Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

192 erkrankten Milden-Versorgungsfonds- und Armeninstituts-Pfründner der Stadt Steyr und ihres Bc„'rkes, dann die Gesellen des hiesigen Maurer- und Steimnetzhandwerks und nur im Nothfalle auch andere Kranke aufzunehmen. Die Kranken wurden auf homöopathische Weif behandelt. Für die Verwaltung des Spitals und für die Verpflegung der Krcr r tot,r ,u dem Orden jährlich 2300 fl. aus dem Milden- Versorgungsfonde bez ' ,t. ' .. bei dem Aufschwünge, den die Stadt nahm, die vorhandenen Räume zu klein geworden waren, so wurde im Jahre 1887 Spital und Kapelle beträchtlich erweitert; die Leichenhalle hatte man schon im Jahre 1883 erbaut. — Im Jahre 1891 wurde das Spital von der Stadt in eigene Verwaltung genommen und vom Gemeinderathe der Beschluss gefasst, dasselbe zu vergrößern, beziehungSiveise einen Neubau herzustellen, das Recht der Öffentlichkeit für dasselbe zu erwerben und einen von der Stadt besoldeten Arzt in der Anstalt anztlstelleu. Als solcher ivurde Primarius Dr. Victor Klotz berufen. Die Pflege, Beköstigung und Wartung der Kranken verblieb in den bewährten Händen der barmherzigen Schwestern. Bauliche Veränderungen wurden im Spitale, welches einen Belegraum für 80 Kranke hat, keine vorgenommen, da die Frage eines Neubaues in nicht allzttferner Zeit doch gelöst iverden dürfte, dagegen wurde ein Operationszimmer eingerichtet ttttb für 2000 fl. eine der modernen Wissenschaft entsprechende Jnstrumeutensammlung ange­ schafft. Das Recht der Öffentlichkeit ivurde vom oberösterreichischen Landtage in der Herbstsession des Jahres 1892 bewilligt. Neben dem Spitale haben die barmherzigen Schwestern ein von Frau Josefa Werndl im Jahre 1800 gegründetes Waisen- haus zur hl. Anna, welches in den letzten Jahren durch einen Zubau um die Hälfte vergrößert wurde. In demselben ivurden im Jahre 1893 101 Kinder erzogen und in der vom Orden unterhaltenen ziveiclassigen Privatvolksschule mit Öffent­ lichkeitsrecht unterrichtet. Verfolgen >vir die Annaberggasse iveiter, so gelangen ivir an die Steyr ttub in den Bezirk der Waffenfabrik, bereit zahlreiche Werke und Häuser an beiden Ufern der Steyr liegen und sich bis zur Mündung derselben in die Enns in einer Längenausdehnung von 1'/- Kilometern erstrecken. Eine Stunde vor der Mündung in die Enns tvird die Steyr durch das Wehr bei der Kruglbrücke in zwei Arme getheilt; der rechte oder südliche Arm treibt die Werke von Unterhimmel, der linke oder das eigentliche Flussbett fließt ungetrennt bis zum St. Anna - Spitale, wo von ihm links ein Theil durch das Plauzenhofwehr als Wehr graben abgeleitet tvird, während der andere als reiche Steyr weiter fließt. Der Wehrgrabencanal zieht sich bis zur Steyrbrücke und steht durch mehrere Ableitungen mit dem Hauptflusse in Verbindung. Solche Ableitungen sind die Ablässe bei der großen und kleinen Kohlersalle, der Kupferhammer- und der Doctor- mühl - Ablass. Beim Plauzenhoftvehr ztveigt vom Wehrgraben der Saggraben ab und vereinigt sich hinter der Wasservilla wieder mit dem Hauptcanale. Die reiche Steyr wird durch das alte Wehr in einen nördlichen Theil, das Mittelwasser, und einen südlichen Theil, das Werktvasser Voglsang oder Gsangtvasser, geschieden, welch letzteres durch die Ableitung bei dem Gsangwehr tvieder mit dem Mittelwasser in Verbindung steht. Der besprochene Theil des Flusslaufes der Steyr und seine Ableitungen liefern die Hauptarbeitskräfte für eine bedeutende Reihe größerer Werke, speciell der Waffenfabrik, sowie zahlreicher Industrie-Werkstätten. Sämmtliche Betheiligte bilden zur Instandhaltung der Wehre und Userschutzbanten zwei Genossenschaften: die Wchr- grabengenossenschast und die Wassergenossenschaft Voglsang. Die aus den Jahren 1529 und 1585 stammenden alten Wehrgraben - Ordnungen mussten im Jahre 1879 einer neuen Ordnung der Verhältnisse weichen. Die Steyr mit ihren Ableitungen bildet im Stadtgebiete sieben Inseln, von ivelchen fünf ztvischen der Steyr und dem Wehrgraben und zwei zwischen der Steyr und dem Gsangtvasser liegen. Die Insel ztvischen dem Mittelwasser und dem Wehrgraben vom Plauzenhof-

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