Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

190 am Stadtplatze ausgesteckt gewesenen Köpfe ihrer einstigen Gatten am Friedhofe beim Bruderhause begraben zu können; zil gleicher Zeit wurden auch die Viertheile der­ selben von den Straßen bei Linz weggebracht. Da das Gebäude baufällig war, wurde es 1680 neu aufgebaut, und 1694 der Altar in der Kirche durch Abt Anselm consecriert, brannte 1749 ab, wobei der Thurm einstürzte und die Glocken schmolzen, wurde 1750 neu hergestellt und 1751 die Kirche durch Abt Till von Garsten ein­ geweiht. Ein gestifteter Beneficiat besorgt die geistliche Pflege der Pfründner und den Gottesdienst. Unterhalb des Hauses Nr. 85 ist ein altes Denkmal aus rothem Marmor zu sehen, ivelches Kunz Horn, ein vornehmer Handelsmann zu Nürnberg, der „große Kaufmannschaft und Gewerb mit Steyrischen Messern und anderen Eisemvaren ge- führet", 1489 errichtete. Der Stadttheil Aich et, durch welchen auch die Sierningerstraße führt, hat seinen Namen von dem Eichenwald, der einst hier stand, und kommt schon int 13. Jahrhundert unter dem Namen Aichech vor. Hier stand auch das Schlösschen Aichet (jetzt Sierningerstraße Nr. 82), welches einst den Herren von Glunik, den Stiftern des Klosters Gleink, gehörte, deren Wappen, ein Kleeblatt, noch 1670 aus demselben zu sehen war. Es gehörte 1615 bis 1636 dem Wolf Katzianer von Fladnik zum Katzenstein und später den Frei­ herren von Riesenfels. Zur Zeit der Pest im Jahre 1713 war das Schlösschen ein Cvntumaz- haus. Von den Freiherren von Riesenfels kaufte die Stadt im Jahre 1782 einen Wiesengrund zur Erbauung eines Schulhauses (Sierninger­ straße Nr. 69). Das Herrenhaus oder Sondersiechen- h aus (Sierningerstraße Nr. 115) mit der Drei­ faltigkeitskapelle wurde von der Stadt und einigen Bürgern erbaut, vorzüglich von Benedict Aettl, der 1578 starb, und von Ulrich Lichtenberger und seiner Gattin, welche 1569 starben und 4000 fl. dazu bestimmten. Abt Anselm von Garsten consecrierte im Jahre 1694 den Altar in der Kapelle. Das Herrenhaus ist nun ein Unterstandshaus für Sieche mit einem Beleg- raum für 50 Personen. Weiters ist in der Sierningerstraße noch zu erwähnen das neue städtische Armenverpflegshaus. — Die Steyrer Bürger Karl Fellerer, Adolf Gottwald, Leopold Kammerhofer sen., Leopold Putz, Victor Stigler und Ludwig Werndl er­ ließen im Jahre 1878 einen Aufruf zu Beiträgen für den Bau eines neuen Armen­ hauses und für die Bildung eines Fondes zur Verpflegung der in demselben unter­ zubringenden Armen. Die Sammlung ergab 39437 fl. 83 kr. Diese und das von der Frau Elise Duckart zum Bau des Bürgerspitals legierte Capital von 20000 fl., sowie das für Hermine Blaschke onerierte Capital von 22700 fl. bildeten den Baufond. Der Bau, welcher 1882 begonnen und 1883 vollendet wurde, kostete 42655 fl. 02 kr. Der Restbetrag wurde zur Erhaltung des Gebäudes und zur seinerzeitigen Ver­ größerung des Bürgertractes bestimmt. Das Armenhaus hat dermalen einen Be­ legraum für 85 Personen. Die Spenden für den Armenverpflegsfond waren bis zum Jahre 1885 auf 46350 fl. ö. W. gestiegen. Die jährlichen Zinsen sind zufolge des Stiftbriefes vom 20. April 1885 zur Bestreitung des Unterhaltes der Pfleglinge bestimmt und werden an das Armeninstitut in Steyr abgeführt, welches die Mehrkosten deckt. Die Badgasse. Von F. Kulstrunk.

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