Anton Rolleder - Heimatkunde von Steyr 1894

185 stantischen Gottesdienst abzustellen, die Schlüssel der Spital- und Brnderhauskirche auszufolgen und die Urbare und Stiftsbriefe nach Linz abzuliefern. Der protestantische Gottesdienst hörte zwar auf, die Schlüssel zur Bruderhaus- und Spitalkirche wurden jedoch erst 1616 übergeben. Der Magistrat widerstrebte der Einführung des katho­ lischen Gottesdienstes und wandte sich, doch ohne Erfolg, an den Kaiser. Im October 1617 wurde dann wieder der erste katholische Gottesdienst abgehalten. Die Spitalskirche wurde 1632 den Jesuiten übergeben, welche dieselbe bis zur Vollendung der Michaelerkirche benützten. Im Jahre 1786 wurde die Spitalskirche gesperrt und vom Btagistrate in ein Wohnhaus für die Priester der neu errichteten Vorstadtpfarre umgewandelt, über welche der Biagistrat das Patronat und die Vogtei erhielt. Am 6. August 1630 kam ein k. Befehl nach Steyr, den Jesuiten zur Erbauung einer Kirche und Errichtung eines Collegiums 11 Häuser auf der Anhöhe der Spitalskirche gegenüber zu überlassen, was auch geschah. DieM i ch a e l e r- kirche wurde dann im fol­ genden Jahre mit dem Colle­ gium zu bauen angefangen und 1677 vollendet. Das Meiste zum Bau derselben trugen der Fürst und die Fürstin von Eggenberg bei. Die Michaelerkirche gewährt durch ihren schönen regel­ mäßigen Bau, die zwei Thürme und hohe Front, worauf der Sturz der bösen Engel gemalt ist, einen hübschen Anblick. Sie hat einen Hochaltar, sechs Seiten­ altäre und eine Kapelle. Das Hochaltarbild, den Erzengel Michael darstellend, wurde im Jahre 1769 vom Maler und Zeichenmeister in Steyr Franz X. Gürtler gemacht; die Kreuzwegbilder sind vom Maler Pichler, die schöne Orgel, ein Werk Chris­ manns, kam 1787 nach der Auflösung des Klosters Garsten aus der dortigen Kirche hieher. — Im Jahre 1773 wurde der Jesuitenorden aufgehoben, das Colleginm aufgelöst und die St. Michaels­ kirche zur Vorstadtpsarrkirche erhoben. —• Im aufgehobenen Collegium im Ex-Jesuiten- gebäude wurde dann das Büchsenmacher-Lehrlings-Jnstitut untergebracht. Dieses Institut wurde 1824 aufgehoben, die Kanzlei für die k. k. Armaturs-Arbeiten blieb jedoch hier bis 1836. Von 1849 bis 1873 war hier der Sitz des k. k. Kreisgerichtes und wurden hier die Schwurgerichts-Verhandlungen abgehalten. Seit 1873 ist im zweiten Stockwerke die k. k. Staatsrealschule, und im ersten Stockwerke eine fünf: classige Knabenvolksschule untergebracht. Auch befinden sich hier die Locale der vom Der Tnborthurm. Von F Kulstrunk.

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