Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

189 Feld von den dem Spitale gehörigen Stadlhoffeldern oberhalb Steyrdorf und legte hier einen neuen Friedhof an, den man mit Mauern umfieng, welche erst 1584 vollendet wurden. Auf dem Thore über demselben ist nebst dem Stadtwappen noch folgende Inschrift zu sehen: „Bedenk, Mensch, dass wir sterblich seyn; Du gehest für, aus und ein, Glaube an Christum, den Herrn; So wirdest nit ewig sterben, Tausend fünfhundert achtzig vier Baut die Steyrer-Stadt das Schlafs-Haus hier. Auferstehn und ewigs Leben Wird uns Gott aus gnaden geben," Im Jahre 1628 wurde der Friedhof vom Abte von Garsten feierlich eingeweiht, was zu den Zeiten des herrschenden Protestantismus unterblieben war. Der erste Mann, der hier begraben wurde, hieß Fidelberger, weshalb der Friedhof lange Jahre der Fidelberg genannt wurde. Im Jahre 1891 wurde der Friedhof gegen Osten zu bedeutend erweitert, Rings um den alten Theil laufen Arcaden, an deren Wänden schöne Epitaphien zu sehen sind. Unter den Arcaden sind die Grüfte, In der Mitte des Friedhofes befindet sich eine Kapelle, in welcher zufolge einer Stiftung der Witwe eines Rathsherrn von Steyr, Ursula Maximilian« Scheyrer, vom Jahre 1690 an den Quatembertagen eine Messe gelesen wird. Als 1713 die Pest wüthete, begrub man die Opfer derselben theils auf der Wiese bei St. Anna, theils auf der Anhöhe bei der Bertholdikapelle an der Straße nach Garsten, Als ältestes Denkmal im Friedhofe gilt der beim Eingänge eingemauerte Stein mit dem Wappen der Grünthaller, Egge, Schönburg und Raide, Im neuen Theile befindet sich das im Jahre 1892 errichtete Grabdenkmal des Generaldirectors der Waffenfabrik Josef Werndl, welches ihm seine Töchter von dem berühmten Bildhauer Tilgner fertigen ließen. Sehenswert ist auch die Gruft der Familie Aichinger, Ferner ist noch zu erwähnen die Grabstätte des int Jahre 1849 verstorbenen Dialect- dichters Anton Schosser, Vom Schnallenberg heruntersteigend ziveigt rechts die Straße nach Wolfern, dann der Wieserfeldplatz ab, — Als im 16. Jahrhundert das Handwerk der Messerer sich mehrte, fieng man 1543 und 1544 an, die Wiesen und Felder vor den Mauern Steyrdorfs zu verbauen, wodurch der Stadttheil Wieserfeld entstand. Die Säule am Wieserfeldplatz wurde anfangs des vorigen Jahrhunderts zur Erinnerung an die Pest errichtet, - Der Stadttheil Wieserfeld wurde 1842 zum größten Theil ein Raub der Flammen, Hier befindet sich eine Kleinkinderbewahranstalt (Nr, 6) und die Schutz­ anstalt für verwaiste Kinder (Nr, 18), beide von Kreuzschwestern geleitet. Parallel zum Wieserfeldplatz verläuft die Schuhboden- und Mittere Gasse, in welcher der katholische Gesellenverein ein Vereinshaus (Nr, 19) besitzt. In der Sierningerstraße verdient erwähnt zu werden das Bruderhaus (‘Dir. 53), ein Versorgungshaus für arme Gemeindeangehörige, mit einem spätgothischen Kirchlein, lvelches 1511 von Hans Lueger, einem Bürger zu Steyr, der 1521 Stadtrichter war und 1539 starb, mit Bewilligung des Abtes von Garsten zu Ehren des hl. Antonius erbaut wurde. Über die anfängliche Stiftung des Bruderhauses, einst Gemeinkasten genannt, liegen keine Nachrichten vor. Aus dem Freibriefe Kaiser Maximilians I. vom Jahre 1512 über die Güter, die Lueger dazu gestiftet, ist zu entnehmen, dass ersterer der Stifter oder doch ein großer Wohlthäter desselben gewesen ist, Veit Pfeffert schenkte 1527 dem Bruderhaus sein £ kuu "t Grünmarkt, Als zweiter Stifter ist Hans Fuxberger, ein reicher Mann und Bürgermeister von Steyr, anzusehen, der 1542 starb und es in seinem Testamente reich bedachte. Im Jahre 1616 wurde hier wieder der erste katholische Gottesdienst abgehalten, — 1628 erhielten die Witwen des 1627 gerichteten Madlseder und Holzmüller, nachdem sie katholisch geworden waren, die kaiserliche Bewilligung, die noch immer

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