Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

194 Auf der Fabriksinsel steht das große Waffenfabriksobject Nr. IX, und am rechten Ufer des Gsangwassers befindet sich die Josef Huber'sche Maschinenfabrik (ehemals Klausbergerhammer) und Weicheisengießerei und die Josef Werndl'sche Wasserleitung (ehemals Mittererhammer), welche das Steyrwasser in das Schloss Voglsang befördert. Die Fabriksinsel steht durch eine Brücke mit der größten der vier unterhalb Josefsthal zwischen Mitterivasser und Wehrgraben liegenden Inseln, welche den Collectivnamen „Bei der Steyr" führen, und auf welcher die meisten Waffen­ fabriksobjecte sich befinden, in Verbindung. Die Haupstraßen sind: die Directionsstraße, die Wehrgrabengasse und die Gaswerkgasse. — In der Directionsstraße be­ finden sich das Directionsgebäude und die Objecte VI, VII, VIII und XV, in der Wehrgrabengasse die Objecte I, IV, V und XI der österreichischen Waffen- fabriks-Gesellschaft und in der Gaswerkgasse das Feuerlöschdepot derselben Gesellschaft und die der Gasindustrie Augsburg gehörende Gasfabrik. — In der Wehrgrabeng asse ist noch das dem „Milden Versorgungsfond" gehörige Josef-Lazareth zu erwähnen. Von diesem geschieht von 1683 an Mel­ dung ; das Stadtarchiv birgt eine Instruction für den Lazarethhausverwalter vom Jahre 1689 und die Rechnungen von 1700—1788. Bei demselben befand sich eine dem hl. Josef geweihte Kapelle. Da dieselbe dem Gebete der Armen gewidmet war, wurde sie 1786 nicht zur Sperrung bestimmt, trotzdem aber drei Jahre später niedergerissen, das Lazarett) aufgehoben und verkauft. Im Jahre 1866 kaufte es die Stadtgemeinde wieder zurück und verwendet es seither als llnterstands- haus für verarmte Personen beiderlei Geschlechtes. Der Gesammtbelegraum reicht für 75 bis 80 Personen aus. — Knapp vor dem Zusammenflüsse der Steyr und der Enns werden die Wässer der ersteren durch das Heindl- und Spitalmüllerwehr noch zum Treiben des Objectes XII der Wafsensabrik und der Spitalmühle verhalten. Während unter der Herrschaft der Römer Lorch der Sitz der Eisenindustrie war, mürbe unter den steirischen Otakaren Steyr der Hauptsitz derselben, und das Handwerk der Messerer und der Waffenschmiede erlangte durch die Otakare und ihre zahlreichen Dienstmannen eine besondere Förderung und nahm einen mächtigen Auf­ schwung, ivozu die in der Folge von den Habsburgern ertheilten Privilegien, den Bezug und die Zufuhr des Eisens, sowie den Handel mit den daraus verfertigten Waren betreffend, nicht wenig beitrugen. Ter Zunstbrief der Messerer stammt aus dem Jahre 1106. Die Massenfabrikation in Steyr beschränkte sich anfangs auf die Herstellung von Rüstungen, Schwertern, Spießen u. dgl. — So verlangte König Maximilian von der Stadt Steyr int Jahre 1491 die schleunige Anfertigung und Ablieferung von 400 Stück Schwertern. Während der Regierungszeit Maximilians I. fand das Schießgewehr allgemeine Verbreitung, weshalb der ehrsame Rath der Stadt Steyr, „tneilen er in Erfahrung kommen, das Kayserliche Majestät in etwelchen deroselben Städten die Püxen- Schützen mit sonderbaren Ehren und Schenkungen begabt", eine Schießstätle errichtet, damit sich die jungen Leute üben könnten. Als Preis bestimmte die Stadt „ein Hosentuch." — Im Jahre 1633 wandte sich der Eisengewerkschafts - Obervorgeher wegen Errichtung von Armaturs-Werkstätten an die Stadt, und 1650 erschien ein k. Befehl, die Eisengelverkschast möge dem Bürger­ meister Johann Egger von Montach 8800 fl. auszahlen, da er sonst die Armaturs- Arbeit nicht Herstellen könne und so die Zeughäuser entblößt mürben. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden in Unterhimmel Rohre erzeugt. Es befanden sich hier drei große Rohrhämmer und Bohrmühlen, wo die gehämmerten Eisenstangen zu Röhren gebohrt, dann doppelt geladen, in Massen losgeschossen und die tauglichen abgeliefert wurden. — Alle diese Werkstätten gehörten anfangs Privaten und wurden 1786 seitens des Ärars von Herrn von Penzenstein angekauft, worauf man die k. k. Feuergewehr-Fabriks-Local-Direction errichtete, deren Vorsteher immer ein k. k. Hauptmann mar. Im Exjesuitengebäude wurde dann 1788 das Büchsen­ macher - Lehrlings - Institut errichtet, in welches 60 von den Erziehungshäusern ver­

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