Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

206 Schlierschichten zutage, und zwar geschieht dies bezüglich der Thaffiloquelle in dem am Sulzbache gelegenen, bis auf die oberste Schichte von geringer Mächtigkeit, durchwegs in Schlier getriebenen 16 m tiefen Schachte in der Höhe von 9 m, aus einer gegen West gelegenen Spalte, aus welcher sich das Mineralwasser in einen kleinen Tümpel ergießt, um von da mittelst einer Druckpumpe in die Trinkhalle befördert zu werden. In einer Tiefe von etwa 15 m sind auf der südlichen Seite des Schachtes sternförmige 9—11 m lange, 2 m hohe und etwa 13m breite Strecken im Schlier getrieben, welche zweimal halbkreisförmig durch zwei Strecken mit einander verbunden sind. Diese Kammern dienen zum Ansammeln des jodhaltigen Badewassers, welches theils von den Wänden der Kammern herabträufelt, theils aus den Bohrlöchern in die Sohle der Kammer eintritt. Dieses Wasser gelangt mittelst einer eigenen Druck­ pumpe und zwar während des Winters und Frühjahres in die Behälter und während der Badezeit unmittelbar in die Badeanstalt. Die natürlichen Salzquellen in Bad Hall sind, wie schon das keltische Wort „Hal" = Salz andeutet, lange bekannt gewesen und benützt worden. Die Sage erzählt, dass iveidenden Schafen, die begierig von dem aufsteigenden Wasser tranken und von demselben nicht ivegzubringen waren, die Entdeckung der Salzquellen zu verdanken ist. Herzog Thassilo II. schenkte dem Kloster Kremsmünster bei seiner Gründung im Jahre 777 nebst anderen Besitzungen die Saline am Sulzbache und drei Leute, die dort wohnten und Salz sotten, welche Schenkung Kaiser Karl der Große dem Kloster im Jahre 791 und im Jahre 802 abermals bestätigte. Als zur Zeit der Kaiserin Elisabeth, Gemahlin des Kaisers Albrecht L, die ergiebigeren Salzquellen in Hallstatt entdeckt wurden, verschlug man um das Jahr 1308 die hiesige Salzquelle und wies dem Kloster Kremsmünster seinen Bedarf an Salz in Hallstatt an. Obwohl die Quelle verschlagen war, stieg doch immer wieder Wasser daraus hervor, das von den Bewohnern der Umgebung theils wie gewöhnliches Brunnenwasser, theils aber auch als Heilwasser gebraucht wurde. Die Leute benützten es als „Kropf­ wasser" gegen dicke Hälse und die Bäcker von Hall bei Erzeugung von „Kropfbrot." Dass die heilbringende Kraft des Wassers schon damals bekannt war und auch ausgenützt wurde, geht aus einem Ablassbriefe vom Jahre 1326 für die Kirche in Pfarrkirchen, zu welcher Bad Hall in alter Zeit eingepfarrt >var, hervor. Diese Kirche war den Heiligen: Georg, Briccius, Elisabeth, Margarete und Jakob geweiht, von welchen die Heiligen Briccius und Jakob als Patrone für jene Leiden ange­ rufen werden, die in den hiesigen Bädern Heilung finden. Die erste Badeanstalt finden >vir im Jahre 1378 erwähnt. In diesem Jahre stifteten die Brüder Markart, Peter, Konrad und Leonhard, die Arbayter, mit der „Padstuben gelegen zu Hall" und der dazugehörigen, bei des Schwarzfärbers Baumgarten gelegenen Wiese, die beide freies Burgrecht waren, einen Jahrtag zu Pfarrkirchen bei Hall. Auch im Jahre 1392 wird diese Badstube erwähnt. Es stiftete danmls Hans der Kammerhuber einen Jahrtag in Pfarrkirchen, und gab dazu auch seinen „lwes auf der hwb gelegen pei der pastwben“, welche der jeweilige Zechmeister der Kirche innehaben und hievon dem Pfarrer den schuldigen Dienst leisten sollte. In der Folge finden wir, wie bereits erwähnt, das Wasser nur als Kropf­ wasser und bei Erzeugung von Kropfbrot in Verwendung. Erst als in Ischl die Solenbäder entstanden, erwachte das Interesse der Arzte auch für die Quelle in Hall. In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts benützte es der damalige Arzt Matthias Steppich in Pfarrkirchen zu Bädern gegen Krankheiten, für welche die Jschler Solenbäder heilend wirkten, welche Versuche von den besten Erfolgen begleitet waren. Steppich und die Bürger von Hall suchten nun heim Stifte Kremsmünster um die Erlaubnis an, eine Badeanstalt errichten zu dürfen, was ihnen vom Abt Josef II. unter Vorbehalt des Obereigenthums der Quelle gestattet wurde. Er'

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