden. Aus der Geschichte des Marktes Bad Hall wäre weiter Folgendes zu erwähnen: Wie bereits gesagt wurde, schenkte Herzog Thassilo H. dem Kloster Kremsmünster eine Salzpfanne ant Sulzbache mit drei dort ivohnenden Salzsiedern und fügte die Erlaubnis bei, hier nach Belieben urbar machen zu können, was Kaiser Karl der Große bestätigte. Als Kremsmünster durch die verheerenden Einfälle der Ungarn im 10. Jahrhunderte zerstört wurde, kamen dessen Besitzungen in verschiedene Hände, die hiesigen rissen die Herzoge von Baiern wieder an sich. Dem wieder­ errichteten Kloster stellte Herzog Welf einen Theil derselben zurück, einen andern sein Sohn Heinrich; sein Enkel, Heinrich der Löwe, Herzog von Baiern und Sachsen, bestätigte im Jahre 1174 dem Kloster die Schenkungen seiner Vorfahren, darunter „die Hube in Hall", die sein Großvater, Herzog Welf, demselben geschenkt hatte. In der Bulle Papst Alexanders irr. vom Jahre 1179, in welcher dem Kloster Kremsmünster dessen Besitzungen bestätigt wurden, finden >vir diese Hube aufgezählt. Kaiser Friedrich I. bekräftigte im Jahre 1181 den Besitz derselben dem Kloster, des­ gleichen Papst Jnnoncenz TV. in den Jahren 1247 und 1249.

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