Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

188 Familie Numpl und hieß dann Rumplbad. Seit 1697 ist eS im Besitze der Familie Schreiner. — In der Fabriksstraße stehen die Objecte II und in der Waffenfabrik. Tie directe Verlängerung der Kirchengasse ist die Gleinkergaffe. In dieser ist zu bemerken das Rococohaus Nr. 14. — Im Gastbause „Zum grünen Baum" (Nr. 16) befindet sich das Betlocale der israelitischen Cnltnsgemeinde. — Seit dem Jahre 1867 bestand in Steyr ein israelitischer Cultusverein, welcher im Jahre 1892 aus Grund des Gesetzes zur Regelung der israelitischen Cultusge- meinden in eine Cultusgemeinde für den Stadt- und Landbezirk Steyr und den Bezirk Kirchdorf umgewandelt ivurde. Dieselbe unterhält das erwähnte Betlocale und eine Schule für den mosaischen Religionsunterricht der Jugend. Seit dem Jahre 1872 besteht für die israelitischen Glaubensgenossen, deren es dermalen circa 200 gibt, neben dem katholischen Friedhof ein israelitischer Friedhof. Ferner befindet sich in der Gleinkergasse Nr. 29 das evangelische Bst­ und Pfarrhaus. — Seit 1877 besteht in Steyr ein evangelisches Pfarramt. Vor dieser Zeit waren die evangelischen Bewohner Steyrs nach Neukematen ein- gepsarrt. Ter erste Pfarrer der jungen, selbständigen Kirchengemeinde Steyr war C. Frevler, der nach vierjähriger Amtsthätigkeit die Gemeinde verließ. Nun wurde sie eine Filiale von Linz, bis nach siebenjähriger Vacanz die hiesige Pfarrstelle int Jahre 1888 wieder zur Besetzung kam. Doch sollte dem damals berufenen Seel­ sorger A. H. Kotschy in Steyr nur eine kurze Zeit der Wirksamkeit beschieden sein, denn schon int Juli des Jahres 1890 starb er. Gegenwärtig ist Pfarrer R. Johne der Seelsorger der hiesigen evangelischen Gemeinde. Der Sprengel des evangelischen Pfarramtes Steyr erstreckt sich bis nach Waidhofen an der Pbbs, Kleinreifling und Windisch-Garsten, umfasst also vorzüglich die südöstliche Hälfte des Bezirkes Steyr, dessen nordwestlicher Theil zu dem Bereich des evangelischen Pfarramtes Neukeniaten gehört. Die Seelenzahl der evangelischen Gemeinde Steyr dürfte 400 nur um weniges übersteigen. Zu den Functionen des Pfarrers gehört außer der Amts­ thätigkeit und Ertheilung des Religionsunterrichtes in Steyr die Pastorierung der Sträflinge evangelisch christlichen Bekenntnisses in Garsten. — Die Gemeinde besitzt als Eigenthum das erwähnte Haus, in welchem sich der Betsaal und die Psarr- wohnung befinden; doch strebt sie, hauptsächlich weil der Betsaal zu klein ist und hart an einer geräuschvollen Straße liegt, den Bau einer Kirche an und wird hierin vom hiesigen evangelischen Kirchenbau-Vereine unterstützt. Außer diesem Verein existiert in der evangelischen Gemeinde Steyr noch ein Ortsverein der Gustav Adolf-Stiftung. Ten Beschluss der Gleinkergasse bildet das alterthümlichste und größte der noch erhaltenen Stadtthore, das Schnallenthor, welches 1613 erbaut wurde; durch dasselbe führt die Straße nach Gleink und Enns. Das sog. Messererkreuz am Schnallenberg wurde 1715 zur Erinnerung an die glücklich überstandene Pest errichtet. Rechts vom Thore liegt der städtische Friedhof. Zur Zeit, als Steyr noch von Garsten aus pastorisiert wurde, begrub man die Leichen im Gottesacker zu Garsten. Als dann 1305 bei der Spitalskirche ein Friedhof angelegt wurde, mussten die Steyrer Bürger dem Abte von Garsten als Pfarrer von Steyr einen Revers ausstellen, aus demselben nur jene zu beerdigen, die int Spitale versterben würden. — Ta jedoch in der Folge die Bürger der Beerdigung in Garsten wider­ strebten, wurde diese in der Pfarrkirckie und int Friedhöfe um dieselbe gestattet, in tvelchem Sinne auch K. Albrecht 11. im Jahre 1437 entschied. Als die Opfer der Pest int Jahre 1541 den kleinen Friedhof bei der Pfarrkirche überfüllten, errichtete man durch Vermittlung des Burggrafen hinter dem Bruderhaus, int Weichselgarten, einen neuen Friedhof, der 1542 von Heinrich Kurz, Weihbischof zu Passau, consecriert wurde. Doch auch dieser erwies sich bald zu klein und reichte int Pestjahre 1569 nicht mehr aus. Wie nun gar eilt Theil desselben nach anhaltendem Regen sammt den unverwesten Leichen gegen die Steyr zu abstürzte, erkaufte der Magistrat ein

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