Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

205 bedeutenden Curorte emporgeschwungen hat. Seine 15(i Häuser bilden eine lange Gasse, durch welche die Steyr - Welserstraße führt, und einige Nebengassen, ivozu dann noch die Kuranstalten und Villen im großen und schön gehaltenen Parke kommen. Wenn die Obstbäume, deren es in Hall und Umgebung eine große Menge gibt, ihren lonndervollen Blütenschmuck entfalten, kann die Gegend mit einem Paradiese verglichen werden. Bad Hall ist mit der Landeshauptstadt Linz durch die Kremsthalbahn und mit der zweitgrößten Stadt des Landes, der alten Eisenstadt Steyr, durch die Steyr­ thalbahn verbunden und besitzt ein Post- und Telegraphenamt. Das Gemeindeamt befindet sich im Rathhause am Marktplatze. Bad Hall ist der Sitz eines katholischen Pfarramtes und hat eine zweiclassige öffentliche Volksschule Die Belvobner von Uad Hall beschäftigen sich größtentheils mit Handel und Gewerbe. Während der Cnrzeit ist die Wohnungsvermietung ihr Haupterlverb, da während dieser Zeit geräuschvolle und die Curgäste belästigende Gewerbe nicht betrieben lverden dürfen. Die Belvohner der nächsten Umgebung beschäftigen sich mit Ackerbau. Die fleißigen Landbeivohner verstehen es, den frucht­ baren Boden zweckmäßig auszunützen. Es kommen hier alle Getreidearten und Boden- früchte fort, und steht die Obstcultur ans sehr hoher Stufe. Im Hügellande zwischen der Traun und Steyr, welches Bad Hall umgibt, bilden tertiäre thonige Biergel (Schlier) das unterste Formationsglied, welches eine große Übereinstimmung mit den Ablage­ rungen bei Wieliczka, Turin zc. zeigt. Auf diesem Schlier sind jüngere tertiäre Conglo­ merate gelagert, über welchen in unmittel­ barer Nähe von Bad Hall eine ü'3 bis 0 (i ui mächtige gelbe Lettenschichte liegt, ans welcher loser Schotter ruht, den gelb­ licher bis rothbrauner Lehm bedeckt, der den Ackerboden bildet. Die Conglomerate lagern hier hori­ zontal, der Schlier dagegen zeigt eine Steigung von 10—15 Graden. In den Conglomerate», deren Geschiebe durch Kalk verkittet sind, finden sich keine Versteine­ rungen, während in dem thonigen Mergel und dem eingebetteten bituminösen Mergelkalke zahlreiche lleberreste von Korallen­ stöcken, Kalkröhren von Vermetus, Muschelschalen und Schneckenreste auftreten. Die Conglomerate gehören daher einer jüngeren Bildung als der Schlier an, der mariner Abstammung ist, und sind die Träger der bei Bad Hall reichlich vorkommenden Süßlvasserguellen. Die atmosphärischen Niederschäge füllen die Cvnglomeratschichten und ziehen sich bis zu dein für Wasser undurchlässigen Schlier, um auf dessen geneigten Flächen als Quelle zutage zu treten. Die Mineralquellen von Bad Hall entspringen dagegen in der Schlierschichte, und ztvar nach Ansicht einiger Geologen als aufsteigende Quellen d. i. die Ausfluss­ öffnung der unterirdischen Wasseransammlung, ans welcher die Salzlager gespeist lverden, ist tiefer gelegen, als deren Wasserspiegel. Rach Ansicht anderer Geologen sind es Quellen solcher Art, dass die Speisung der Lager durch Spalten des Schliers vom Tage ans geschieht, die Wasser dort mineralisiert und durch den Druck des in die Spalten dringenden Grundwassers wieder gehoben werden. Die Thassiloquelle, wie auch die Guntherqnelle treten ans dem Bereiche der Wappen uun Hall. Po» M Langer.

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