Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

186 Vereine der Schulfreunde unterhaltenen Suppenanstalt und des Knabenhortes, eines Asyles für schulpflichtige Knaben, die von ihren Eltern während der schulfreien Zeit nicht beaufsichtigt werden sönnen. — Die zur Kirche und zur Schule führende Doppelstiege wurde im Jahre 1892 durch den Vorstadtpfarrer und Ehrendomherrn Johann Dürrnberger renoviert und hier die Statue des hl. Johann von Nepomuk aufgestellt. Rechts von der Steyrbrücke am linken Ufer der Steyr steht eine Mühle, die schon 1082 urkundlich erwähnt wird und einst zum Spitale gehörte, und neben der­ selben eine Lederstampfe, an bereit Stelle nach der Volkssage die erste Romer- schmiede stand. Vom M i ch a e l e r p l a tz e führt rechts die im Jahre 1891 neu regulierte Schlüssel­ hofgasse in die Vorstadt Ort. An deren Anfange stand einst das Ortlthor. Am Ausgange der Schlüsselhofgasse liegt die Bräuerei des Anton von Jäger (9ir. 59) mit Garten, ehemals den Jesuiten gehörig, und die im Jahre 1889 von der Stadt er­ baute Normalkaserne mit Officierspavillon (Nr. 42 und 63). Hinter derselben gegen die Lanberleiten zu liegt der große Exereierplatz. Die Schießstätte hingegen befindet sich an der Eisenstraße in der Nähe von Sand. Die Garnison Steyrs bildet das k. u. k. Feldjäger-Bataillon, das sich aus Oberösterreichern mattiert. Ein kurzer Abriss seiner Geschichte möge hier Platz finden. Nachdem am 1. September 1808 das ehemalige Jägerregiment aufgelassen und in neun selbständige Divisionen umgewandelt, aus diesen aber ant 1. December desselben Jahres Bataillone errichtet wurden, feierte auch unser 3. Bataillon den ersten Geburtstag. Schon im nächsten Jahre, am 14. April, erlebte es die Feuertaufe bei Ursensollen, wo es, wie der Divisionär FML. Frensel berichtet, „mit unerschrockener Standhaftigkeit den feindlichen übermächtigen Anfällen Widerstand leistete." Es verlor damals 144 Alaun. Hernach wirkte es an der Deckung des Rück­ zuges der Österreicher durch Böhmen rühmlichst mit. Gegen Ende 1809 bezog es in Efferding Winterquartier. In den Befreiungskriegen erntete es großen Ruhm; ins­ besondere bei Gelnhausen, bei der Erstürmung von Hanau (1813), in den Gefechten bei Brienne, Ronay und Nogent (1814), wo sich der Hauptmann des Bataillons Saintenoi die höchste militärische Auszeichnung Österreichs, das Ritterkreuz des Maria - Theresien - Ordens, erfocht. Am 2. April 1814 marschierten die Dreier- Jäger durch Paris und kehrten ivieder nach Deutschland, beziehungsiveise Österreich zurück, worauf das Bataillon in den Jahren 1816—1820 in Braunau verblieb. Dann wurde es zur Bekämpfung des Aufstandes in Neapel verwendet, wohin es nach vielen Beschwerden und Gefahren (Erstürmung der Hohen bei Riet«) am 24. März 1821 einzog. Beim Marsche durch Rom erhielt es den päpstlichen Segen. In der langen Friedenszeit von 1827—1848 lag das wackere Bataillon in verschiedenen Garnisonen Österreichs und Italiens. Während des Aufstandes im Jahre 1848 wurde es in Tirol verwendet. Am 23. März 1849 kämpfte es ruhmvoll unter Radetzky bei Novara. In bett folgenden Jahren marschierte es wieder nach Deutschland, Böhmen und nach Verona zurück, dann nach Dalmatien, und nachdem es (1855) in Kaiser-Ebersdorf an Cholera viel gelitten, zog" es nach Mauer bet Wien. Im Feldzuge des Jahres 1859 gegen Italien und Frankreich traf es am 20. Mai mit dem Feinde bei Montebello zusammen. Hier entwickelte es solche heroische Heldenkraft und Aufopferung, dass es die Bewunderung aller und die ehrenvolle Anerkennung des Kaisers erhielt. Hier fiel auch der tapfere Bataillons-Commandant Oberstlieutenant Alexander von Cantes; außerdem traf die Todeswunde zwei Officiere und 58 Mann. Auf der Promenade in Linz wurde den Wackeren ein Monument errichtet. Auch an der Schlacht bei Solferino nahmen die Dreier-Jäger theil. Im Feldzuge des Jahres 1866 kämpfte das Bataillon im Norden und verlor in der Schlacht bei Königgrütz 3 Officiere und 119 Mann. Als 1881 der Aufstand in Dalmatien ausbrach, wurden auch die Dreier-Jäger zur Unterdrückung desselben hin-

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